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09.07.2009 | 00:10 | G8-Gipfel & Klimapolitik  

G8-Staaten setzen sich ambitioniertes Klima-Ziel

L'Aquila - Im Kampf gegen den Klimawandel haben sich die sieben führenden Industrienationen und Russland (G8) erstmals ein ambitioniertes Ziel gesetzt:

Bergsee im Winter
(c) proplanta
Beim ersten G8-Gipfel seit dem Amtsantritt des neuen US-Präsidenten Barack Obama einigten sich die Staats- und Regierungschefs am Mittwoch im italienischen L'Aquila darauf, die gefährliche Erderwärmung auf maximal zwei Grad begrenzen zu wollen. «Die zwei Grad sind jetzt unsere gemeinsame Basis», sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel. Um dieses Ziel erreichen und den Klimawandel aufhalten zu können, müssten aber auch aufstrebende Schwellenländer wie China und Indien am selben Strang ziehen. Ob sie dies tun, ist offen. Umweltorganisationen reagierten zurückhaltend oder mit harscher Kritik auf die Beschlüsse.

Die grundsätzliche Festlegung auf das Ziel, die Klimaerwärmung auf zwei Grad zu begrenzen, sei zwar ein «wichtiger Schritt vorwärts», allerdings sei es noch «ein langer Weg» zu gemeinsamen internationalen Beschlüssen, sagte der stellvertretende US-Sicherheitsberater Mike Froman. Ein entscheidendes Treffen wird die Weltklimakonferenz im Dezember in Kopenhagen sein. Merkel sagte, sie hoffe, dass auch die aufstrebenden Volkswirtschaften bis spätestens zu diesem Zeitpunkt ins Boot geholt werden können. Diplomaten berichteten am Rande des Gipfels, diese zögerten zwar noch, bewegten sich aber langsam in eine ähnliche Richtung.

Die Staats- und Regierungschefs der wichtigen Schwellenländer wollten am Donnerstag zu den Verhandlungen in L'Aquila hinzustoßen - mit Ausnahme Chinas. Der chinesische Staatschef Hu Jintao hatte seine Gipfel-Teilnahme wegen Unruhen in der chinesischen Provinz Xinjiang kurzfristig abgesagt. US-Präsident Barack Obama geht nach den Worten Merkels mit dem Vorsatz in die Klimaverhandlungen, nur das versprechen zu wollen, was er halten könne. Sie lobte, dass es nach «langem Ringen» endlich gelungen sei, dass alle G8-Staaten das Zwei-Grand-Ziel akzeptieren.

Im Abschlusspapiers heißt es: «Wir erkennen die verbreitete wissenschaftliche Meinung an, dass der Anstieg der Durchschnittstemperaturen über das vor-industrielle Niveau zwei Grad Celsius nicht überschreiten sollte.» Nur wenn dies gelingt, gelten die Folgen des Klimawandels überhaupt noch als beherrschbar. Die G8-Staaten sind sich einig, dass die weltweiten Kohlendioxid-Emissionen bis zum Jahr 2050 um 50 Prozent reduziert werden müssen. Die alten Industrieländer sollen dabei noch schärfere Vorgaben einhalten und ihren Schadstoffausstoß um 80 Prozent oder mehr zurückfahren. Kurzfristige Zielvorgaben, was die Reduzierung des weltweiten CO2-Ausstoßes angeht, enthält das Abschlusspapier allerdings nicht. «Da ist noch eine Menge Arbeit zu leisten, was mittelfristige Zielsetzungen anbelangt», räumte Merkel ein. Sie sprach aber unter dem Strich von einer «Trendwende».

Auch der schwedische EU-Ratsvorsitz begrüßte die Klimavereinbarung. «Es ist das erste Mal, dass die G8-Staaten das Ziel einer Begrenzung der Erderwärmung von zwei Grad nennen», sagte der schwedische Regierungschef und amtierende EU-Ratsvorsitzende Fredrik Reinfeldt. Auf die Frage, ob auch große Schwellenländer wie China mit massivem Treibhausgas-Ausstoß dieses Ziel unterschreiben werden, sagte Reinfeldt allerdings: «Das ist eine andere Frage.» Diplomaten rechneten für die Verhandlungen mit den Schwellenländern am Donnerstag nicht mit konkreten Reduktionsversprechen.

Die Umweltorganisation WWF wertete die Beschlüsse zwar als Fortschritt, aber nicht als Durchbruch. So müssten aus dem Zwei-Grad-Ziel auch konkrete kurzfristige Ziele zur Begrenzung des weltweiten CO2-Ausstoßes folgen. Greenpeace kritisierte die Klimabeschlüsse dagegen scharf. «Merkel, Obama und Co. haben versagt. Die G8-Chefs sind darin gescheitert, ihrer Verantwortung im internationalen Klimaschutz gerecht zu werden», sagte der Greenpeace-Klimaexperte Tobias Münchmeyer. Es sei keinerlei Bereitschaft erkennbar, «mit einer ehrgeizigen Emissionsminderung um 40 Prozent bis 2020 - gemessen an 1990 - wahre Führungsrolle zu zeigen». (dpa)
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