Greifswalder Moorexperte erhält Deutschen Umweltpreis
Der Moorexperte Hans Joosten wird mit dem hoch dotierten Deutschen Umweltpreis ausgezeichnet. Auch nach seiner Tätigkeit an der Universität Greifswald lassen ihn die Moore nicht los.
Hans Joosten hat ein besonderes Verhältnis zu Mooren. Bei deren Erforschung greift er schon einmal tief in den Untergrund oder nimmt Torf in dem Mund. «Mit dem Mund kann man natürlich bestimmte Sachen spüren, die man sonst nicht so gut spüren kann», erklärt er der Deutschen Presse-Agentur. Etwa, ob Sand in das Moor gespült wurde.
Für seine Forschung zu Mooren und sein Engagement für deren Schutz wird er nun mit dem Deutschen Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt ausgezeichnet. Er teilt sich den mit 500.000 Euro dotierten Preis mit der Biodiversitätsforscherin Katrin Böhning-Gaese.
Geboren wurde Joosten 1955 im südniederländischen Liessel. «Ich bin am Rand eines Moores geboren und aufgewachsen.» In den 1970er Jahren habe er sich im
Umweltschutz engagiert und zunehmend in die Moorkunde vertieft. Nach dem Biologiestudium und verschiedenen wissenschaftlichen Stationen holte ihn 1996 der Moorexperte und Träger des Alternativen Nobelpreises, Michael Succow, nach Greifswald. Zunächst war Joosten hier wissenschaftlicher Mitarbeiter. Schließlich leitete er hier bis Ende März dieses Jahres eine Arbeitsgruppe.
Moore seien heutzutage vor allem als Kohlenstoffspeicher wichtig, erklärt Joosten. Sie speicherten auf drei Prozent der Landfläche der Erde doppelt so viel
Kohlenstoff wie alle
Wälder, die 30 Prozent der Landfläche einnähmen. Doch Moore setzten den Kohlenstoff als Treibhausgas frei, wenn man sie trocken legt. «Und das ist großflächig in Deutschland und in Europa geschehen.» Deshalb müsse man sich mit Mooren beschäftigen, wenn man den
Klimawandel eindämmen wolle.
Joosten hat mehr als 600 Publikationen und mehrere Auszeichnungen vorzuweisen. Er war unter anderem ein Hauptautor im
Weltklimarat IPCC. 2015 gründete er zusammen mit Partnern das Greifswald Moor Centrum. Seinen Anteil des Preisgeldes des Deutschen Umweltpreises will er in die dortige Moorbibliothek investieren. Man habe gerade ein Gebäude gekauft. Die Bibliothek soll zu einem globalen Zentrum der Moorkunde werden.
Auch nach dem Ende seiner Tätigkeit an der Universität lassen Joosten die Moore nicht los. Seine Kinder hätten bemerkt, dass er keine freie Minute hinzubekommen habe. «Ich mach das alles zum Spaß.» Joostens Lieblingsmoore befinden sich übrigens im Permafrost der nördlichen Tundra, etwa in Sibirien oder Alaska. «Diese
Landschaft, die gefällt mir am meisten.» Sie erinnere ihn an die Weite an seinem Wohnort bei Greifswald.