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31.01.2016 | 15:08 | Invasive-Arten 

Angst vor Japanischem Staudenknöterich & Co.

Bonn - Es gibt Leute, die Waschbären putzig finden. Doch ihr recht harmloses Aussehen kann täuschen.

Japanischer Staudenknöterich
Aus aller Welt eingeschleppte Tier- und Pflanzenarten überrumpeln heimische Artgenossen und breiten sich mitunter rasend schnell aus. Was tun gegen Waschbär, Japanischen Staudenknöterich und Schwarzmundgrundel? Experten grübeln über Gegenstrategien. (c) proplanta
Das erlebte auch die Polizei Paderborn, die bei der Suche nach einem vermeintlichen Einbrecher in einem Haus eines der Tiere aufspürte: «Dann brach die Hölle los», berichteten die Beamten.

Der ertappte Waschbär verwüstete die Wohnung und erst die Feuerwehr konnte das Tier einfangen. Vor 200 Jahren wäre so etwas undenkbar gewesen. Denn da gab es noch keine Waschbären in Deutschland.

Der Eindringling mit dem wissenschaftlichen Namen Procyon lotor ist die vielleicht bekannteste invasive Art in Deutschland, deren wachsende Zahl Naturschützern Kopfzerbrechen bereitet. Invasive Arten sind ursprünglich nicht heimische Tiere und Pflanzen, die durch Menschen den Weg in hiesige Gefilde gefunden haben - und Flora und Fauna ordentlich zusetzen. Sie bedrohen alteingesessene Spezies, übertragen Krankheiten und lassen biologische Monotonie entstehen.

«Die Zahl der gebietsfremden Arten, die zu uns kommen und unerwünschte Auswirkungen haben oder haben können, ist in den vergangenen Jahren tendenziell gestiegen», sagt die Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN), Beate Jessel. Ein neues vom BfN veröffentlichtes Handbuch bündelt das Wissen über solche Spezies - verbunden mit der Frage, wie sie zu stoppen sind.

Es geht um Tiere wie den Waschbären oder den kleinen Fisch Schwarzmundgrundel, aber auch um Pflanzen, wie den Japanische Staudenknöterich. «Er besiedelt in kurzer Zeit riesige Flächen, so dass die vorhandenen Vegetationsstrukturen komplett umgestaltet werden. Da wuchert dann nur noch dieser Staudenknöterich», beschreibt Jessel die Lage.

Zentral ist dabei, dass sich neue Arten erst gar nicht breit machen. «Wenn sich eine Art flächendeckend ausgebreitet hat und nachgewiesen invasiv ist - also ökologische oder ökonomische Schäden verursacht -, muss man ein Management schaffen, um die Schäden zu minimieren», sagt der Nabu-Naturschutzexperte Till Hopf. «Wenn sie bislang nur lokal vorkommt, muss man sie bekämpfen», sagt er. «So hart das klingt.»

Dass immer mehr solcher Tiere und Pflanzen bekannt werden, hängt auch mit der besseren Datenlage zusammen. Großer Treiber der Entwicklung ist allerdings die Globalisierung. «Invasive Arten breiten sich heute viel schneller als früher aus, weil der Mensch sehr viel mobiler geworden ist», erklärt Hopf und verweist etwa auf den Warenverkehr. Viele Tiere reisen auf Schiffen aus fernen Ländern ein.

Das BfN zählt bislang 81 invasive Arten in Deutschland, die nachgewiesen wurden. Mit dem Auftauchen von weiteren 24 werde in Kürze gerechnet. «Eine Art, die aktuell in Deutschland aufgetreten ist, ist das südamerikanische Heusenkraut», erklärt Präsidentin Jessel. Das Kraut werde gern in Aquarien oder Gartenteichen angepflanzt.

Obwohl sich der Handel bereit erklärt habe, die Pflanze nicht mehr zu verkaufen, wurde sie in einem kleinen Gewässer in Niedersachsen gefunden - Experten waren alarmiert. «Man konnte sie dort gerade noch rechtzeitig bekämpfen, in dem man sie komplett entfernte», sagt Jessel. Ihr Appell richtet sich auch an Verbraucher. Was im Gartencenter mit «sehr wüchsig» und «einfach zu vermehren» beschrieben werde, sollte Skepsis hervorrufen.

Dem Waschbären wurde das Übersiedeln aus Amerika einst noch verhältnismäßig leicht gemacht. Zwei Tierchen wurden nach Recherchen des BfN 1835 aus New Orleans von einem Seefahrer für die Pfaueninsel in Berlin mitgebracht. Später entkamen erste Exemplare von Zuchtfarmen. Heute hat sich der Waschbär vielerorts breitgemacht - oft zum Schaden anderer Tiere.

«In Brandenburg ist er ein großes Problem für den Naturschutz, weil er die heimischen Sumpfschildkröten bedrängt», berichtet BfN-Präsidentin Jessel. «Er beißt ihnen die Köpfe ab und gräbt deren Eier aus.»
dpa
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