Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
12.09.2009 | 14:19 | Umweltschutz 

Einfluss des Sauren Regens auf Waldökosysteme untersucht

Göttingen - Der Einsatz von Anlagen zur Rauchgasentschwefelung und von Katalysatoren zur Bekämpfung des "Sauren Regens" hat Wirkung gezeigt.

Saurer Regen
(c) proplanta
Mit Messdaten aus drei Buchenwäldern in Göttingen, im Solling und bei Kassel können Göttinger Wissenschaftler belegen, dass seit den 1990er Jahren die Schwefelbelastung dieser Böden um 80 Prozent zurückgegangen ist. Während das Kalkgestein im Göttinger Wald heute insgesamt wenig beeinträchtigt ist, hat jedoch die Säure, die vor allem bis zu den 90er Jahren im Buntsandstein des Solling gespeichert wurde, diesen Waldboden nachhaltig gestört. Die Auswertung weiterer Daten von Wäldern in ganz Deutschland ergab zudem, dass die Stickstoffeinträge den Bedarf der Wälder übersteigen. Dies kann zu Belastungen von Trinkwasser und der Atmosphäre führen. Das Forschungszentrum Waldökosysteme der Universität Göttingen hat die Untersuchungen koordiniert, an denen Zoologen, Mikrobiologen, Vegetationskundler, Klimatologen, Bodenkundler, Ertragskundler und Waldbauer der Universität und der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt beteiligt waren. Die Ergebnisse der sich über einen Zeitraum von 40 Jahren erstreckenden Studie sind nun als Buch in der Reihe "Ecological Studies" veröffentlicht.

Zusätzlich zu den langjährigen Messreihen werteten die Forscher das "Intensive Forest monitoring programm, Level II" aus - eine bundesweite Erhebung über 53 Waldstandorte, an denen die Forstlichen Versuchsanstalten der Länder seit 1996 Stoffbilanzen erheben. Ein zentrales Ergebnis ihrer Analyse: Die Belastung des Waldökosystems mit Stickstoffemmissionen ist zwar in den vergangenen Jahren zurückgegangen, liegt aber immer noch auf hohem Niveau. Insbesondere die Landwirtschaft trägt mit der Viehhaltung neben dem Verkehr wesentlich zur Luftverunreinigung bei. Diese Speicherung des Stickstoffs im Boden hat zur Folge, dass auch Kohlenstoff vermehrt im Humus des Bodens und in den Pflanzen gebunden wird. Die Forscher nehmen deshalb an, dass viele Waldböden derzeit zur Verringerung von Kohlendioxid in der Atmosphäre beitragen.

Auf der anderen Seite zeigt die Studie aber auch, dass die Böden in knapp 30 Prozent der untersuchten Waldstandorte bereits mit Stickstoff gesättigt sind. "In diesen Wäldern wird der eingetragene Stickstoff als Nitrat ausgewaschen und belastet damit Trinkwasser und Gewässer. Oder er wird als Lachgas freigesetzt, das ein Treibhausgas mit der 320-fachen Wirkung des Kohlendioxids ist", erläutert Dr. Brumme die Folgen. Gegen die durch Überdüngung und Säurebildung verursachten Nährstoffungleichgewichte in Pflanzen haben die Forstlichen Versuchsanstalten bereits Maßnahmen ergriffen: Die betroffenen Wälder werden seit Mitte der 80er Jahre regelmäßig gekalkt. Dies verhindert die weitere Versauerung der Böden und liefert gleichzeitig wichtige Nährstoffe wie Kalzium und Magnesium.

Mit regelmäßigen Messungen konnten die Wissenschaftler bereits in den 80er Jahren auf die steigende Belastung durch Luftschadstoffe wie Schwefel und Stickstoffoxide hinweisen und später deren Rückgang aufzeichnen. Zudem beobachteten sie, wie unterschiedlich die Böden der drei Versuchsflächen - Kalkgestein, Buntsandstein und Basaltgestein - die Schadstoffe speichern, umwandeln und abbauen. "Beobachtungen über einen solch langen Zeitraum sind sinnvoll, weil das Waldökosystem langsam auf Veränderungen reagiert. Sie liefern uns wichtige Erkenntnisse über die komplexen Zusammenhänge zwischen Schadstoffeinträgen, dem Klimawandel und den vielfältigen Funktionen der Wälder", erläutert Bodenkundler Dr. Rainer Brumme von der Fakultät für Forstwissenschaften und Waldökologie. (pug/idw)

Originalveröffentlichung:
Rainer Brumme, Partap K. Khanna (Hg.): Functioning and Management of European Beech Ecosystems. Ecological Studies 208. Springer-Verlag, Berlin 2009
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Verschmutzte Luft lässt Insekten den Weg zur Blüte nicht mehr finden

 Mehr Umweltzonen bei neuen Schadstoff-Grenzwerten möglich

  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken