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05.03.2022 | 15:07 | Krötenwanderung 

Dramatischer Rückgang von Amphibien-Beständen

Buckow / Potsdam - Rangerin Lea Potrafke ist in den kommenden Wochen in der Märkischen Schweiz bei Buckow (Märkisch-Oderland) auf Rettungsmission.

Amphibienwanderung
Frösche, Molche und ihre Artgenossen sind nicht mehr selbstverständlich in Brandenburg zu finden. Die Dürrejahre hat ihre Zahl drastisch sinken lassen. Doch Naturschützer haben Hoffnung. (c) proplanta
Die 23-Jährige ist eine von zahlreichen Naturschützerinnen und Naturschützern, die dafür sorgen, dass Molche, Kröten, Frösche und ihre Artgenossen bei ihrer Frühjahrswanderung zu den Laichplätzen nicht ein vorzeitiges Ende durch den Straßenverkehr finden.

Landesweit stellt die Naturwacht mit freiwillig Helfenden in diesen Tagen an vielen Straßen 30 Zentimeter hohe Krötenzäune auf, denn mit milderen Temperaturen werden die Tiere langsam wieder aktiv.

Die Hilfe für die Amphibien ist mehr als notwendig, denn Zahlen der Naturwacht zeigen ein alarmierendes Bild. Die Naturschützer beklagen einen deutlichen Rückgang von Kröten, Fröschen, Molchen und ihrer Artgenossen.

Eine Auswertung für 33 Schutzzaun-Standorte auf einer Länge von 10,5 Kilometern zeigt demnach: Die Zahl der erfassten Tiere ist nach Angaben der Ranger im Vergleich zu den Jahren vor 2019 dramatisch eingebrochen und weiterhin rückläufig.

In einem Zeitraum von 2014 bis 2018 wurden den Angaben zufolge an den betreuten 33 Schutzzäunen jedes Frühjahr etwa 39.000 Amphibien erfasst. Im Jahr 2019 waren es mit rund 18.600 Exemplaren nicht einmal halb so viele Tiere. 2020 sank die Gesamtzahl auf etwa 15.600, im vergangenen Jahr waren es mit rund 13.500 Exemplaren noch etwa ein Drittel der erfassten Tiere. 

Vor allem Braunfrösche, zu denen Moor- und Grasfrösche gehören, sind laut Monitoring deutlich weniger geworden: Während 2014 bis 2018 landesweit durchschnittlich 7.600 Tiere pro Jahr an den Schutzzäunen registriert wurden, waren es 2021 nur noch 423 Exemplare - ein Rückgang um 94 Prozent innerhalb von drei Jahren. Bei den Molchen sieht es nicht besser aus. Zählten die Rangerinnen und Ranger von 2014 bis 2018 landesweit durchschnittlich noch rund 5.000 Tiere pro Jahr, waren es 2021 nur noch rund 1.000 Exemplare.

Potrafke und ihre Mitarbeitenden brauchen in den kommenden Wochen viele helfende Hände. Sobald die Nachttemperaturen nicht mehr unter sechs Grad absinken, treten die Kröten, Unken, Molche, Salamander und Frösche ihre Frühjahrswanderung zu Laichgewässern an.

Die Hauptarbeit der Rangerinnen und Ranger sei es, einen bis zu 15 Zentimeter tiefen kleinen Graben zu buddeln, um den Krötenzaun reinzusetzen, damit die Amphibien nicht drunter durch krabbeln, beschreibt Potrafke. Wenn der Zaun installiert ist, werden die Gräben verfüllt und Fangeimer eingebuddelt, in denen die Amphibien eingesammelt werden. Danach werden sie registriert und über die Straßen getragen, damit sie ihre Wanderung fortsetzen können. «Ohne die Schutzzäune würde ein Großteil überfahren», betont die Leiterin der Naturwacht, Britta Schmidt.

Vor allem die starke Trockenheit ab dem Jahr 2018 habe den Tieren spürbar zu schaffen gemacht, sagt Schmidt. «Die meisten Arten ziehen nur zum Laichen im Frühjahr ins Gewässer. Den Rest des Jahres verbringen sie in den umliegenden, feuchten Lebensräumen an Land. Fällt hier über Monate kein Regen, wird es für die Tiere schwierig.» Da Insekten auf dem Speiseplan der Amphibien stehen, verschlechtere auch deren Rückgang die Lage vermutlich zusätzlich.

Hoffnungslos ist die Lage Schmidt zufolge aber nicht. In feuchten Jahren könnten die Zahlen durchaus wieder steigen. Rangerinnen und Ranger hätten berichtet, dass zumindest derzeit deutlich mehr Wasser in der Landschaft und in den Laichgewässern der Amphibien verzeichnet werde als in den Vorjahren. Trockneten die Laichgewässer allerdings wieder aus, bevor sich die Kaulquappen oder Larven vollständig entwickelt haben, könnte sich der Abwärtstrend fortsetzen.

Allein in den vergangenen acht Jahren hat die Naturwacht nach eigenen Angaben etwa eine Viertelmillion Amphibien in ihren Eimern registriert und vor dem Verkehrstod bewahrt. In Deutschland leben insgesamt 21 verschiedene Amphibienarten.
dpa/bb
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