Die EU werde die Frist verfehlen, bis 2020 den Artenschwund zu stoppen, erklärte der Verbund Birdlife Europe am Donnerstag. «Das Ergebnis ist alarmierend», urteilte der Umweltverband Nabu, der zu dem Netzwerk gehört.
Die EU-Staaten und die
EU-Kommission hatten 2011 eine Strategie festgelegt, um das global vereinbarte Ziel zur Sicherung der biologischen Vielfalt umzusetzen. Konkret nannte sie sechs Ziele: die vollständige Umsetzung des EU-Naturschutzrechts, einen besseren Schutz und die Wiederherstellung von Ökosystemen, eine nachhaltigere Land- und Forstwirtschaft, eine verträglichere Fischerei, die strenge
Überwachung gebietsfremder Arten und einen größeren Beitrag der EU zum Artenschutz.
Diese Strategie sei insgesamt ein Fehlschlag gewesen, erklärte Birdlife auf Grundlage einer Analyse der Maßnahmen bis 2018. Bei vier der sechs Ziele habe es kaum Fortschritte gegeben. Der
Artenschutz im Rahmen der Land- und Forstwirtschaft habe sich sogar verschlechtert. Bei mehr als der Hälfte von 37 konkreten Maßnahmen sei man nicht ausreichend vorangekommen, ergänzte der Nabu.
Dies gelte vor allem da, wo nicht die Umweltministerien, sondern andere Ressorts zuständig seien, besonders in der Agrarpolitik. «EU-Kommission und Mitgliedstaaten müssen endlich aufhören, sich selbst zu belügen», sagte Nabu-Präsident Olaf Tschimpke.
Echte Fortschritte brachten laut der Studie nur die neuen Regeln, mit denen schädliche fremde Arten aus anderen Erdregionen aus Europa fern gehalten werden sollen. Als weitere Lichtblicke bewertet die Studie, dass mehr Geld aus der EU zum Schutz der
Biodiversität außerhalb Europas fließt. Auch die Erweiterung des Naturschutznetzes
Natura 2000 um neue Meeresschutzgebiete wird gewürdigt.
Doch seien dringend mehr Anstrengungen nötig. Unter anderem solle die EU-Kommission Verstöße gegen Pflichten beim Natura-2000-Netz konsequenter ahnden, die Sanierung geschädigter Ökosysteme vorantreiben und Fischbestände besser schützen. Von den EU-Staaten fordern die Autoren Aktionspläne zum Artenschutz in der Landwirtschaft. Kommission und Staaten gemeinsam sollten zudem ein Inventar umweltschädlicher
Subventionen erstellen.
«Das Fenster der Gelegenheit zum Schutz unseres Planeten schließt sich rasch», mahnte Birdlife-Vertreter Ariel Brunner. «Die nationalen Regierungen und die Führung der EU müssen aufwachen und jetzt handeln, bevor es zu spät ist.»