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19.08.2008 | 05:42 | Artenschwund 

Artenvielfalt in der Agrarlandschaft durch Brachflächenschwund stark bedroht

Düsseldorf - Der NABU NRW warnt vor einem dramatischen Bestandesrückgang bei Arten der Agrarlandschaft.

Artenvielfalt in der Agrarlandschaft
(c) proplanta
Die Bestände von Feldlerche, Rebhuhn und Grauammer gingen seit Jahren kontinuierlich zurück. Vor allem die Intensivierung der Landwirtschaft und der Flächenverbrauch durch Bebauung führten zu diesen massiven Verlusten. Seit Herbst letzten Jahres werden zudem aufgrund eines EU-Beschlusses zur Aufhebung der Stilllegungspflicht Brachflächen in großer Zahl wieder unter den Pflug genommen.

Erste Erhebungen des Statistischen Bundesamtes bestätigen die schlimmsten Befürchtungen: In ganz Deutschland ging innerhalb eines Jahres mit rund 340.000 ha die Hälfte der Stilllegungsflächen verloren, in Nordrhein-Westfalen waren es mit 27.376 ha sogar 63 % der Brachflächen. „Umweltminister Uhlenberg muss diesen Trend in NRW sofort durch geeignete Gegenmaßnahmen stoppen, um den drohenden Verlust der biologischen Vielfalt unserer Agrarlandschaft noch zu verhindern“, so Josef Tumbrinck, Vorsitzender des NABU NRW.

Brachflächen seien in vielen Ackerbauregionen die letzten ökologischen Rückzugsräume. Ihr Blüten- und Insektenreichtum mache sie für Feldvogelarten wie die Feldlerche, das Rebhuhn und die Grauammer unverzichtbar. Hase, Hamster und weitere Kleinsäuger fänden hier ebenfalls Schutz und Nahrung.

„Ein Rückgang dieser Flächen zugunsten eines verstärkten Anbaus von Energiepflanzen wie Mais und Raps, aber auch von Getreide, wie er zurzeit überall zu beobachten sei, gefährdet die Artenvielfalt der Agrarlandschaft extrem“, erklärt Tumbrinck. Dabei machten speziell die Feldvogelarten den Naturschützern Sorge. So sei die Zahl der Brutpaare bei der Feldlerche seit 1999 landesweit um 10 % zurückgegangen. Regional seien die Bestände teilweise sogar um 20-50 % eingebrochen.

Auch beim Rebhuhn würden Bestandesrückgänge von bis zu 50 % beobachtet. „Der massive Verlust an Brachflächen stellt einen weiteren Intensivierungsschub in der Landwirtschaft dar, der den bisher schon beobachteten Rückgang von Feldlerche und Rebhuhn noch beschleunigen wird“, ist sich der NABU-Landesvorsitzende sicher. Ganz schlecht stünde es auch um die Grauammer, die massiv auf Brachflächen und Brachestreifen angewiesen wäre. Sie könne bei einem aktuellen Stand von lediglich 250 Brutpaaren einen zusätzlichen Verlust ihres sowieso schon knappen Lebensraumes gar nicht mehr verkraften.

Als Ersatz für die verloren gegangenen Stilllegungsflächen fordert der NABU die Einführung von "ökologischen Vorrangflächen" auf 10 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Zu den Vorrangflächen gehörten Blühflächen oder Blühstreifen, Buntbrachen, artenreiche Grünlandflächen oder Feldgehölze. In der Schweiz gibt es solche Vorrangflächen bereits seit 1999, und vor kurzem kündigte Großbritannien als Reaktion auf die Abschaffung der Stilllegung ein ähnliches Modell an, das als Voraussetzung zum Bezug der EU-Agrarzahlungen dient.

Der NABU NRW appelliert daher an die Landesregierung, diesen Beispielen zu folgen. „Nordrhein-Westfalen muss die Vorteile der Flächenstilllegung zum Schutz der biologischen Vielfalt erhalten und entsprechende Initiativen ergreifen“, fordert Tumbrinck. Dazu zähle insbesondere die Einrichtung eines Förderprogramms für die Arten der Feldflur, mit dem finanzielle Anreize geschaffen würden, Brachen zu erhalten oder neu zu schaffen. Nur so ließe sich der alarmierende Artenrückgang in der Kulturlandschaft bremsen. (PD)
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