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10.12.2008 | 16:44 | Jahresrückblick 2008 des Deutschen Wetterdienstes 

Gefährliche Wetterereignisse und Wetterschäden in Deutschland

Offenbach - Noch ist das Jahr 2008 nicht ganz zu Ende. Doch erneut zeigte sich in den vergangenen zwölf Monaten wie extrem, manchmal auch lebensgefährlich, in jedem Falle aber abwechslungsreich das Wetter in Deutschland sein kann.

Gefährliche Wetterereignisse 2008
(c) proplanta
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat den Wetterverlauf im Jahr 2008 in Deutschland permanent überwacht, vor gefährlichen Wetterlagen frühzeitig gewarnt und diese dokumentiert. Wie in den Jahren zuvor wurden Medienberichte über die wichtigsten Wetterschäden in Deutschland gesammelt. Diese sind hier ohne Anspruch auf Vollständigkeit für jeden Monat zusammengefasst.

Im Jahresverlauf präsentierte sich das Wetter zunächst recht angenehm: Januar und Februar waren deutlich wärmer und sonniger als üblich. Der März verlief dagegen zunächst stürmisch und zuletzt sogar nochmals winterlich. Herausragende Ereignisse im März waren die Orkane „Emma“ und „Kirsten“, deren Starkwindfelder über Deutschland hinweg zogen. Die größten Windspitzen registrierte der DWD dabei an seiner Wetterwarte auf dem Wendelstein mit 223 Stundenkilometern. „Die Entstehung beider Orkane hatten unsere Wettervorhersagemodelle bereits im Ansatz richtig erkannt. Dadurch konnten wir die Bevölkerung und die Katastrophenschutzeinrichtungen auch diesmal frühzeitig warnen“, so DWD-Vorstandsmitglied Dr. Gerhard Steinhorst, zuständig für das Warnmanagement des nationalen Wetterdienstes.

Während der April deutlich zu nass war, fiel der Mai sonnig, warm und trocken aus. Es war der trockenste Mai seit dem Jahr 1919. Der Sommer 2008 war insgesamt durchschnittlich, gegenüber dem klimatologischen Mittel jedoch etwas wärmer. Die höchsten Temperaturwerte des Jahres wurden am 2. und 3. Juli in Bendorf mit 36,4 Grad Celsius gemessen. Es traten viele Unwetter auf, Gewitter brachten Starkregen mit lokalen Überschwemmungen und voll gelaufenen Kellern. Hagelkörner bis acht Zentimeter Durchmesser wurden beobachtet. Mehrere Menschen wurden durch Blitze erschlagen, zahlreiche verletzt. Mehrere Tornados traten auf.

Der September war dann nach langer Zeit mal wieder ein zu kühler Monat, verbreitet zu nass und sonnenscheinarm - kein „Goldener Oktober“. Der November begann mild. An zahlreichen Stationen des DWD wurden die bisherigen November-Temperaturrekorde über-schritten. Ein heftiger Wintereinbruch mit stürmischen Winden führte jedoch am 21. November in Deutschland zu intensiven Schneefällen und durch Glätte vielfach zu chaotischen Straßenverhältnissen.

Zusammenfassung extremer Wetter- und Schadensereignisse der vergangenen zwölf Monate von Dezember 2007 bis November 2008: 


Dezember 2007

Am 2. abends zog ein Sturmtief über Deutschland, vor allem im Südwesten gab es größere Schäden. Im Alb-Donau-Kreis und bei St. Georgen im Schwarzwald störten umgestürzte Bäume den Zugverkehr. Straßen wurden überflutet, Stromleitungen abgerissen. Betroffen waren vor allem Hessen und Rheinland-Pfalz. Dort wurden Autos von umstürzenden Bäumen beschädigt. In der Nacht zum und am 6. traten stürmische Winde und Regen in fast ganz Deutschland auf, den Osten ausgenommen. In Nordrhein-Westfalen stoppten umgestürzte Bäume viele Züge. Im Raum Herzogenrath fiel der Strom aus. In Schleswig-Holstein und Hamburg mussten über 60 Keller leer gepumpt werden.

Blitzeis am 24. und Glatteis bzw. Schneeglätte am 26. führte zu vielen Unfällen, teils mit tödlichem Ausgang. Bei Buchholz/Nordheide und Dessau starben Menschen, bei Worpswede ein Bürger. Glatteis trat erneut am 29. und 30. auf. Viele Verkehrsunfälle, etwa 200, waren die Folge - größtenteils im Süden Deutschlands. 


Januar 2008

Im Bundesgebiet kam es zu einigen hundert Unfällen - oft durch gefrierenden Regen. Fünf Menschen starben. Nach andauerndem Regen führten Flüsse in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen Hochwasser. Nach Erdrutschen waren in Nordhessen etliche Straßen gesperrt. Im Norden traten durch die Stürme „Paula“ und „Resi“ viele Schäden auf. So musste der Halligen-Fährverkehr eingestellt und die Bahnlinie Hamburg-Stade wegen Oberleitungsschaden gesperrt werden. Hagel gab es am 21. in Demmin in Mecklenburg-Vorpommern mit Körnern bis 10 mm Durchmesser. 


