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30.03.2014 | 13:05 | Marienkäfer 

Glückskäfer in Gefahr?

Siebenpunkt-Marienkäfer (Coccinella septempunctata)

Müssen Winzer den Harlekin-Käfer fürchten?



Kummer bereitete die Käfer-Invasions insbesondere den Winzern. In Nordamerika, wo der Käfer ebenfalls zu den Einwanderern zählt, verursachte er im Jahre 2001 erhebliche Beeinflussungen des Weingeschmacks, nachdem größere Mengen der Insekten ins Lesegut gelangt waren. Man spricht von einem „Marienkäferton“, beschrieben als „grünes Gemüse“ oder „angebrannte Erdnussbutter“.

Doch das Risiko einer Beeinträchtigung des Weingeschmacks erwies sich mittlerweile als deutlich geringer, als die Berichte aus den USA erwarten ließen. Forscher des Julius Kühn-Instituts (JKI) identifizierten 2-Isopropyl-3-Methoxypyrazin (IPMP) als die Substanz, die für den Fehlton im Wein verantwortlich ist. Und diese ist in beiden Marienkäferarten in gleicher Menge enthalten.

Die geruchlich und geschmacklich wahrnehmbare Schwelle von IPMP im Wein liegt bei 2 ng/l für Riesling und bei Spätburgunder bei 1 ng/l, entsprechend etwa zwei bis vier Käfern pro Kilogramm Trauben.

In Rebanlagen kommt es normalerweise nicht zu einer Massenversammlung von Blattläusen, der Hauptnahrung des Harlekin-Käfers. In den USA wurde beobachtet, dass sich die Käfer in anderen Kulturen mit starkem Blattlausbesatz vermehren und von dort zu den Reben abwandern können. Ob dies in Europa auch grundsätzlich möglich wäre, ist derzeit noch unklar.

Positiv tritt der Asiatische Marienkäfer als Gegenspieler der Blattreblaus in Erscheinung. Eine Abwanderung in die reifen Trauben wurde kaum beobachtet, und dann meist in durch Essigfäule und Botrytis vorgeschädigte Früchte. Eine allzu große Gefahr für den Geschmack der hiesigen Weine dürfte der Asiatische Marienkäfer daher eher nicht darstellen.

Stirbt der heimische Siebenpunkt durch den Neuankömmling aus?



Der Asiatische Marienkäfer ist in Europa mittlerweile flächendeckend verbreitet. Bestandsaufnahmen des JKI von 2009 bis 2012 ergaben, dass er zur häufigsten Marienkäferart in Wein- und Obstanlagen geworden ist. Doch trotz der Verschiebung in den Dominanzverhältnissen der Marienkäferarten gab es keine Anzeichen für eine Ausrottung heimischer Käfer. Auch der Siebenpunkt zeigt sich durchaus konkurrenzstark und war bei den Untersuchungen immer die zweithäufigste Art. Dass Vögel übrigens beide gleichermaßen bitter schmeckenden Käferarten verschmähen, liegt an ihrer Warntracht, die bereits die Ungenießbarkeit signalisiert.

Der Asiatische Marienkäfer ist eher als Lästling denn als Schädling einzustufen. Durch sein Aggregations-Verhalten versammeln sich im Herbst oft Hunderte von Käfern an sonnigen Hauswänden auf der Suche nach einem geschützten Winterquartier. Dort verbringen die Marienkäfer in Winterstarre die kalte Jahreszeit, geschützt durch ein körpereigenes Frostschutzmittel in Form von Glyzerin und anderen Zuckern. Unterschlupf können Laubhaufen oder Baumstümpfe bieten, aber auch Spalten in Mauern oder der Dachboden.

Wenn die Käfer in Häuser eindringen und dann von den Menschen gestört werden, reagieren sie mit so genanntem Reflexbluten als Abwehrmechanismus. Die Tiere sondern bei (vermeintlicher) Gefahr gelbliche Hämolymphe aus den Gelenken der Laufbeine ab. Das Sekret riecht nicht nur streng, es enthält auch Giftstoffe. Eingesetzt wird es von den Käfern eigentlich gegen Ameisen, die ihre Honigtau produzierenden Blattläuse gegen die räuberischen Marienkäfer verteidigen.

Für den Menschen ist dieses Wehrsekret ungefährlich, kann jedoch bei manchem allergische Reaktionen wie Hautreizungen und Atemwegsprobleme verursachen. Bisse von Marienkäfern sind zwar vor allem bei Massenauftreten der Tiere durchaus möglich, aber als harmlos einzustufen. Letztendlich muss man sich also weder vor dem Neubürger übermäßig fürchten, noch sich um den guten alten Glückskäfer mit seinen sieben Punkten ernsthaft sorgen. (proplanta)
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