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07.11.2015 | 14:27 | Umweltaltlasten 

Giftböden aus DDR-Zeiten noch nicht vollständig saniert

Dresden / Magdeburg - Aus maroden Anlagen heraustropfende Chemikalien, Teerreste aus der Produktion, Mülldeponien ohne Abdichtung: Zu den Hinterlassenschaften des ehemaligen «Arbeiter- und Bauernstaates» gehörten auch in Sachsen vergiftete Böden und kontaminiertes Grundwasser.

Verseuchte Böden
Umweltschutz gehörte nicht zu den Stärken der Industriebetriebe der DDR. Und so müssen sich die Behörden auch heute noch mit zahlreichen Altlasten herumschlagen. Doch es ist auch schon viel geschehen. (c) proplanta
Rund 9.000 Hektar belastete Fläche sind seit der Wiedervereinigung im Freistaat saniert worden. 750 Millionen Euro wurden von der öffentlichen Hand dafür ausgegeben. Allerdings: «Die Sanierung von Umweltaltlasten wird Sachsen auch in den kommenden Jahren weiter stark beschäftigen», meint Umweltminister Thomas Schmidt (CDU).

Eines der ambitioniertesten Projekte dürfte dabei der Standort Böhlen sein. Seit den 1920er Jahren wurden hier Kohle veredelt und petrochemische Produkte hergestellt. Boden und Grundwasser wurden dabei mit Kohlenwasserstoffen, mit Teerresten, mit Schlamm aus Kohle und Asche belastet.

Bei der Behandlung der Flächen nach den 1990er Jahren hatten die Sanierer es mit einer besonderen Schwierigkeit zu tun: Teilweise erfolgten die Maßnahmen bei weiter laufendem Betrieb der umgerüsteten und modernisierten Anlagen.

Bislang wurde laut Umweltministerium ein hoher, achtstelliger Betrag dafür ausgegeben, um zu sanieren oder zumindest die weitere Vergiftung des Grundwassers zu stoppen. Nach wie vor wird das Grundwasser an die Oberfläche gepumpt und gereinigt. Denn in den Böden sind zum Teil noch immer Schadstoffe vorhanden. Diese werden nach Angaben des Ministeriums wohl auch nie ganz verschwinden. Dies sei weder «finanzierbar noch leistbar».

Ein weiteres Beispiel ist eine frühere Raffinerie im Chemnitzer Stadtteil Klaffenbach. Auf deren Gelände und auch in den sogenannten Säureharzteichen im nahe gelegenen Neukirchen wurden zum Ende der DDR Rückstände aus der Mineralölherstellung abgelagert. 180.000 Tonnen des sogenannten Säureharzes mussten in Neukirchen entsorgt werden.

Rund 100 Millionen Euro kostete die Sanierung. Und sie ist ebenfalls noch nicht abgeschlossen: Doch das Betriebsgelände in Klaffenbach ist noch immer mit Ölresten verseucht. Weil das Flüsschen Würschnitz das Areal überschwemmen könnte, sollen nun bis Ende kommenden Jahres Tausende Kubikmeter Erde abgetragen und ausgetauscht werden.

Eine Mülldeponie ganz besonderer Art wird derzeit in Dresden saniert. Auf der Collmberghalde liegen unter anderem strahlende Altlasten aus dem Uran-Bergbau der Wismut. Die dortigen Erzhalden wurden von der Stadtreinigung in den 1960er und 1970er Jahren zur Ablagerung kommunaler Abfälle genutzt, ohne sie vorher einzuebnen.

Neben dem Müll wurden dort auch Bauschutt sowie Braunkohleasche aus dem Kraftwerk Nossen abgekippt. Bis 2022 sollen die Collmberghalde mit einem Aufwand von sieben Millionen Euro saniert, dort Bäume angepflanzt und Wanderwege angelegt werden.

Insgesamt waren seit 1991 in Sachsen 30.000 altlastenverdächtige Standorte erfasst worden. Bis zu 20 Prozent davon wurden als tatsächlich sanierungsbedürftig eingeschätzt. Etwa zwei Drittel konnten in den zurückliegenden Jahren bereits saniert werden. Das restliche Drittel harrt unterdessen noch der Sanierung.
dpa/sn
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