Da die Tage allmählich wieder länger werden, lebt ganz sachte auch die Natur wieder auf, und erste Vogelarten gehen bereits auf Brautschau, wie der Ornithologe Bernd Petri vom Landesverband Hessen des Naturschutzbundes Deutschland der Deutschen Presse-Agentur sagte.
Dazu gehört beispielsweise die Amsel, deren Gesang nun zunehmend in den Abend- und Nachtstunden in Parks oder Gärten zu hören ist. Aber auch erste Weißstorchpaare finden sich wieder zusammen und lassen ihr charakteristisches Klappern ertönen.
Die Aktivität der Tiere wird auch vom Verlauf des Vogelzugs bestimmt, der sich stetig wandelt und von einem komplexen Zusammenspiel verschiedener Einflussfaktoren abhängt. Grundsätzlich gilt: Ob und wie weit Vögel ziehen, liegt wesentlich am Nahrungsangebot, denn alleine darum geht es, wie Petri sagte: Die Vögel ziehen in südlichere Regionen, um sich dort satt zu fressen und sich so für die zehrende Zeit der Balz und Fortpflanzung zu rüsten.
Auch ihre Rückkehr hängt mit der Nahrungssuche zusammen, denn wenn die Vegetation in Mitteleuropa nach dem Winter wieder üppig erblüht und sich die Insekten wieder vermehren, sei die Tafel hier ungleich reichhaltiger gedeckt als etwa im tropischen Afrika, wo die Vögel überwintert haben.
Die klimatischen Bedingungen sind somit auch entscheidend für die Zug-Neigung der Tiere. So überwintern bereits seit einiger Zeit Vogelarten in Hessen, die früher in südlichere Gefilde zogen, wie der Hausrotschwanz: 331 Sichtungen der Art wurden bei der Nabu-Aktion «Stunde der Wintervögel» in diesem Jahr registriert. Bei der Mönchsgrasmücke waren es 118 Sichtungen - auch dies eine Vogelart, die früher im Winter nicht in Hessen zu finden war, wie Petri sagt.
Andere Zugvögel wie Bergfinken, Enten, Gänse oder Möwen wurden in früheren Zeiten allenfalls auf der Durchreise gesichtet, haben aber nun in Hessen ihre Winterquartiere, um im Frühjahr wieder in ihre Brutgebiete zu ziehen, beispielsweise in Nord- und Osteuropa.
Sorgen vor einem möglichen Kälteeinbruch, dem die Singvögel zum Opfer fallen könnten, müsse man derweil nicht haben. In solchen Fällen können sich die Tiere auch spontan auf den Weg in Richtung Südwesten machen, um etwas später wieder zurückzukehren. Problematischer sei allerdings, dass sie unterwegs kein ausreichendes Netz an geeigneten «Tankstellen» mehr vorfinden, etwa weil ihre Rastplätze aus früheren Jahren trockengelegt sind und die Tiere dort keine Nahrung mehr vorfinden.
Ein Problem für heimische Zugvogelarten sei auch die anhaltende
Bejagung in Südeuropa und Nordafrika, wo die Tiere teils als Delikatesse gelten und verspeist werden. Der Kiebitz-Bestand etwa habe sich in Deutschland innerhalb der vergangenen 30 Jahre um mehr als 90 Prozent verringert, das liege auch an solchen Risiken auf dem Vogelzug, sagte Petri.
Während hier teils aufwändig mit Elektrozäunen Säugetiere ferngehalten würden, um die Küken der Bodenbrüter zu schützen, landeten sie andernorts zu Tausenden in riesigen Fangnetzen. Hier sei ein länderübergreifender
Naturschutz wichtig.
Vermehrt würden mittlerweile auch Tiere mit Sendern versehen, um so auch Erkenntnisse über mögliche Brennpunkte und Gefahren beim Vogelzug zu erhalten und gegensteuern zu können, sagte Petri.