Gerade an schwülen Sommertagen folgen die
Rehe demnach nur noch blind ihrem Trieb und vergessen jede Vorsicht. Autofahrer müssen daher auch tagsüber mit Wildwechsel rechnen. Nach Angaben der Deutschen Wildtier Stiftung ist keine andere Schalenwildart derart häufig in Wildunfälle verwickelt: Jedes Jahr verenden mehr als 200.000 Rehe bundesweit im
Straßenverkehr. «Die Dunkelziffer ist hoch, denn nicht jeder Wildunfall wird automatisch der Polizei gemeldet und statistisch erfasst», sagte Goris.
Abseits der Straßen können Naturfreunde die Brunft der Rehe jedoch genießen. «Die Böcke sind derzeit fleißig dabei, ihr Revier zu markieren», sagte der Tierarzt und Wildbiologe Moritz Franz-Gerstein. Dafür verteilt der Bock ein Sekret aus einer Duftdrüse an seiner Stirn an Sträuchern und Zweigen. «In diesem Rausch lassen sie sich von ein paar Spaziergängen nicht stören.»
Die Tragzeit des Rehs ist relativ lang: Die Rehkitze werden nach der Paarung erst rund 40 Wochen später im Mai und Juni des folgenden Jahres geboren. Grund sei das Phänomen der sogenannten Eiruhe, erklärte Goris: Ein Trick der Natur, um den Nachwuchs vor der kalten, nahrungsarmen Jahreszeit zu bewahren. Erst rund fünf Monate nach der Befruchtung im Dezember sei die Eiruhe beendet und der Nachwuchs wachse plötzlich in der Gebärmutter weiter. «Wenn die Kitze dann neuneinhalb Monate später geboren werden, ist endlich Frühling.»