Elbeflut in Mecklenburg-Vorpommern: Katastrophenalarm aufgehobenSie sind noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen: Für die rund 14.000 Einwohner in der Elbregion zwischen Dömitz und Boizenburg ist das Jahrhunderthochwasser glimpflich verlaufen. Der Katastrophenalarm wurde nach einer Woche am Montagmittag aufgehoben. Im Landkreis Ludwigslust-Parchim hielten die Deiche dank kräftiger Verstärkung mit mehr als einer Million Sandsäcke den Wassermassen stand. Zeitweise bis zu 3.000 Fluthelfer wachten eine Woche lang Tag und Nacht an den Dämmen und stopften Sickerstellen. Überflutungen konnten verhindert werden, wie Andreas Bonin, Sprecher des Landkreises, bilanzierte.
Landrat Rolf Christiansen (
SPD) schätzte die Schäden für den Kreis vorsichtig auf mehr als zwei Millionen Euro. Das Gros davon entfalle auf den Hilfseinsatz und Baukosten, die Elbeflut habe nur geringe Sachschäden angerichtet, hieß es. Das Umweltministerium geht indes von Millionenschäden für die Bauern wegen überfluteter Felder aus. Die Elbe überschritt in diesem Jahr die Pegelstände der «Jahrhundertflut» von 2002 zeitweise noch um 60 bis 90 Zentimeter.
Unterdessen entspannt sich die Lage im mecklenburgischen Hochwassergebiet. Die Pegelstände der Elbe sinken sehr langsam, sie lagen laut dem Internetportal Pegelonline am Nachmittag in Dömitz stabil bei 6,28 Meter und in Boizenburg bei 6,38 Meter. Für Dienstag werden Wasserstände um 6,25 Metern in Dömitz und 6,35 Metern in Boizenburg erwartet. Normalerweise steht das Wasser der Elbe hier zwei bis drei Meter hoch.
Am Dienstag endet der Unterrichtsausfall an 19 Schulen, darunter im Schulzentrum Dömitz und am Gymnasium Boizenburg. Überall finde wieder regulärer Unterricht statt, sagte der Sprecher. Am Freitag ist in Mecklenburg-Vorpommern letzter Schultag vor den Sommerferien.
Nach dem schrittweisen Abzug von Bundeswehr und Technischem Hilfswerk blieben noch rund 500 Hilfskräfte und Freiwillige aus der Region vor Ort. Die Helfer seien mit dem Abbau der Sandsäcke zur Entlastung der durchweichten Deiche und mit Aufräumarbeiten beschäftigt.
Das Hochwasser-Bürgertelefon stellte seinen Betrieb ein. Die Alarmstufe wurde auf Stufe 3 herabgesetzt. Die Deiche würden aber noch regelmäßig auf mögliche Sickerstellen kontrolliert, sagte Bonin. Das Betreten der Dämme bleibe weiter streng verboten. Verkehrsbeschränkungen im hochwassergefährdeten Bereich waren bereits am Sonntag nach sieben Tagen aufgehoben worden.
Der Arbeitsstab «Hochwasser» im Innenministerium zur Koordinierung der Einsatzkräfte wurde nach zwölf Tagen aufgelöst. Innenminister Lorenz Caffier (
CDU) dankte allen Flut-Helfern, explizit der Bundeswehr. Beeindruckend sei gewesen, wie reibungslos Soldaten, Polizei, Freiwillige Feuerwehren, Technisches Hilfswerk, Rotes Kreuz, Arbeitersamariterbund und Freiwillige zusammen anpackten. Katastrophenschutz und Krisenmanagement des Landes hätten gut funktioniert, betonte Caffier.
In Partylaune ob der überstandenen Elbeflut zeigte sich auch Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD). Er gesellt sich am Dienstagabend zu einem großen Grillfest, das als Dankeschön für die Helfer des diesjährigen Elbehochwassers in Hagenow steigt, wie die Staatskanzlei mitteilte. (dpa)