«Der
Klimawandel ist ein schleichender Prozess, die
Heuschrecken zählen zu den Gewinnern, da sie wärmeliebend sind», sagt Zoologe Uwe Handke aus Delmenhorst. So komme es zu mehr Arten und einer größeren Populationsdichte innerhalb ihrer Lebensräume.
In Bremen seien beispielsweise in den vergangenen zehn Jahren fünf neue Arten aufgetaucht, insgesamt gebe es nun etwa 30. Niedersachsen sei noch artenreicher, auf den sandigen Böden der Lüneburger Heide und in Südniedersachsen fühlten sie sich wohl.
Wegen des Klimawandels seien Arten aus dem Süden und Osten dazugekommen. Mediterrane Heuschrecken breiten sich gen Norden aus.
Jedoch führen
Flächenverbrauch und intensive Landwirtschaft zu einem Verlust an Lebensräumen, so dass die Anzahl an Individuen im Gesamten rückläufig sei, führt Handke an. Es gebe auf Mais- und Getreidefeldern kaum Heuschrecken oder Schmetterlinge. «Schmetterlinge sind noch viel stärker betroffen, auf intensiv genutztem Grünland haben sie keine Chance», sagt der Nabu-Berater.
Experten empfehlen unter anderem mehr Grünflächen in Städten, etwa am Straßenrand oder auf Dächern. Zudem solle man bestehende
Agrarumweltprogramme weiter ausbauen und den Wald als Lebensraum fördern.
Auch Hecken und Ackerrandstreifen seien wichtig, davon könnten viele Insekten auch von der Roten Liste profitieren, etwa Wildbienenarten, Heuschrecken oder Schmetterlinge.
Probleme wegen fehlender Quartiere haben auch Fledermäuse, denen zudem die Lichtverschmutzung und die intensive Forstwirtschaft zu schaffen machen, führt Handke an, der einer von mehr als 100 Fledermausbotschaftern des Naturschutzbundes ist.
Dass die heißen, trockenen Bedingungen teilweise zur Massenvermehrung der Heuschrecken führen, hat der Sommer auf Sardinien gezeigt. Tausende Hektar
Ackerland wurden auf der Insel zerstört. Die pflanzenfressenden Arten können ganze Landstriche kahlgefressen.
Für den Mittelmeerraum befürchtet Handke, dass die Wanderheuschrecken immer mehr heimisch werden. «Diese Massenentwicklung ist für uns kein Problem», sagt der Experte für die Situation in Deutschland.