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11.05.2010 | 20:30 | Öko-Denken 

Hautnah: Ökomode wird bald zum Selbstgänger

Berlin/Hamburg - Das Thema Bio geht vielen unter die Haut. Im Kino und auf dem Büchermarkt haben Nachhaltigkeit und Umweltschutz Hochkonjunktur.

Baumwolle
(c) Zorro12 - fotolia.com
Filme wie «Plastic Planet» oder «Unsere Ozeane» und Bücher wie Daniel Golemans «Ökologische Intelligenz» und Jonathan Safran Foers Buch übers Fleischessen - «Eating Animals» - wollen Bewusstsein wecken. Was in Sachen Ernährung bei immer mehr Verbrauchern Thema ist, zieht Kreise wie ein ins Wasser geworfener Stein. Und die haben auch die Mode erreicht. Schließlich rückt Kleidung direkt auf den Leib ihrer Träger. Und diese scheinen immer weniger bereit, Allergien oder Hautkrankheiten durch Schadstoffe zu riskieren.

Die Textilindustrie befindet sich in einem Umwälzungsprozess. Große Konzerne wie H&M oder C&A bauen ihre Bio-Segmente aus. H&M möchte zudem nach Angaben eines Unternehmenssprechers bis 2020 die gesamte Baumwolle aus «nachhaltigen Quellen» beziehen. Der weltweite Umsatz mit Bio-Textilien wird Schätzungen zufolge in diesem Jahr 5,3 Milliarden Dollar (gut 4 Milliarden Euro) erreichen. 2005 soll er bei 500 Millionen Dollar gelegen haben. Für viele junge Modedesigner gehört Nachhaltigkeit ganz selbstverständlich dazu.

«Ich sehe klar eine Trendwende im Denken junger Menschen», sagt Bernhard Koppenburg von dem auf organische Fasern spezialisierten Textilproduzenten Lichtschatz. Etwa seit zwei Jahren beobachtet er, dass neuere Designer-Marken großen Wert auf ökologische Materialien und faire Bedingungen bei der Produktion legen: «Waren es früher vielleicht ein Prozent der jungen Firmen, würde ich heute von zehn Prozent sprechen», schätzt Stofflieferant Koppenburg.

Da gibt es die Berlinerin Magdalena Schaffrin mit super edler Luxusmode aus ökologischen Materialien. Bei ihren Modellen würde man nie an das früher leicht schlampig daherkommende Etikett «Öko» denken. Oder die Hamburgerin Julia Starp mit ihren coolen Entwürfen, die schon Stars wie Sarah Connor oder Katja Flint eingekleidet hat. Sie verwendet meist Bio-Stoffe und achtet auf faire Bedingungen bei der Herstellung. Andere wie das Weimarer Label «Vilde Svaner» verarbeiten neben Bio-Baumwolle auch recycelte Second-Hand-Kleidung.

Was diese Labels von hippen Top-Fashion-Marken mit Bio-Anspruch wie den Jeansmarken Kuyichi oder Nudie sowie dem Label Noir aus Dänemark unterscheidet, ist Überschaubarkeit. Sie sind alle noch klein, können daher die Produktionswege selbst kontrollieren.

Doch was passiert, wenn sie wachsen? Bei kleinen Firmen fasst der Verbraucher oft schnell Vertrauen, bei größeren wird das schwieriger. Transparenz muss her, ganz wie es Buchautor Daniel Goleman fordert. Hier könnte ein unabhängiges Öko-Siegel den Käufern Sicherheit und Orientierung bieten, wo derzeit ein Siegel-Dschungel für Verwirrung sorgt.

Auf einem guten Weg scheint das GOTS-Siegel zu sein. «GOTS ist ein sehr hoher Standard, der wirklich das abdeckt, was es abzudecken gilt», sagt etwa Rolf Heimann, Leiter Innovation und Ökologie von Hessnatur. Das hessische Naturmodelabel gilt in der Branche als Vorbild dafür, dass Bio auch in größerem Stil funktioniert.

Heimann sieht vier Säulen, auf denen Bio-Kleidung stehen sollte: Ökologie im Produkt, fairer Handel, faire Produktionsbedingung und Nachhaltigkeit in der Produktion, etwa beim Blick auf den CO2-Ausstoß oder die Energie-Optimierung. «Bei letzterem stehen wir alle noch sehr am Anfang», meint er.

Obwohl er in Sachen Schadstoffarmut des Kleidungsstückes selbst die Fortschritte der Industrie lobt, will er keine Entwarnung insgesamt geben. Denn zum Beispiel bei der Produktion läuft noch manches überhaupt nicht so, wie man oft hofft.  (dpa)
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