Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
10.02.2018 | 11:34 | Übermäßiger Rotwildbestand 
Diskutiere mit... 
   1   2

Bäume im Harz leiden unter Rothirschen

St. Andreasberg / Schierke - Immer mehr Rothirsche verursachen im Nationalpark Harz durch zerbissene junge Bäume irreparable Waldschäden.

Hirsche
Der Wald im Nationalpark Harz soll allmählich zum Urwald werden. Doch dabei stört die wachsende Zahl von Rothirschen. Denn die Tiere beißen junge Bäume kaputt. Deshalb geht es ihnen jetzt an den Kragen. (c) Andy Rhodes - fotolia.com
Deshalb sollen künftig mehr Tiere geschossen werden. Für die kommende Jagdsaison sei geplant, knapp 900 Tiere zu erlegen, sagte die zuständige Fachbereichsleiterin der Nationalparkverwaltung, Sabine Bauling der Deutschen Presse-Agentur. Im laufenden Jagdjahr, dass Ende März zu Ende geht, wurden rund 740 Tiere geschossen, 50 mehr als im Vorjahr.

Auch rund um den Nationalpark nehme der Rotwildbestand im Harz seit Jahren zu, sagte der Sprecher der Niedersächsischen Landesforsten, Michael Rudolph. Dies gelte für Reviere sowohl in Niedersachsen als auch in Sachsen-Anhalt und Thüringen.

«Exakte Zahlen zum Gesamtbestand gibt es zwar nicht», sagte Rudolph. Auch weil Rotwild viel wandere. Nach Schätzungen des Rotwildringes lebten im vergangenen Frühjahr aber allein im niedersächsischen Teil des Harzes etwa 6.500 Tiere. Dies sind knapp doppelt so viele Tiere wie vor 25 Jahren.

Dass die Zahl der Tiere steige, lasse sich auch aus der Jagdstrecke schließen, sagte Florian Rölfing von der niedersächsischen Landesjägerschaft: Die Zahl der erlegten Tiere steige - mit Schwankungen - seit Jahren nicht nur im Harz, sondern auch in anderen Regionen um durchschnittlich knapp zwei Prozent pro Jahr.

Die Nationalparkverwaltung nennt mehrere Gründe für den wachsenden Rotwildbestand: «Die Tiere finden auf den landwirtschaftlichen Nutzflächen sehr viel energiereiche Nahrung», sagte Wildtier-Expertin Bauling. Und wenn - wie zuletzt durch «Friederike» - Stürme in den Wäldern größere Kahlflächen verursachten, wüchsen dort hinterher viele nahrhafte Kräuter. Hinzu kämen die vergleichsweise milden Winter, sagte Bauling: «Sie führen dazu, dass die natürliche Auslese nicht mehr funktioniert und auch schwächere Tiere hohe Überlebenschancen haben.»

Für den Nationalpark sei der wachsende Rotwildbestand ein zunehmendes Problem, sagte Bauling. Da die Wälder mittelfristig zu Urwäldern fortentwickelt werden sollen, werden in den früher von Fichten bestandenen mittleren und unteren Lagen seit Jahren mit großem Aufwand Laubbäume gepflanzt. Rotwild frisst zwar Gräser, Kräuter, Früchte, Flechten, Moos, Blätter und Knospen. Doch es schält auch gerne die Rinde junger Bäume ab. Und weil es zu viel Rotwild gebe, hätten viele der eigens gepflanzten Stämme kaum eine Überlebenschance, sagte Bauling.

Ein 2017 durchgeführtes sogenanntes Schäl- und Verbiss-Monitoring habe gezeigt, dass die Schäden noch größer seien als bei der vorangegangenen Erhebung im Jahr 2015, sagte Bauling. Schälstellen seien Einfallstore für Pilze und andere Fäulniserreger, die die Stämme schädigen oder ganz zum Absterben bringen.

Dies gehöre im Prinzip zwar zum Wald, sagte Bauling. «Aber wenn es überhand nimmt, so dass die natürliche Waldentwicklung gestört wird, ist es ein Problem.» Es verhindere, dass die Bäume im Nationalpark, wie eigentlich geplant, dick und alt werden und bis zu ihrem natürlichen Ende weiterwachsen können.

Zur «Sicherung der naturnahen Entwicklung», so schriebt die Nationalpark in seinem offiziellen Tätigkeitsbericht 2017, müsse «die Regulation der Wildbestände» deshalb intensiviert werden. Das heißt: Mehr Jagd auf die Tiere.
dpa
Kommentieren Kommentare lesen ( 1 )
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


Kommentare 
cource schrieb am 10.02.2018 11:38 Uhrzustimmen(15) widersprechen(8)
"..in den Wäldern größere Kahlflächen verursachten, wüchsen dort hinterher viele nahrhafte Kräuter..." genau und das gleiche passiert wenn das Rotild/Rehe den gehölzaufwuchs verhindert---die geizigen starrsinnigen forstmänner wurden auf festmeter holz getrimmt und können deshalb mit der "verschwenderischen mutter natur" nichts anfangen, weil sie sich selber erbarmungslos nach strich und faden ausbeuten glauben sie die natur nur nach dem nutzungs-/verwertungsprinzip beurteilen zu müssen---die bescheuerten schinder opfern ihr einmaliges leben der unermesslichen krankhaften gier
  Weitere Artikel zum Thema

 Weniger Schadholz führt zu Rückgang beim Holzeinschlag

 5,9 Millionen Kubikmeter Schadholz aus Thüringer Wäldern geräumt

 Weniger Holz in Brandenburgs Wäldern gefällt

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken

  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken