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23.06.2011 | 08:40 | Unwetter 

Gewitterfront wütet großflächig - Schäden und Verletzte

Erfurt/München - Blitzeinschläge, abgedeckte Häuser, verletzte Menschen: Eine schwere Unwetterfront, die am Mittwochabend über weite Teile Deutschlands gezogen ist, hat binnen weniger Minuten schwere Schäden angerichtet.

Hagel
Bäume wurden umgerissen, Dächer abgedeckt, Felder verwüstet, zahlreiche Keller liefen voll. Das volle Ausmaß der Schäden sei noch gar nicht absehbar, hieß es in der Nacht zum Donnerstag bei den Polizeistellen im Land.

Vor allem die Bundesländer Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Thüringen, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Brandenburg seien von der schweren Gewitterfront betroffen gewesen, teilte der Wetterdienst Meteomedia in Bochum am Donnerstagmorgen mit. Passanten wurden von herumfliegenden Trümmern oder herabstürzenden Ästen getroffen. Bahnstrecken und Straßen mussten zeitweise gesperrt werden, weil sie von Bäumen blockiert wurden. Erst in den späten Abendstunden konnte der Deutsche Wetterdienst Entwarnung geben: Die Unwetterwarnungen wurden aufgehoben.

Ein Bauernhof im oberbayerischen Obing ging nach Blitzschlag in Flammen auf, auch im unterfränkischen Markt Hösbach (Landkreis Aschaffenburg) gab es einen Dachstuhlbrand. Bis zum Donnerstagmorgen waren Polizei und Feuerwehr wegen der Aufräumarbeiten im Dauereinsatz.

Im Stadtgebiet Bamberg mussten die Einsatzkräfte nach Angaben der Polizei mehr als 100 Mal ausrücken. Besonders heftig traf es einen Bauernhof am Stadtrand. Eine Windböe deckte das Dach einer 250 Quadratmeter großen Maschinenhalle mitsamt einer neu installierten Photovoltaikanlage ab. Nach ersten Schätzungen beläuft sich der Schaden auf rund 200.000 Euro.

Bayernweit gab es Störungen und Ausfälle bei der Bahn, auch der Münchner S-Bahn-Verkehr wurde teilweise durch umgestürzte Bäume und herabgerissene Oberleitungen lahmgelegt. Während die S-Bahnen in Taufkirchen und in Possenhofen am Starnberger See am Donnerstagmorgen wieder fuhren, blieb der Verkehr auf mehreren anderen Strecken beeinträchtigt. Bahnreisende mussten mitunter auf Busse ausweichen. Auch am Münchner Flughafen gab es wetterbedingte Verspätungen.

Am Mittwoch waren zunächst rund um Weilheim, Bad Tölz, Traunstein und Freilassing sowie in den schwäbischen Landkreisen Neu-Ulm und Günzburg entwurzelte Bäume, umgestürzte Bauzäune und überflutete Keller gemeldet worden. In einigen Gegenden deckten starke Winde Dächer ab und ließen Bäume auf Straßen, Bahnlinien und Häuser stürzen. Ackerflächen wurden verwüstet, Äste und Baumstämme demolierten Autos, an den Seen wurden Boote losgerissen.

Zwei Verkaufshäuschen von Erdbeerfeldern in Prien am Chiemsee und in Rosenheim wurden umgeworfen, die beiden Verkäufer wurden dabei verletzt. Im oberbayerischen Riedering stürzte ein Baum auf ein Gartenhäuschen, der Besitzer erlitt schwerste Verletzungen und wurde mit dem Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus geflogen.

Auch in Niederbayern hielten Unwetter die Einsatzkräfte in Atem. Rund 100 Notrufe seien innerhalb kürzester Zeit eingegangen, teilte das Polizeipräsidium in Straubing mit. Besonders betroffen waren die Landkreise Straubing-Bogen und Kelheim. Dort wurden zwei Personen leicht verletzt, als sie von einer weggerissenen Markise getroffen wurden.

Durch orkanartige Böen wurde von einem Gebäude bei Kelheim ein Wellblechdach auf eine Bahnoberleitung geweht. Die Bahnstrecke zwischen Abensberg und Kelheim musste gesperrt werden, Teile der Kreisstadt waren vorübergehend ohne Strom. Die Bundesstraße im Bereich Saal an der Donau war wegen umgestürzter Bäume ebenfalls für eineinhalb Stunden gesperrt. Im Landkreis Passau schlug ein Blitz in eine Einfamilienhaus ein - es wurden Stromleitungen aus der Wand gerissen und das Dach teilweise abgedeckt.

Vergleichsweise glimpflich fielen die Sturmschäden im nördlichen Oberbayern aus. Das Polizeipräsidium Ingolstadt wurde zu 88 Einsätzen gerufen, vorwiegend im Landkreis Eichstätt und im Stadtgebiet Ingolstadt. Die Einsatzkräfte waren unter anderem mit abgedeckten Hausdächern, umgestürzten Bäumen und kurzen Stromausfällen beschäftigt.

In Sachsen und Sachsen-Anhalt verursachten Blitzeinschläge und umstürzende Bäume Schäden an Stromleitungen. Bei rund 50.000 Kunden sei der Strom ausgefallen, teilte die Envia Mitteldeutsche Energie AG mit Sitz in Chemnitz am Abend mit. Zahlreiche Mitarbeiter seien im nächtlichen Einsatz, um die Störungen zu beheben, hieß es. Wie lange der Stromausfall noch andauert, war zunächst unklar. In Thüringen verursachte ein Blitzschlag in einem Einfamilienhaus in Saara (Landkreis Altenburger Land) einen Sachschaden von rund 100.000 Euro an. Verletzt wurde nach Polizeiangaben niemand.

Im nordhessischen Frankenau hat eine Windhose mehrere Dächer abgedeckt und Bäume entwurzelt. Eine Frau wurde leicht verletzt, wie die Polizei berichtete. Am Frankfurter Flughafen sorgte ein kräftiges Gewitter kurzzeitig für Verzögerungen im Flugverkehr. «Aus Sicherheitsgründen mussten wir Kapazitätseinschränkungen vornehmen und konnten nicht wie geplant starten und landen», sagte Flughafensprecher Thomas Uber.

Am Donnerstag soll es nach Angaben von Wetterexperten aber weiter kräftig schütten: Vor allem am Alpenrand seien bis zu 30 Liter pro Quadratmeter möglich, teilte Meteomedia mit. Zudem zögen neue «gewittrige Regenschauer» von Nordwesten nach Deutschland. (dpa)
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