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11.06.2011 | 16:02 | Atomkatastrophe 

Experte: Katastrophe in Fukushima hat die Welt verändert

Berlin - Die Lage im Atomkraftwerk Fukushima Eins ist weiterhin bedrohlich. Der Betreiber Tepco habe die Situation noch nicht im Griff, sagte Christoph Pistner von der unabhängigen Forschungs- und Beratungseinrichtung Öko-Institut in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.

Atomenergie
(c) proplanta
Wie schätzen Sie das aktuelle Risiko ein?

Pistner: «Es steht sehr viel kontaminiertes Wasser in den Kellerräumen der Gebäude. Es steigt weiter und droht in den kommenden Wochen überzulaufen, wenn es dafür keine Lösung gibt. Für die Reaktoren gibt es außerdem noch keine langfristige stabile Kühlung und nach außen ist das Ganze relativ offen. Durch Stürme und Regen kann Radioaktivität nach außen getragen werden. Außerdem könnten Nachbeben die Situation akut verschlechtern.»


Was bedeutet das für die Menschen vor Ort?

Pistner: «Wenn das radioaktive Wasser aus den Kellern ins Meer gelangt, dann hätte das weitere erhebliche Folgen für den Fischfang und den Algenabbau.»


Besteht eine Gefahr für Europa?

Pistner: «Direkte radiologische Auswirkungen sind nicht zu erwarten. Aber bei Produkten, die aus Japan kommen, muss man kontrollieren, ob sie belastet sind - aber das wird derzeit schon getan.»


Was kann man gegen die Risiken tun?

Pistner: «Der Betreiber Tepco versucht, das verseuchte Wasser abzupumpen und in Behältern aufzufangen, eine stabile Kühlung aufzubauen und das Gebäude nach außen hin abzuschirmen.»


Wie lange wird es dauern, bis die Situation im Griff ist?

Pistner: «Tepco rechnet optimistischerweise damit, die Lage bis Anfang kommenden Jahres stabilieren zu können. Ob das gelingen kann, ist unklar, da über den Zustand im Inneren der Reaktoren zu wenig bekannt ist.»


Welche Folgen hatte das Unglück bislang für die Menschen in Japan?

Pistner: «Viele zehntausend Menschen mussten ihre Wohnungen verlassen. Es gab und gibt erhebliche Einschränkungen in der Lebensmittelversorgung. Große Flächen werden landwirtschaftlich nicht mehr genutzt werden können, manche Gebiete dauerhaft unbewohnbar sein.»


Hat Japan aus der Katastrophe gelernt?

Pistner: «Ich denke, das braucht Zeit. Aber Japan hat schon erste Konsequenzen gezogen: Die Regierung hat angekündigt, AKW-Neubauvorhaben vorläufig einzufrieren. Einige ältere, erdbebengefährdete Reaktoren wurden zur Überprüfung vorläufig stillgelegt. Außerdem soll das Energiekonzept auf den Prüfstand gestellt werden.»


Hat die Katastrophe die Welt verändert?

Pistner: «Mit Sicherheit. Aber solche Veränderungen gehen nicht innerhalb von wenigen Wochen oder Monaten vonstatten. Wir werden wahrscheinlich noch Monate, wenn nicht sogar Jahre brauchen, bevor wir abschließend sagen können, wie sich unser Umgang mit Kernenergie durch dieses Ereignis geändert hat.»


Wie beurteilen Sie die Reaktion in Deutschland?

Pistner: «Deutschland hatte unter Rot-Grün schon einen Fahrplan für den Atomausstieg beschlossen. Insofern hatten wir eine Ausgangsposition, die es erlaubt hat, schnell zu reagieren. Für andere Länder ist das deutlich schwieriger. Sie haben sich zum Teil sehr stark auf Kernenergie festgelegt und deutlich weniger unternommen, um Alternativen zu erschließen.» (dpa)
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