Wir sind von einer verantwortungsvollen Fischerei noch weit entfernt», sagte der isländische Fischereiexperte Grimur Valdimarsson der Deutschen Presse-Agentur dpa in Bremen. Die nachhaltige Nutzung von Fischbeständen wird nach seinen Angaben zunehmend zum Thema der Fischereipolitik. Die UNO wolle Minimalstandards und Kriterien für die Ökokennzeichnung von Produkten aus Fischerei und Aquakulturen entwickeln. Valdimarsson ist Direktor der Abteilung für Fischereiprodukte und Industrie bei der FAO, der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen. Das Gremium tagt diese Woche (2. bis 6. Juni) in Bremen, um über verantwortungsvollen Fischhandel, Marktzugangsvoraussetzungen und einheitliche Aufzeichnungen von Fangmengen zu beraten. An der Tagung nehmen auch Vertreter aus 79 UNO-Mitgliedsstaaten und Nichtregierungsorganisationen teil.
Um das Vorkommen bestimmter Fischarten zu ermitteln, überwacht die FAO 600 Fischbestände in Meeresgebieten weltweit. In diesen überwachten Gebieten sieht die Organisation ein Viertel der dort vorkommenden Fischarten als bedroht an. Im Nordostatlantik, in dem vor allem europäische Fischerboote ihre Netze auswerfen, stehen auf der Liste der bedrohten Fische unter anderem Seelachs, Kabeljau, Dorsch und Schellfisch.
«Wir haben technische Richtlinien für einen verantwortungsvollen Fischhandel entwickelt», sagte Valdimarsson. Es gebe eine ganze Reihe von Vereinbarungen und Empfehlungen zum schonenden Umgang mit Fischbeständen. Das Problem sei jedoch, dass viele Richtlinien nicht gesetzlich verpflichtend seien und nur freiwilligen Charakter hätten.
«Derzeit sind die meisten gesetzlichen Regelungen nur auf nationaler Ebene verankert, international fehlt es an verbindlichen Instrumenten.» Das Washingtoner Artenschutzabkommen CITES stelle eine wichtige Grundlage etwa zum Handelsverbot von bedrohten Tierarten dar. Diese Beschränkungen müssten auch im Welthandel beim Umgang mit überfischten Beständen gelten. «Diese Vereinbarungen zum Schutz der Meeresumwelt sind enorm wichtig, uns fehlen jedoch strenge, verbindliche Regelungen», kritisierte Valdimarsson.
Obwohl 25 Prozent der weltweiten Bestände durch Überfischung bedroht seien, könne derzeit niemand ein Land stoppen, das in derartigen Gebieten seine Fangnetze auswerfe. Wenn aber verbindliche Nachweise für angelandete Fänge eingeführt würden, dürften Waren ohne ein Öko-Siegel nicht mehr auf dem Weltmarkt verkauft werden. «Wie viel und welcher Fisch kommt mit welchem Schiff in welchen Hafen? Dazu muss es künftig klare Herkunftsnachweise geben», sagte Valdimarsson. Die Tagung in Bremen solle dazu beitragen, weltweit einheitliche Standards voranzutreiben.» (dpa)
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