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01.11.2019 | 13:50 | PFC-Grenzwerte gefordert 

Angst vor giftiger Chemikalie in Bayern

München - Möglicherweise krebsfördernde Chemikalien belasten an mehr Orten in Bayern den Boden oder das Grundwasser als bislang angenommen.

Belastetes Wasser?
Krebs, Darmerkrankungen, sinkende Fruchtbarkeit - die wenig bekannte Chemikalie PFC scheint äußerst schädlich für den Menschen zu sein. Was bedeutet das für die belasteten Böden und Gewässer in Bayern? (c) proplanta
Dies geht aus der Antwort einer parlamentarischen Anfrage der SPD-Landtagsfraktion an das Umweltministerium hervor, die der Deutschen Presse-Agentur in München vorliegt.

Demnach sind neben Industriestandorten und Bundeswehrstützpunkten auch aktive wie ehemalige Gebiete des US-Militärs von der Belastung mit per- und polyfluorierten Chemikalien (PFC) betroffen. Ebenfalls nachgewiesen wurde PFC in den Flüssen Maisach und Moosach. Insgesamt sind 25 Standorte bekannt, teilweise soll aber deren Umgebung belastet sein.

PFC ist ein schwer abbaubarer Stoff und steht im Verdacht, krebsfördernd zu sein. Neben Hoden- und Nierenkrebs wurde laut Umweltbundesamt unter anderem ein Zusammenhang zu Erkrankungen des Darms und der Schilddrüse nachgewiesen. Außerdem stünden einige PFC im Verdacht, die Fruchtbarkeit negativ zu beeinflussen. Über den Boden können die Chemikalien auch in das Grundwasser und in Lebensmittel gelangen bis sie schließlich im Körper landen.

Aus Angst vor der giftigen Chemikalie auf dem Gelände des Militärflugplatzes Manching (Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm) hatte die dortige Kommune Deutschlands Klage gegen die Bundesrepublik eingereicht, bei der es um Schadenersatzansprüche wegen PFC-Belastung geht.

Bewohner von Manching fürchten aber nicht nur um ihre Gesundheit, sondern auch um eine Wertminderung ihrer Grundstücke. Im Juni hatten Behörden zudem davor gewarnt, Fische aus den umliegenden Gewässern des Flughafens zu essen.

Die Landtags-SPD fordert deshalb Grenzwerte für PFC in Lebensmitteln. Bisher gebe es zwar Empfehlungen der EU, wie viel der Chemikalien pro Woche maximal aufgenommen werden sollten, es sei jedoch schwer, aus den gefundenen Mengen in Böden und Wasser genaue Rückschlüsse auf Lebensmittel zu ziehen, sagte SPD-Verbraucherschützer Florian von Brunn. Er sieht daher die Staatsregierung in der Pflicht und fordert eine flächendeckende Überprüfung von PFC-Werten in Lebensmitteln. Weil die maximale Aufnahmemenge vom Körpergewicht abhänge, seien Kinder besonders von PFC-belastetem Essen betroffen.

Das zuständige Umweltministerium betonte auf Anfrage, dass bereits seit 2006 spezielle Proben im Land genommen würden, um mögliche Gefahren schnell zu entdecken. PFC-Belastungen sowohl von militärischen als auch von zivilen Flughäfen stammten aus Löschschäumen, die entweder bei Brandereignissen oder im Übungsbetrieb eingesetzt würden, sagte eine Sprecherin.

«Der Flughafen Nürnberg ist derzeit nach Kenntnis des Landesamtes für Umwelt der einzige Zivilflughafen in Bayern, bei dem durch Untersuchungen eine PFC-Belastung nachgewiesen wurde.

Von Brunn forderte außerdem verpflichtende Oberwerte für PFC in Lebensmitteln nach dem Vorbild Baden-Württembergs: «Wir können nicht warten, bis das zuständige Bundesinstitut für Risikobewertung endlich in die Puschen kommt», sagte er der Deutschen Presse-Agentur in München. Er kündigte an, das Thema zeitnah auch im Landtag auf die Tagesordnung setzen zu wollen.
dpa/lby
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