Der
Borkenkäfer habe sich so rasant vermehrt, dass zumindest der Buchdrucker auf der Suche nach neuen Bäumen auch andere Baumarten anfalle, berichtete der Landesbetrieb Wald und Holz NRW am Freitag. Der Buchdrucker ist den Angaben zufolge der wichtigste und gefährlichste Schädling in den Wäldern.
Fachleute hätten am Möhnesee im Kreis Soest einen toten Kieferbestand untersucht und dort jede Menge Buchdrucker gefunden, sagte Waldschutzexperte beim Landesbetrieb, Mathias Niesar, am Freitag. Bundesweit gebe es bisher keine vergleichbaren Meldungen. Der Buchdrucker bohrte sich bisher nur in alte Fichten ein und legte dort seine Eier ab.
Aus einer einzelnen
Fichte könne eine Nachkommenschaft von 1,5 Milliarden Käfern erwachsen, sagte Niesar. Die Masse der zur Zeit in der
Luft schwirrenden
Käfer sei aktuell um ein Zwölffaches höher als in normalen Borkenkäfer-Jahren.
Schon 200 Käfer, die sich in den Baum einbohrten, könnten eine Fichte töten. Wenn die vom Buchdrucker bevorzugten Altfichten nicht mehr vorhanden seien und als Ersatz auch keine Jungfichten, weiche der Buchdrucker wohl auf andere Baumarten aus. «In der Not frisst der Teufel Fliegen», sagte Niesar im übertragenden Sinn.
Der Schädling hat es demnach in NRW auch bei der Douglasie versucht und Eier abgelegt. Aber die Bäume seien so vital, dass sie sich erfolgreich mit Harz gewehrt und die Käfer erstickt hätten. Auch vom Niederrhein gebe es Meldungen, dass Kiefernbestände abgestorben seien. Ob Buchdrucker oder Kupferstecher, eine andere Borkenkäfer-Art, daran beteiligt waren, wollen die Fachleute noch untersuchen.
Es soll auch geklärt werden, ob auch Laubbäume durch den Borkenkäfer gefährdet sind: Dazu werden Buchdrucker an Buchen, Eichen oder auch an Erlen gelockt. «Dann wollen wir untersuchen, was die Tiere mit diesen Bäumen anfangen», sagte Niesar.
Aktuell gebe es keine Beschreibung, dass Buchdrucker Buchen attackiert hätten. Aber solche Berichte gebe es noch aus dem Borkenkäfer-Jahr 1948: «Dort ist berichtet worden aus Baden-Württemberg, dass Buchdrucker Buchen befallen haben.» Die Bäume seien allerdings nur angebohrt worden, Eier hätten die Käfer keine abgelegt.
Ausgangspunkt für die zur Zeit außerordentliche Borkenkäfer-Lage in NRW war den Angaben nach der extrem heiße und trockene Sommer 2018. «Das hat dem Borkenkäfer wunderbar gepasst und die konnten sich wunderbar vermehren», sagte Niesar.
Hoffnung auf eine kurzfristige Besserung der Lage gibt es nicht. Die aktuell feucht-kühle Witterung bremse die epidemische Ausbreitung der Borkenkäfer zwar kurzfristig etwas ab. Aber schon bei den nächsten Sonnenstrahlen fresse sich das Milliardenheer der Insekten weiter durch die
Wälder, stellte der Landesbetrieb fest. In keinem anderen Bundesland waren die Waldschäden im vergangenen Jahr durch Sturm, Trockenheit und Borkenkäfer größer als in Nordrhein-Westfalen.