Februar 2008

Nebel führte am 11. des Monats zu etwa 100 Flugausfällen auf dem Frankfurter Flughafen. Gefrierender Sprühregen war am 15. die Ursache für hunderte von Unfällen im Süden Bayerns. Zwei Menschen starben. Sturmtief „Annette“ sorgte in Norddeutschland für zahlreiche entwurzelte Bäume, abgedeckte Dächer und umgestürzte Baugerüste. Zeitweise fiel an einigen Orten der Strom aus. 


März 2008

Das Starkwindfeld von Orkantief „Emma“ überquerte am 1. Deutschland mit schweren Gewittern. Durch umgestürzte Bäume und abgedeckte Dächer entstanden erhebliche Schäden. Zwei Menschen starben. Bei Brühl fuhr ein ICE auf einen umgestürzten Baum. Der Strom fiel in weiten Teilen Bayerns aus. „Kirsten“, ein weiteres Orkantief, verursachte am 12. des Monats erhebliche Schäden. Ein Mensch starb. Ein voll besetzter Airbus geriet beim Landeanflug auf den Flughafen Hamburg kurz vor dem Aufsetzen durch starke Scherwinde in Bedrängnis. Bei Bonn fuhr ein ICE auf ein angewehtes Trampolin. Starker Schneefall zu Ostern führte zu hunderten von Unfällen. Mehrere Menschen starben. Hagel mit einem Korndurchmesser von 6 mm trat am 1. und am 18. örtlich im Osten und Südosten Deutschlands auf. 


April 2008

Glatteis führte am 5./6. zu zwei Massenkarambolagen in Franken und der Oberpfalz. Ein Mensch starb. Starker Schneefall führte am Morgen des 7. zu kilometerlangen Staus in Hessen. Wegen Schneelast umgestürzte Bäume sorgten bereits ab dem Vorabend in Mittelhessen und im Westerwald zeitweise für unpassierbare Straßen. Es kam zu Unfällen und im Zugverkehr zu Verspätungen und Ausfällen. Hagel mit Durchmesser bis 3 cm wurde örtlich in Brandenburg, Sachsen und Bayern registriert. 


Mai 2008

Heftige Unwetter führten vom 29. bis 31. vor allem in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Rheinland-Pfalz zu größere Schäden. Auf der Strecke Wickrath-Herrath in Nordrhein-Westfalen fuhr ein Zug gegen einen Baum. Aufgrund von Oberleitungsschäden blieb bei Langenselbold in Hessen ein ICE mehrere Stunden liegen. Wegen Über-flutungen wurden Straßen und ein Tunnel bei Olpe gesperrt. Schlamm machte die B 424 bei Zweibrücken unpassierbar, über 100 umgestürzte Bäume lagen auf der B 54 bei Wiesbaden. Nach Blitz-einschlägen brannten Nordrhein-Westfalen und in Baden-Württemberg mehrere Gebäude. Hagel trat am 1./2. örtlich bei Regensburg, am 30./31. verbreitet Nordrhein-Westfalen und im Süden auf. Im Vogelsbergkreis wurden Korngrößen bis 8 cm beobachtet. Hagel erschlug im Krefelder Zoo vier Flamingos. 


Juni 2008

Schwere Unwetter verursachten im Juni mehrmals Überschwemmungen, voll gelaufene Keller, umgestürzte Bäume sowie abgebrannte Häuser, Hütten und Scheunen. Teilweise verbrannte dabei der Viehbestand. Am 2. ertranken in Baden-Württemberg drei Menschen. Bei Sigmaringen fuhr ein Zug am 3. in einen Baum – die Bilanz: 36 Verletzte. Am 8. schlugen Blitze bei der Veranstaltung „Rock im Park“ nahe Nürnberg ein, es gab sieben Verletzte. Zwei Verletzte auch im Maxdorf. Am 14. mussten in Lage in Ostwestfalen 19 durch Blitzschlag verletzte Fußballer und Trainer beklagt werden. Am 22. des Monats wurden in Emden durch Hagelschlag ca. 30.000 Neuwagen auf einem Firmenparkplatz von Volkswagen beschädigt. Bei Unwettern am 25. starben drei Menschen. So wurde ein Mann in einem Weinberg vom Blitz erschlagen. Am 26. traf ein Blitz in Kirchham in Bayern eine Camperin. Am 29. gab es am Bodensee abgedeckte Dächer und Stromausfälle aufgrund eines Unwetters. Hagel trat an mehreren Tagen, vor allem in Süddeutschland auf. Korndurchmesser bis 3 cm wurden registriert. 


