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18.05.2012 | 05:17 | Muschelzucht 

Flussperlmuscheln werden im Vogtland gezüchtet

Bad Brambach - Geburtshilfe für eine vom Aussterben bedrohte Muschel: Im sächsischen Vogtland ist am Mittwoch eine Anlage zur Nachzucht von Flussperlmuscheln in Betrieb gegangen.

Fluss
(c) proplanta
«Wir helfen der Flussperlmuschel, indem wir ihre Vermehrung unter kontrollierten Bedingungen unterstützen», erklärte Sachsens Umweltminister Frank Kupfer (CDU).

Erste Voraussetzungen für eine positive Entwicklung des Bestands seien geschaffen. Kupfer nannte Biotopschutz und finanzielle Hilfe bei Investitionen im Abwasserbereich.

«Erst wenn es uns gelingt, die anhaltende Verschlammung der Bachsohle zu minimieren, kann sich die Flussperlmuschel wieder auf natürlichem Wege vermehren. Bis dahin soll ein kontinuierlicher Besatz mit Jungmuscheln die Zeit überbrücken und das Gelingen des Artenschutzprojektes sichern.»

Die Zucht von Flussperlmuscheln gilt als mühsames Geschäft. In der Zuchtstation werden Bachforellen gehalten, die 2011 mit den Larven der Flussperlmuschel infiziert wurden.

Ungefähr zehn Monate lang dienen die Forellen dann als Wirtsfische, bevor sich die etwa einen halben Millimeter großen Jungmuscheln abstoßen. Dann werden sie von Fachleuten selektiert und in Spezialkäfige gesetzt, wo sie unter Kontrolle die ersten Lebensjahre bis zur Größe von einem Zentimeter heranwachsen.

Erst mit dieser Schalenlänge geht es in die Heimatgewässer zurück. Dort graben sie sich für die nächsten sieben Jahre in den Bachgrund ein, um zu wachsen. Mit 18 bis 20 Jahren sind sie geschlechtsreif.

Über Jahrhunderte existierten im Grenzgebiet zwischen Bayern, Böhmen und Sachsen reiche Muschelvorkommen. Sie begründeten im Oberen Vogtland die Tradition der Perlfischerei und Muschelschleiferei.

Nach Schätzungen wurden aus vogtländischen Gewässern von 1710 bis 1804 mehr als 11.000 Perlen gefischt. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts war der Bestand an Flussperlmuscheln aber stark rückläufig.

Die Perlmuttindustrie fertigte Schmuckstücke, die beispielsweise bei den Kurgästen in Bad Elster sehr beliebt waren. Neben den Perlen wurden auch die Schalen verarbeitet. Die zunehmende Verschmutzung der Gewässer führte in den 1920er Jahren zum Ende der Perlenfischerei.

Schatzsucher sollten den Weg ins Vogtland am besten gar nicht antreten. Die Flussperlmuschel ist ganzjährig streng geschützt. Wer sich an ihr vergreift, muss mit einer Geldstrafe von bis zu 50.000 Euro rechnen.

Ohnehin gleicht die Suche nach der Perle einem Glücksspiel. Nur jede dreitausendste Flussperlmuschel birgt tatsächlich eine Perle. Sie braucht etwa 20 bis 25 Jahre, um auf eine Größe von vier Millimetern zu wachsen. (dpa)
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