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03.07.2010 | 04:44 | Trockenheit und Hitze 

Bauern befürchten Hitzeschäden

Berlin - Die aktuelle Hitze treibt vielen Bauern nicht nur wegen der hohen Temperaturen den Schweiß auf die Stirn.

Bauern befürchten Hitzeschäden

Denn sie befürchten, dass die Trockenheit ihre Ernten spürbar schädigt. «Wenn das Wochenende so warm wird, wie die Wettevorhersage gesagt hat, dann gibt es echte Ausfälle bei Getreide», sagte Bauernpräsident Gerd Sonnleitner am Freitag. Dabei besagt eine alte Bauernregel: «Scheinet die Sonn' im Juli heiss, lohnt sie des Bauern Müh und Fleiß.»

Schon jetzt hat die Trockenheit zu Schäden an Getreidepflanzen geführt - nach Angaben des Bauernverbands vor allem in Norddeutschland, Brandenburg und Sachsen-Anhalt. «Auch meine bayerischen Kollegen waren ganz erschrocken», sagte Sonnleitner auf dem Deutschen Bauerntag am Freitag in Berlin, ein Treffen von mehreren hundert Landwirten.

Manche Bauern wollen retten, was zu retten ist und planen gar, Pflanzen in der Biogasanlage zu verwerten. Vor wenigen Wochen sah es noch anders aus. Wegen des kühlen Monats Mai lag die Ernte um etwa zehn Tage zurück. Dann kam Regen und wärmeres Wetter, und der Bauernverband rechnete mit einer Ernte von knapp 46 Millionen Tonnen Getreide. Das wären sieben Prozent weniger als im sehr guten Jahr 2009. Der Deutsche Raiffeisenverband rechnete mit rund 47 Millionen Tonnen. Dazu kam, dass stabilere Getreidepreise für Schwung am Markt sorgten.

Viele Bauern denken jetzt an die heißen Sommer vor vier und vor sieben Jahren. Im Jahr 2006 berichtete Sonnleitner, der Weizen brenne «direkt weg». Am ärgsten traf es damals die Bauern im Osten Deutschlands, aber auch in Niedersachsen und Teilen Süddeutschlands.

Die Getreideernte lag 2006 bei etwa 43 Millionen Tonnen. Noch extremer war die Dürre allerdings im Jahr 2003. Die aktuelle Hitze platzt ausgerechnet in eine Phase des Aufschwungs in der Landwirtschaft. «Es ist eine kleine Aufbruchstimmung - sie ist zwar nicht euphorisch, aber man ist insgesamt zuversichtlich», beschrieb Sonnleitner die Situation. Im gerade abgelaufenen Wirtschaftsjahr waren die Einkommen der Landwirte nach Schätzungen des Bauernverbands nicht höher als ein Jahr zuvor - der Effekt allmählich steigender Erzeugerpreise habe sich noch nicht ausgezahlt.

Nun blicken die Landwirte gespannt auf den Herbst. Dann will EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos seine Pläne für die EU-Agrarfinanzen ab 2014 vorstellen. Der Haushalt der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) hatte 2009 ein Volumen von etwa 55 Milliarden Euro, das sind rund 42 Prozent des gesamten EU-Budgets. Dazu zählen vor allem Direktbeihilfen und Gelder für die Entwicklung von Regionen auf dem Land. Deutschlands Bauern bekommen bisher sechs Milliarden Euro. Es ist fraglich, ob der Betrag erhalten bleibt.

Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) will sich jedenfalls dafür stark machen. Seit mehreren Jahren fordern die Bauern auch besondere Hilfen bei Wetterkapriolen. Die EU-Kommission prüft nun ein Versicherungssystem. Was staatliche Unterstützungen angeht, müssen sich die Bauern jedoch wohl auf härtere Zeiten einstellen. «Ich würde auch gerne von Hof zu Hof ziehen mit dem Füllhorn und das Geld verteilen», rief Aigner den Landwirten beim Bauerntag zu. «Aber diese Zeiten sind vorbei.»  (dpa)

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