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17.05.2023 | 00:01 | Feldhamster 

Feldhamster in Dürrejahren verdurstet - Erfurt als Hochburg

Erfurt - Erfurt ist Deutschlands Hamsterhauptstadt. Nach Schätzungen leben auf Feldern und in Gartenbaubetrieben rings um die Thüringer Landeshauptstadt noch etwa 600 bis 1.000 der 25 bis 40 Zentimeter großen Nager, die vom Aussterben bedroht sind, sagte René Sollmann von der Stiftung Lebensraum am Dienstag in Erfurt.

Feldhamster
Wer sie sieht, hat Glück: Feldhamster sind nicht nur in Thüringen sehr selten geworden. Die Agrarstruktur, aber auch die Trockenheit setzen den Nagern zu. Noch gibt es einige wenige Rückzugsgebiete. (c) proplanta
Nach Angaben der Thüringer Stiftung Naturschutz ist Erfurt neben Wien und Moskau die einzige europäische Großstadt, in der Feldhamster vorkommen. Die Stadt habe damit eine besondere Verantwortung für den Erhalt der seltenen Tiere.

Ein Sechstel der insgesamt 35 Thüringer Hamsterschwerpunktgebiete, auf die sich der Artenschutz konzentriert, lägen im Stadtgebiet von Erfurt. Sollmann schätzte den Gesamtbestand der Feldhamster in Thüringen auf noch etwa 5.000 Tiere - hauptsächlich im Thüringer Becken unter anderem bei Kutzleben, Buttelstedt oder im Umfeld von Mühlhausen.

«Vor zehn Jahren waren es noch drei- bis fünfmal so viele Hamster», sagte der Experte der Deutschen Presse-Agentur. «Vor allem die Dürrejahre 2018 und 2019 haben den Hamstern zugesetzt.» Es habe im Umfeld ihrer Erdbaue - Hamster bewegten sich in der Regel nur etwa 300 Meter in ihrem Umkreis - kaum noch Pflanzen mit Wassergehalt gegeben. «Ich befürchte, ein Großteil der Feldhamster ist einfach verdurstet.»

Über die Situation und den Schutz der braun-beigen Nagetiere informierte sich Thüringens Umweltstaatssekretär Burkhard Vogel im Erfurter Gartenbaubetrieb Rose Saatzucht, der auf den ökologischen Anbau von etwa 250 Sorten und Arten von Wildkräutern, Blumen und Gemüse spezialisiert ist. Auf dem nach Angaben der Inhaberin auf 85 Hektar mit Blick auf große Wohngebiete leben neben Hamstern auch noch Feldlerchen und Feldhasen.

Der Staatssekretär verwies darauf, dass schwarze Feldhamster wahrscheinlich überhaupt nur noch in Thüringen vorkommen. «Man muss sich Sorgen machen um den Bestand», so der Staatssekretär. Ihr Anteil liegt laut Experten bei 10 bis 20 Prozent. Die Bewirtschaftung von Agrar- und Gartenbauflächen müsste stärker so organisiert werden, «dass die Art überleben kann», forderte Vogel. Dafür stünden Fördermittel von EU, Bund und Land zur Verfügung. Nach Angaben der Naturschutzstiftung werden von Thüringer Agrarbetrieben inzwischen fast 3.500 Hektar hamsterfreundlicher bewirtschaftet.

Wichtig sei unter anderem, dass Stoppelfelder nach der Getreideernte nicht sofort wieder umgebrochen und neu bepflanzt werden, sagte Sollmann. Auch der Anbau von Winter- und Sommergetreide auf nahe beieinander liegenden Flächen oder von Luzerne und Ackerbohnen komme den Nagern zugute, die sich für den Winterschlaf ein Polster anlegen müssen.

Zudem brauchten sie Deckung beispielsweise vor Raubvögeln - dabei könnten mehr Blühstreifen helfen. Die Bio-Samen dafür seien vielfach noch ein Engpass - zunehmend sollen sie von Rose Saatzucht in Erfurt kommen, kündigte die Geschäftsinhaberin an. Sie gehört auch dem Thüringer Bündnis für den Feldhamsterschutz an.
dpa/th
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