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06.03.2021 | 05:46 | Wolfsmanagement 

Debatte um einfacheren Abschuss von Wölfen

München - Nach den Angriffen von Wölfen auf Damwild im Landkreis Bayreuth fordert Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) eine Senkung der Schutzvorgaben für Wölfe, so dass die Tiere leichter getötet werden dürfen.

Jagd auf Wölfe?
Die Bilder blutverschmierter Reh-Kadaver in Oberfranken haben für Betroffenheit gesorgt. Der Angriff von Wölfen auf ein Damwild-Gehege zieht eine neue Debatte über den Umgang mit dem streng geschützten Tier nach sich. (c) proplanta
Es müsse dringend gehandelt werden, sagte die Ministerin am Donnerstag. Sie habe sich mit ihrem Anliegen an Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) sowie an Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) gewandt. Letzterer wehrt Kritik ab und verweist auf die Zuständigkeit von Bund und EU.

Kaniber sagte, es dürfe keine Zeit mit Debatten darüber verloren werden, wie der Wolf zu schützen sei und wie er sich noch zahlreicher verbreiten könne. «Jetzt geht es um den Schutz der Weidetiere, bloße Entschädigung ist nämlich nicht die Lösung.

Die Weidetiere leisten wertvolle Landschaftspflege und sind Erwerbsgrundlage für viele Bauernfamilien und Schäfer. Die Wolfsbestände müssen frühzeitig reguliert werden.» Die entscheidende Frage laute: «Wie viele Wölfe verträgt unsere dicht besiedelte Kulturlandschaft?»

Glauber bezeichnete die Aussagen als Populismus und nicht hilfreich. «Kollegin Kaniber weiß doch selbst, dass der strenge Schutzstatus für den Wolf durch Bund und EU festgelegt wird. Die Bundesländer haben keine Möglichkeit, hiervon abweichende Regelungen zu treffen», sagte er.

Landwirtschafts- und Umweltverwaltung arbeiteten beim Thema Wolf ohnehin eng zusammen. So sei der Aktionsplan Wolf gemeinsam erarbeitet und mit dem Landwirtschaftsministerium beschlossen worden.

Dieser Aktionsplan lege fest, wie im Einzelfall vorzugehen sei. «Die Beratung der Weidetierhalter zum Herdenschutz läuft sogar allein bei der Landwirtschaftsverwaltung. Ich appelliere an die Weidetierhalter, von den Förderprogrammen Gebrauch zu machen. Mein Ziel ist es, die Weidetierhaltung auch in Zukunft zu erhalten», bekräftigte Glauber. Kaniber hatte davor gewarnt, dass aufgrund der Ausbreitung des Wolfes in manchen Regionen Landwirte möglicherweise aufgeben könnten.

Der Landesbund für Vogelschutz zeigte sich «verärgert, dass bei den aktuellen, reflexartigen Forderungen nach dem Abschuss einer streng geschützten Tierart nicht berücksichtigt wird, dass der Zaun der betroffenen Gatter in keiner Weise wolfssicher war und Wölfe an mehreren Stellen ohne Graben einfach durchschlüpfen konnten.» Die Behörden hätten trotz der seit Jahren bekannten Anwesenheit des Rudels die vorgesehene Beratung der Halter versäumt, die einen Anspruch auf Förderung eines wolfssicheren Zaunes gehabt hätten.

Zu den jüngsten Angriffen mit 25 getöteten Hirschen, Rehen und Schafen in Oberfranken sagte Umweltminister Glauber: «Die Situation vor Ort ist für die betroffenen Tierhalter sehr aufwühlend. Deshalb brauchen wir schnell Klarheit, was genau passiert ist.»

Das Landesamt für Umwelt (LfU) in Augsburg teilte am Donnerstag mit, dass die Spuren auf einen Wolf als Verursacher hindeuteten, die Analyse genetischer Proben aber noch andauere. Die Einzäunung des Geheges habe keinen gesonderten Schutz vor Wolfsübergriffen gehabt. Das LfU stelle nun kurzfristig verfügbares Zaunmaterial für Nutztierhalter in der betroffenen Region zur Verfügung.

Das LfU erinnerte an die seit dem Frühjahr 2020 bestehende Möglichkeit, umfangreiche Fördermittel zur Umsetzung von Herdenschutzmaßnahmen beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu beantragen. So würden beispielsweise Material- und Montagekosten für wolfsabweisende Zäune zu 100 Prozent übernommen. Zudem können Nutztierhalter Schäden durch Wolf, Bär oder Luchs über den «Ausgleichsfonds Große Beutegreifer» ersetzt bekommen.

Im Freistaat gibt es acht standorttreue Rudel beziehungsweise Einzeltiere: Zwei Rudel leben im Bayerischen Wald, darüber hinaus gibt es standorttreue Wölfe im Veldensteiner Forst, in der Rhön, im Manteler Forst und jeweils auf den Truppenübungsplätzen in Grafenwöhr und Hohenfels in der Oberpfalz sowie ein Einzeltier im Allgäu.

Immer wieder werden auch anderenorts in Bayern Wölfe nachgewiesen, darunter zuletzt in den Landkreisen Dachau und Amberg-Sulzbach. Laut LfU sind das zumeist durchwandernde Tiere.

Die Zahl der Wölfe in Bayern wächst seit einigen Jahren, die Tiere sind streng geschützt. Auch bundesweit steigt die Population der Wölfe laut LfU - pro Jahr um etwa 30 Prozent. Den Angaben nach leben in Deutschland seit 1996 wieder Wölfe. Seitdem sei kein Angriff auf Menschen bekannt. In der Regel reagierten Wölfe beim Anblick von Menschen vorsichtig und zögen sich zurück, so das LfU.

Wolfsichtungen



dpa/lby
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