Wo vorher Manioksträucher, Mais und Kartoffeln blühten, sind jetzt nur noch enorme rundliche Fußspuren und dunkelgrüne Kot-Haufen zu sehen. Wenige Meter entfernt liegt mitten im Grasland West-Ugandas ein frisch ausgetretener Pfad, der direkt in den tropischen Urwald führt. «Wie alle meine Nachbarn wache ich täglich über meinen Garten, aber gestern bin ich eingeschlafen», erzählt der 42-jährige Kagaba. «Als ich aufwachte, hatten die Elefanten schon alles kaputt gemacht.»
In vielen Ländern Afrikas gehen die Elefanten-Populationen zurück, und der Handel mit Elfenbein nimmt zu. Bessere Schutzmaßnahmen für die Tiere stehen auch auf der Agenda der
Artenschutzkonferenz Cites, die bis zum 14. März im thailändischen Bangkok stattfindet. Doch für die Menschen rund um den ugandischen Kibale-Nationalpark sind die Dickhäuter zu einer Plage geworden. In dem Schutzgebiet leben derzeit rund 500 Elefanten, in ganz Uganda wird ihre Zahl auf 5.000 geschätzt. Das sind doppelt so viele Exemplare wie 1996.
Experten zufolge sind aber nicht nur natürliche Ursachen und bessere Schutzmaßnahmen für die Bestandsexplosion verantwortlich. Offenbar hat der blutige Konflikt im Nachbarland Kongo zahlreiche Dickhäuter in die Flucht getrieben. Auf der Suche nach Sicherheit vor Soldaten und Rebellen haben sie die Grenze nach Uganda überquert.
«Zunächst hatten wir nur im Queen Elizabeth Nationalpark eine größere Zahl festgestellt, aber von dort müssen dann viele der Tiere in naheliegende Parks weitergewandert sein», erzählt Charles Tumwesigye von der staatlichen Naturschutzbehörde «Uganda Wildlife Authority» (UWA).
Die bei Touristen beliebte Region Ostafrikas bietet alles, was Besucher von Afrika erwarten. Der 766 Quadratkilometer große Kibale-Park ist ein Primatenparadies und beheimatet eine große Zahl an Schimpansen und Stummelaffen. Am Horizont zeichnen sich die dunkelblauen Konturen der Rwenzori Mountains - der «Mondberge» - ab. Und durch das Dickicht hallen die unverkennbaren Rufe der Elefanten.
Für die Anwohner im Örtchen Kanyawara hat sich die Idylle hingegen in einen Kampf ums Überleben verwandelt. Am jüngsten Angriff auf Kagabas Gemüse waren vier ausgewachsene Tiere und zwei Kälber beteiligt. «Ich habe in diesem Jahr meine gesamte Ernte verloren. Statt meine Familie zu ernähren, ernähre ich nun Elefanten», sagt Kagaba.
Wie viele andere verbringt er oft schlaflose Nächte, um die Angriffe der Elefanten abzuwehren. UWA-Experten haben die Betroffenen gebeten, die Parkranger zu informieren, sobald sie Elefanten auf ihren Feldern sichten. Zudem wurde ihnen geraten, Lärm zu machen und etwa auf metallische Gegenstände zu schlagen. «Die beste Art, die Tiere zu vertreiben, ist es, zu schreien und Krach zu machen. Denn Elefanten haben Angst vor lauten Geräuschen», betont Emily Otali, eine Umweltschutzexpertin in Kibale.
Aber so mancher greift bereits zu anderen Mitteln, um die Dickhäuter loszuwerden. «Ich habe kürzlich einen Elefanten gesehen, dessen Hinterteil Wunden aufwies. Jemand muss ihn mit einem Speer angegriffen haben», sagt ein Augenzeuge im Park. Damit die Situation nicht weiter ausufert, sollen nun Rinnen rund um den Nationalpark gegraben werden. Jede betroffene Familie soll dabei mithelfen und neben den Feldern und Gärten tiefe Furchen ausheben. Dafür bekommen sie eine geringe Summe Geld von der Regierung.
Der 23-jährige Edward Kyaligonza ist derweil nicht sicher, ob die Gräben Wirkung zeigen werden. Mit nacktem Oberkörper sitzt er auf einem Baumstamm und bewacht sein Feld mit Kaffeesträuchern. «Ich muss fast jeden Tag Elefanten verjagen. Meinen Kohl-Garten mit 1.500 Pflanzen haben sie vergangene Woche schon zerstört», sagt er und hält dabei eine Machete in der Hand. (dpa)