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29.12.2010 | 07:29 | Invasive Arten 

Globalisierung von heute führt zu biologischen Invasionen von morgen

Wien - Wirtschaftswachstum und Globalisierung haben auch Flora und Fauna weltweit in Bewegung gebracht.

Globalisierung
Die oft unbeabsichtigte Einfuhr von gebietsfremden Tier- und Pflanzenarten zeigt ökologische und ökonomische Langzeitwirkungen, die weitreichender sind als bisher angenommen. Zu diesem Schluss kommt ein internationales ForscherInnen-Team unter der Leitung von Stefan Dullinger (Universität Wien) und Franz Essl (Umweltbundesamt). Aktuell publizieren die Ökologen dazu im renommierten Fachblatt Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America (PNAS).


Bisher keine EU-Strategie zur Bekämpfung biologischer Invasionen

Die Ökologen Franz Essl und Stefan Dullinger sehen einen Zusammenhang zwischen der Verbreitung gebietsfremder Arten und der sozioökonomischen Entwicklung in Europa. Die heutige Verbreitung gebietsfremder Arten ist immer noch stark durch die sozioökonomischen Bedingungen von 1900 beeinflusst. Biologische Invasionen sind daher offenbar Kollateraleffekte der ökonomischen Entwicklung, deren Ausmaß erst mit jahrzehntelanger Verspätung in vollem Umfang erkennbar wird. "Eine effiziente EU-Strategie zur Bekämpfung biologischer Invasionen muss daher nicht nur jene Arten umfassen, die in Europa bereits zum Problem geworden sind, sondern auch diejenigen, die sich auf anderen Kontinenten invasionsartig ausbreiten, sich in Europa aber noch unauffällig verhalten oder fehlen", so Franz Essl.


Hoher ökonomischer Entwicklungsgrad bedeutet hohes biologisches Invasionsrisiko

Bereits vor einem halben Jahr hatten die ForscherInnen im selben Fachblatt gezeigt, dass Bevölkerungswachstum und steigender Wohlstand die wichtigsten Ursachen für die Ausbreitung gebietsfremder Tier- und Pflanzenarten in Europa sind. Der ökonomische Entwicklungsgrad eines Landes beeinflusst nicht nur Intensität und Frequenz der Einschleppung von invasiven Arten, sondern auch Chancen und Tempo ihrer Einbürgerung und Ausbreitung.

Für die jüngste Studie hatte das Forschungsteam unter der Leitung von Franz Essl vom Umweltbundesamt und Stefan Dullinger vom Department für Naturschutzbiologie, Vegetations- und Landschaftsökologie der Universität Wien sozioökonomische Daten aus den Jahren 1900 und 2000 sowie Daten zum aktuellen Stand der Verbreitung gebietsfremder Arten in 28 europäischen Ländern analysiert. "Wir haben für die Studie den Beginn und das Ende des 20. Jahrhunderts ausgewählt, weil dieses Jahrhundert in Europa eine Periode markiert, die von Bevölkerungswachstum, Urbanisierung und wirtschaftlicher Globalisierung geprägt ist", erklärt Ökologe Dullinger.


Langzeitrisiko von biologischen Invasionen bisher unterschätzt

Das verblüffende Ergebnis: Die Anzahl gebietsfremder Arten in diesen 28 Ländern lässt sich besser mit sozioökonomischen Daten von 1900 als mit heutigen erklären. "Offenbar reagiert die Natur mit deutlicher Verzögerung, und unser Handeln heute hat Auswirkungen auf biologische Invasionen auch in 50 bis 100 Jahren", interpretiert Franz Essl die Ergebnisse. "Damit würden wir selbst bei sofortigem effizientem Einfuhr-Stopp gebietsfremder Arten noch für Jahrzehnte eine Zunahme der Invasionen zu erwarten haben. Wir sollten deshalb möglichst schnell anfangen, dieses Problem anzugehen." Die neuen Erkenntnisse deuten darauf hin, dass das Langzeitrisiko von biologischen Invasionen bisher unterschätzt wurde.

Gebietsfremde Arten können Struktur und Funktion von Ökosystemen beeinträchtigen und ökonomische Schäden unterschiedlicher Art verursachen. Beispielsweise verlängert die aus Nordamerika stammende Beifuß-Ambrosie, eine Pflanze mit hochallergenen Pollen, die Pollensaison – zum Nachteil von AllergikerInnen. Amerikanische Signalkrebse haben hingegen die heimischen Flusskrebse durch Übertragung der Krebspest an den Rand der Ausrottung gebracht. Die durch solche und ähnliche Effekte gebietsfremder Arten entstehenden Kosten sind beträchtlich, allein in Europa werden sie auf jährlich mindestens 12 Milliarden Euro geschätzt. (umweltbundesamt.at)
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