(c) proplanta «Wir können inzwischen einzelne Vögel über Tausende von Kilometern genau verfolgen», sagte Kruckenberg der Deutschen Presse-Agentur dpa. «Wenn wir Gänse mit solargespeisten Satellitensendern bestücken, erfahren wir alle zwei Tage deren Position, die Flugrichtung und die Höhe». Kruckenberg gehört zu einer Gruppe deutscher und russischer Wissenschaftler, die Ende Mai nordische Wildgänse in der russischen Arktis nach ihrem Abflug aus Norddeutschland untersucht.
Derzeit verfolgen Kruckenberg und Mitarbeiter des Projektes 14 Blessgänse mit Sendern. Anfang April waren die meisten arktischen Wildgänse in Richtung ihrer Brutgebiete abgezogen. «Die Tiere weiden im Frühjahr besonders in den Salzwiesen von Wattenmeer und den Zuflüssen von Ems, Elbe und Weser», sagte Kruckenberg. Dort müssten sie Fettreserven anfressen, um den Flug bis ans Weiße Meer zu schaffen. Ende Mai erwarten die Forscher die Ankunft der Tiere auf der russischen Insel Kolguev. Die Insel von der Größe Belgiens hat die höchste Brutdichte nordischer Wildgänse in der westlichen Arktis.
«Das Gebiet östlich von Polen war bisher für uns ein schwarzes Loch», verweist Kruckenberg auf die Zeiten, als die Tiere ausschließlich beringt wurden. Damit gerieten sie meist für lange Zeit aus dem Blickfeld der Forscher, ihre Flugrouten und Fluggewohnheiten blieben weitgehend verborgen.
Erste Beobachtungen mit Hilfe von Satellitensendern haben laut Kruckenberg unter anderem ergeben, dass die sehr lernfähigen Gänse neue Erfahrungen nutzen und in ihre «Flugpläne» einbauen. «Die Gans "Adri" hat nicht den kürzesten Weg gewählt, sondern ist von Polen erst nach Weißrussland und dann weiter nach Norden geflogen. Es gibt gute Gründe anzunehmen, dass sie der Jagdzeit in dem Gebiet ausweichen wollte», schildert Kruckenberg.
Die Wissenschaftler wollen bei dem Projekt im Rahmen des Internationalen Polarjahres auch die Auswirkungen des Klimawandels untersuchen. «Wenn es wärmer wird, gibt es vermutlich auch mehr Gras zum Fressen, vielleicht aber auch weniger Mücken und Larven», vermutet der Forscher. Gleichzeitig könnten auch mehr Polarfüchse, die natürlichen Feinde der Gänse, unterwegs sein. (dpa)
|
|