Juli 2008

Schwere Unwetter am 3./4., 26./27. und 30./31. richteten große Schäden an, heftige Niederschläge ließen viele Keller voll laufen. Am 3. fiel nach Blitzschlag in Groß Düngen ein Stellwerk der Bahn aus. Mehrere Gebäude brannten ab. Am 26. kamen 14 Menschen nach einem Blitzeinschlag in ein Zelt in Wuppertal ins Krankenhaus. Bei Dortmund standen Wohnsiedlungen unter Wasser und konnten nur per Schlauchboot erreicht werden. Am 31. traf ein Blitz einen Baum, unter dem Kühe Schutz gesucht hatten – elf Tiere verendeten. Bei Metzingen wurde eine Straße auf 100 Metern Länge fortgespült. In Osterode im Harz wurde am 3. ein Tornado gesichtet. Am 21. richtete ein Tornado in Nottuln schwere Schäden an. Hagel trat an sieben Tagen auf mit Korngrößen bis zu 3 cm. 


August 2008

Gewitter und Sturmböen richteten am 3./4., 7./8. und 12. des Monats beträchtliche Schäden an, vor allem in Nordrhein-Westfalen und im Norden Deutschlands. In Birkenau-Hornbach im Odenwald wurden am 4. etwa 30 Häuser beschädigt, manches Dach sogar komplett abgedeckt. Am 7. stand in Bremen ein Eisenbahntunnel unter Wasser. In Hamburg riss sich ein Containerschiff los. Am 8. schlug ein Blitz bei Wald-Michelstadt im Odenwald in einen Flutlichtmast ein - 32 Menschen auf einem durchnässten Kunstrasen wurden zum Teil schwer verletzt. Am 12. wurden in Siegen 22 Häuser beschädigt. In Steinhagen in Nordrhein-Westfalen brannte eine Scheune nach Blitzschlag nieder. Tornados wurden am 3. bei Langeneß in Sachsen-Anhalt, vor Büsum, bei Norderney, am 8. bei Cuxhaven und in Hasselfelde, am 12. in Gießen und in Burbach-Niederdresselndorf in Nordrhein-Westfalen sowie am 19. in Flensburg beobachtet. Die Tornados in Gießen und Flensburg verursachten dabei erhebliche Schäden. Hagel wurde nur örtlich in Bayern und in Baden-Württemberg am 1., 19. und 22. mit Korndurchmessern bis 4 cm registriert. 


September 2008

Schwere Gewitter mit Starkregen und Hagel verursachten am 1. und 4. in Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Brandenburg und Baden-Württemberg Überflutungen sowie voll gelaufene Keller. In St. Blasigen im Schwarzwald fielen an die 4. entwurzelten Bäume auf ein Auto und ein Festzelt. Heftige Regenfälle in Teilen Nordrhein-Westfalens führten am 11. vor allem im Rheinland und im Ruhrgebiet zu überfluteten Straßen und voll gelaufenen Kellern; in Grevenbroich wurde eine Bahnunterführung überflutet, in der zwei Autos versanken. Ein Autofahrer musste per Schlauchboot vom Dach seines Wagens gerettet werden. Tornados wurden am 2. in Spetzerfehn in Ostfriesland, am 7. vor Borkum und am 21. auf Norderney beobachtet. Hagel wurde am 1. bei Wilhelmshaven registriert mit Korndurchmesser bis 2.5 cm. 


Oktober 2008

Schwere Böen verursachten am 1. in Rinkerode in Nordrhein-Westfalen abgedeckte Dächer und geknickte Bäume. Schneefall und Eisglätte führten am 29./30. in Teilen Deutschlands ab ca. 500 m ü. NN zu Unfällen und Verkehrsbehinderungen. Dabei starb nahe Flensburg eine Autofahrerin. Vor allem in Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt wurden Straßen wegen umgestürzter Bäume gesperrt. Ein Tornado wurde am 1. in Altenbruch bei Cuxhaven beobachtet, Schäden entstanden an Autos, Gewächshäusern und Dächern. Einen wei-teren Tornado gab es am gleichen Tag in Marienthal in Brandenburg. Am 3. zog eine Wasserhose mit gleich mehreren Wolkenrüsseln ohne Kontakt zum Boden nördlich an Helgoland vorbei. Hagel trat am 27. in Mollhagen in Schleswig-Holstein auf. Der Korndurchmesser betrug etwa 1 cm. 


November 2008

Die A7 bei Fulda wurde am Morgen des 14. nach fünf Unfällen wegen Reifglätte gesperrt. Der Wintereinbruch vom 21. bis 24. führte wegen Schneefall, Schnee- und Eisglätte zu vielen Unfällen in fast ganz Deutschland. In Niedersachsen und Hessen starben nach Glatteisunfällen drei Menschen. Mehr als 100 quer stehende LKWs blockierten das Autobahndreieck Dresden-Nord. In Niederbayern verunglückte ein Bus. Es gab 15 Verletzte. Durch starken Wind wurden in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Rheinland-Pfalz Dächer abgedeckt, ein LKW umgeworfen, Bäume entwurzelt und Zäune umgeworfen. Der Hauptbahnhof von Duisburg wurde nach herabstürzenden Dachteilen geräumt. Auf dem Flughafen Frankfurt am Main wurden 110 Flüge gestrichen. (DWD)
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