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24.04.2007 | 16:10 | DBV erwartet Ernteausfälle 

Frühjahrstrockenheit bedroht Ernte

Berlin - Der Deutsche Bauernverband (DBV) befürchtet, dass es bei einer weiter anhaltenden Frühjahrtrockenheit zu erheblichen Einbußen bei der europäischen Getreideernte kommen könnte.

Frühjahrstrockenheit 2007
(c) proplanta
"Betroffen von der Frühjahrstrockenheit sind die Hauptproduktionsländer von Getreide, Frankreich, Deutschland und Polen. Wenn es in den nächsten zwei bis drei Wochen nicht zu kräftigen Niederschlägen kommt, dann wird die Ernte weit, weit unter dem Durchschnitt liegen", sagte der DBV-Generalsekretär Helmut Born am Dienstag in Berlin im Anschluss an eine Präsidiumssitzung.

Zur Situation in Deutschland sagte Born, dass bis zum vergangenen Montag in den landwirtschaftlichen Regionen Deutschlands nur ca. 5% des langjährigen Niederschlags für den Monat April gemessen wurden. In nahezu allen Regionen sei der April der achte Monat in Folge mit deutlich zu hohen Temperaturen. Bei den Getreideaussaaten des Winters und Frühjahrs seien "heftige" Qualitäts- und Mengeneinbußen zu befürchten, falls die Niederschläge auch in den nächsten zwei bis drei Wochen ausblieben. Besonders betroffen sein die Sandböden im Osten Deutschlands. Erforderlich sei eine Niederschlagsmenge von 60 bis 80 mm.

"Wenn es nicht schleunigst regnet, werden wir in diesem Jahr eine schlechte Ernte einfahren", sagte Born. Vor allem Zuckerrüben, Sommergerste und Kartoffeln litten unter der Situation. Allerdings sei bis Ende April keine entscheidende Wetteränderung zu erwarten. Die Bauern bräuchten eine länger anhaltende Niederschlagsperiode. Der Entwicklungsstand der Pflanzen sei in diesem Jahr dem Durchschnitt der vergangenen Vorjahreszeiträume um rund drei Wochen voraus. Dafür dürfte vor allem das warme Wetter verantwortlich sein.

Die globale Erwärmung wirkt sich aber in Deutschland regional zum Teil sehr unterschiedlich aus. Während die Jahresmitteltemperatur im Saarland seit 1901 um etwa 1,2 Grad Celsius gestiegen ist, ist es in Mecklenburg-Vorpommern nur 0,4 Grad wärmer geworden. Dies ist ein Ergebnis des Klima-Reports 2006 des Deutschen Wetterdienstes (DWD), der am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. Regionale Unterschiede gab es auch bei der Entwicklung der Niederschlagsmengen. Die vielfältigen Auswirkungen der Klimaveränderung stellen nach Ansicht der Meteorologen Bauern, Stadtplaner und Mediziner künftig vor neue Herausforderungen. DWD-Präsident Wolfgang Kusch sagte, notfalls müsse die Landwirtschaft in klimatisch besser geeignete Gebiete ausweichen.

Im bundesweiten Mittel registrierten die Offenbacher Meteorologen einen Temperaturanstieg von knapp 0,9% seit Beginn des 20. Jahrhunderts. Das langjährige Mittel liegt bei 8,2 Grad. Das vergangene Jahr war mit einem Mittelwert von 9,5 Grad das fünftwärmste seit 1901. Spitzenreiter war 2000 mit 9,9 Grad. Die Experten sprechen von einem deutlich ansteigenden Trend. So seien die 90er Jahre die wärmste Dekade seit 1901 gewesen und die ersten sechs Jahre dieses Jahrhunderts hätten stets über dem langjährigen Mittel gelegen.

Bei der Niederschlagsmenge registrierte der DWD in West- und Süddeutschland leichte Zuwächse, während die Tendenz in Sachsen und Brandenburg leicht rückläufig ist. Insgesamt erhöhte sich die jährliche Niederschlagsmenge in Deutschland um rund 9%, Niederschläge im Winter nahmen sogar um etwa ein Fünftel zu. Statistisch sei dies aufgrund der natürlichen Schwankungen jedoch noch nicht signifikant, hieß es.

Die Klimaveränderung zwingt nach Ansicht des DWD-Chefs Kusch vor allem die Landwirte zum Umdenken. 80% der Ernteerträge seien vom Wetter abhängig. Insbesondere der Nordosten sei von der "absolut ungewöhnlichen" Trockenheit in diesem Frühling betroffen. Die bereits in einigen Regionen praktizierte Beregnung müsse intensiviert werden. Allerdings werde Wasser irgendwann auch knapp werden. Zunächst müsse erforscht werden, welche Vorgehensweise für welche Region geeignet sei, sagte er.

Die Auswirkungen des Klimawandels in Deutschland sollen künftig umfassend im Projekt "ZWEK" erfasst werden, das beim DWD eingerichtet wird. Dabei sollten bestehende Modelle wie jene zu Stadtklima und Agrarmeteorologie verknüpft werden, kündigte Paul Becker, Leiter der DWD-Abteilung Klima- und Umweltberatung, an. Ziel von «ZWEK» («Zusammenstellung von Wirkmodell-Eingangsdatensätzen für die Klimafolgenforschung») sei es, die Auswirkungen der Erderwärmung genauer abschätzen zu können. Erste Ergebnisse erhoffe sich die Behörde zum Jahresende. DJG/kli/ddp/crb/24.4.2007

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April 24, 2007 09:22 ET (13:22 GMT)
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