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02.06.2016 | 18:10

Neun Tote bei Hochwasserkatastrophe - Weiter keine Entwarnung

Überschwemmungen Simbach
Während in überschwemmten Dörfern die Aufräumarbeiten laufen, gibt es in anderen Landstrichen heftigen Niederschlag und Überschwemmungen. Inzwischen zählen Rettungskräfte neun Tote. Meteorologen kündigen weitere Gewitterstürme an. (c) proplanta

Flutkatastrophe in Niederbayern: Tote, Vermisste und Millionenschaden



Nach dem verheerenden Hochwasser in Niederbayern wird nun das ganze Ausmaß der Katastrophe klar: Die Flutwelle hat fünf Menschen in den Tod gerissen, mehrere Anwohner wurden auch am Donnerstag noch vermisst. Orte wie Simbach am Inn und Triftern sind in weiten Teilen verwüstet. Viele Häuser stehen immer noch unter Wasser. Allein im Landkreis Rottal-Inn geht der Sachschaden in den dreistelligen Millionenbereich.

Politiker versprachen den Betroffenen rasche finanzielle Hilfen. Doch der Schrecken könnte weitergehen: Meteorologen rechnen in den kommenden Tagen weiter mit heftigen Gewittern und starkem Regen.

«Diese Hochwasserkatastrophe hat unendliches Leid über die Familien der Angehörigen gebracht, dazu kommen noch die großen Schäden an Hab und Gut vieler Menschen, die vor den Trümmern ihrer Existenz stehen», sagte der Landrat von Rottal-Inn, Michael Fahmüller (CSU). Die vom Hochwasser betroffene Fläche habe die doppelte Größe des Chiemsees.

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zeigte sich erschüttert: Die Bundesregierung trauere um die Menschen, für die die Hilfe zu spät gekommen sei, und sie trauere mit den Angehörigen, sagte sie in Berlin.

Ein 65-Jähriger und ein Ehepaar wurden am Donnerstagabend noch vermisst. In den überfluteten Räumen ihrer Häuser suchten Taucher nach ihnen, mussten aber den Einsatz wegen der starken Strömung des Wassers immer wieder abbrechen. Unter den Toten, die bereits am Mittwoch geborgen wurden, sind drei Frauen im Alter von 28, 56 und 78 Jahren. Es handele sich um Tochter, Mutter und Großmutter, berichtete ein Polizeisprecher. Die vierte Tote ist eine 80-Jährige. Ihr Haus in Untertürken wurde von der Gewalt der Wassermassen mitgerissen und zum Einsturz gebracht. Die Leiche wurde einige Kilometer weiter in Julbach in einem Bachbett entdeckt.

Am Donnerstag fanden Taucher noch die Leiche eines 75-Jährigen in seinem Haus in Simbach. Die Zahl der Toten könnte weiter steigen, denn viele Menschen sind noch in Sorge, weil sie Angehörige oder Freunde nicht erreichen können.

Für Trauer und Bestürzung haben viele Anwohner kaum Zeit. Mit Wasserpumpen, Schaufeln und Besen sind sie damit beschäftigt, die Spuren der Katastrophe zu beseitigen: Scherben von geborstenen Fensterscheiben, zerstörte Häuser und vor allem Schlamm. Auch Schuhe, Möbelreste und Treibgut schwimmen in der schmutzig-braunen Brühe, die vor allem in Simbach an manchen Stellen immer noch durch die Straßen schwappt. «Wir gehen mit Gummistiefeln zum Arbeiten», beschrieb eine Sprecherin des Simbacher Bürgermeisters Klaus Schmid die Lage.

In Simbach befreite das Technische Hilfswerk Menschen, die in ihren Häusern von den Wassermassen eingeschlossen waren. Mancherorts gab es kein Wasser und keinen Strom - Supermärkte mussten deshalb verdorbene Waren wegwerfen. Auch mehrere Schulen sollten bis einschließlich Freitag geschlossen bleiben.

Politiker reagierten schockiert. «Klar ist: Der Freistaat Bayern wird die Geschädigten, die zum Teil ihr ganzes Zuhause verloren haben, nicht alleine lassen, sondern - wo immer nötig - schnell und unbürokratisch helfen», sagte Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) in München. Die Bundeswehr steht abrufbereit für Hilfseinsätze. Das von Finanzminister Markus Söder (CSU) versprochene Sofortgeld steht schon bereit. Nach Auskunft des Landratsamtes Passau bekommen Betroffene 1500 Euro pro Haushalt; spätestens ab Montag werde das Geld ausgezahlt. Der Landkreis Rottal-Inn eröffnete ein Spendenkonto und auch das Bistum Passau sagte 300 Euro für jeden betroffenen Haushalt zu.

Umweltministerin Ulrike Scharf (CSU) sprach angesichts des Tempos der Flutwelle von einem neuen Phänomen: Wolken, die sich über ein eng umgrenztes Gebiet besonders stark abregnen. «Wir müssen künftig auch in Gebieten aktiv werden, die für Hochwasserschäden bisher nicht bekannt waren», erklärte sie. Neben großen Flüssen müssten Hochwasserschutz-Experten auch kleinere Gewässer in den Blick nehmen.

Auch im Landkreis Passau waren einige Orte vom Hochwasser betroffen, vor allem Bad Griesbach. Landrat Franz Meyer (CSU) sprach von einem Schaden in zweistelliger Millionenhöhe. Passau selbst kam glimpflich davon: Zwei Uferstraßen mussten gesperrt werden, der vorhergesagte Höchststand der Wassermassen wurde jedoch nicht erreicht. Behörden und Einsatzkräfte von Feuerwehr und THW blieben aber in Alarmbereitschaft.

Die Polizei lobte die Hilfsbereitschaft der Menschen, allerdings wurden einige Plünderer festgenommen. Auch Autofahrer sorgten für zusätzliche Arbeit, weil sie Straßensperren ignorierten. Deshalb sei es zu mehreren Unfällen gekommen, berichtete die Polizei. Das halte von der wichtigen Arbeit ab, nach Vermissten zu suchen und Menschenleben zu retten. Viele Straßen seien völlig unterspült, auch Brücken und Überführungen seien einsturzgefährdet.

Wie hoch der Schaden in ganz Niederbayern ist, lässt sich nach Einschätzung der Versicherungskammer Bayern noch nicht sagen. Die Kammer verwies auf ihre kostenfreie Schaden-Hotline 0800 6236 6236.
dpa
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