Seine Ländereien gelten als Musterbetriebe für ökologische Landwirtschaft. Mitarbeitern schenkt er Fahrräder, seine Luxuskarosse Aston Martin fährt er mit Bio-Ethanol. Unermüdlich kämpft der adelige Vorzeige-Öko seit Jahrzehnten für den Erhalt des Regenwaldes. Der 61-Jährige treibt es weit, um im Einklang mit der Natur zu leben: Er spricht mit Pflanzen und meditiert in der Kalahari-Wüste.
Der Prinz von Wales hatte also allen Grund, zum Weltklimagipfel nach Kopenhagen zu reisen und der Welt ins Gewissen zu reden. Die Menschheit habe die Macht, den blauen Planeten in den Abgrund zu stürzen - oder «wieder ins Gleichgewicht zu rücken», sagte Charles am Dienstagabend. In grauem Anzug mit himmelblauem Einstecktuch sprach er vor den Zuhörern, darunter so prominenten wie Friedensnobelpreisträger Al Gore, UN-Generalsekretär Ban Ki Moon und dem dänischen Kronprinzen Frederik. Die Richtung, die in Kopenhagen vorgegeben wird, sei von «historischer Natur». Den Versprechen müssten nun Taten folgen, die «Schreie derjenigen, die unter dem
Klimawandel leiden», müssten endlich gehört werden.
Das besondere Anliegen des Prinzen ist es dabei, die Abholzung der Regenwälder zu stoppen. Das betonte er auch am Dienstagabend wieder. Und in dieser Mission war er in diesem Jahr schon durch Südamerika gereist. «Wir haben weniger als 100 Monate für die Veränderung unseres Verhaltens, bevor wir einen katastrophalen Klimawandel riskieren und unvorstellbaren Horror, den dies mit sich bringen würde», hatte der Thronfolger vor neun Monaten in Brasilien erklärt. Kritiker werfen Charles jedoch immer wieder vor, zwar ehrgeizig für den Umweltschutz einzutreten, aber mit seinen ständigen Reisen um die Welt selbst nicht konsequent genug beim
Klimaschutz zu sein.
In seinem Heimatland ist der Prinz jedenfalls nicht alleine unter den prominenten Weltenrettern. Modekönigin Vivienne Westwood stellte etwa ihre Kollektion für Frühjahr und Sommer 2010 unter das Motto «Regenwald» und liebt es, abgetragene Kleider im Dschungel-Design anzuziehen. Ex-Beatle Paul McCartney rief die Welt auf, zumindest montags kein Fleisch zu essen und so den massiven Ausstoß der
Treibhausgase durch Tiere zu verringern.
Das Ökobewusstsein des Prinzen wird auch von einem Deutschen bestimmt: Hartmut Vogtmann, Pionier des deutschen Ökolandbaus und Europas erster Inhaber eines Lehrstuhls für Ökolandbau. Der Umweltprofessor tauscht sich häufiger mit dem adeligen Biofan aus und half ihm beim Aufbau eines Forschungszentrums für Öko-Landbau, damit britische Bauern ihren Betrieb auf Ökoverfahren umstellen. 2002 erhielt Charles den Euro-Natur-Umweltpreis - aus Vogtmanns Händen. (dpa)