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11.07.2012 | 04:59 | Hitzewelle 

Hitze, Fluten, Brände - Extremwetter in USA mit neuen Rekorden

Washington - Hitze, Brände und Dürre hier, Stürme und Sintflutregen dort: Das verrückte Wetter in den USA bricht unzählige, uralte Rekorde.

Hitzewelle
(c) proplanta
Die Amerikaner erleben bisher das wärmste Jahr seit dem Beginn der Wetteraufzeichnungen 1895, teilte die US-Behörde für Wetter und Ozeanographie (NOAA) mit. Landesweit sei es von Januar bis Juni durchschnittlich etwa 2,5 Grad Celsius wärmer gewesen als üblich. Die Rekordwerte während der Hitzewelle, die gerade erst nach mehr als einer Woche weitgehend abgeklungen ist, sind in diese Statistik noch nicht einmal eingeflossen.

Der NOAA-Bericht über das erste Halbjahr 2012 liest sich wie ein Buch der Rekorde: In der Windy City, der «windigen Stadt» Chicago sei es im Mittel 3,8 Grad wärmer gewesen als normal. Die Metropole New York habe gar den höchsten Temperaturdurchschnitt seit dem Bürgerkrieg vor 150 Jahren gemessen. Auch die vergangenen zwölf Monate zusammengenommen waren so warm wie nie. Allein im Juni herrschte in mehr als der Hälfte des Landes Dürre, dieser Wert wurde zuletzt im Jahr 2000 erreicht. Waldbrände hätten mehr als 10.000 Quadratkilometer vernichtet. Das ist, als wäre halb Rheinland-Pfalz abgebrannt.

Zwischen Pazifik und Atlantik seien seit Jahresbeginn an 22.356 Orten Wärmerekorde aufgestellt worden, berichtete die «USA Today» am Dienstag unter Berufung auf Meteorologen. Nur 2448 Mal seien dagegen Kälterekorde gekippt. Grund für das ungewöhnlich milde Klima sei der Jetstream - ein Starkwindband in fünf bis zehn Kilometern Höhe. Er verlaufe seit Dezember ungewöhnlich weit im Norden, so dass nahezu alle US-Staaten weniger Kühle und Regen erlebten als üblich, sagte der Klimaexperte Jake Crouch der Zeitung.

Wenn der Regen doch kam, dann oft mit Brachialgewalt. Tropensturm «Debby» setzte viele Gebiete Floridas unter Wasser und bescherte dem Staat den nassesten Juni seit Beginn der Aufzeichnungen. Weit im Norden in Minnesota schlug heftiger Niederschlag unversehens tödliche Fluten los. Und ein äußerst seltener Gewittersturm namens «Derecho» schoss ohne Vorwarnung so schnell über den Osten des Landes hinweg, dass zahlreiche Menschen von Bäumen erschlagen oder von Blitzen getötet wurden. In mehr als 3,5 Millionen Haushalten fiel der Strom aus - in einigen eine Woche lang. Und das mitten in einer extremen Hitzewelle.

Vor allem Klimaschützern liefern diese Wetterphänomene frische Argumente für ihre Warnung vor der globalen Erwärmung. «Das Wetter ist nicht mehr komplett "natürlich"», sagte etwa Professor Don Wuebbles von der University of Illinois dem «National Journal». «Von Menschen verursachter Klimawandel ist heute ein Faktor in allen Wetterereignissen», neben vielen anderen Einflüssen.

Auch Mitglieder der Regierung von US-Präsident Barack Obama vertreten diese Meinung, wenn auch vorsichtig. «Man kann immer einen untypischen Sommer haben», sagte etwa Heimatschutzministerin Janet Napolitano jüngst. «Aber wenn man einen nach dem anderen sieht, dann gibt es einen Trend». Obamas Klimaschutzgesetz ist im Kongress gescheitert, Unterstützer hoffen auf einen Neuanlauf in einer möglichen zweiten Amtszeit.

Das Rekordwetter ist für viele US-Wissenschaftler und Politiker dagegen längst kein Grund, Schlüsse zu ziehen. Für eine wissenschaftliche Fundierung reichten die aktuellen Beobachtungen nicht aus, mahnen sie. Doch viele Amerikaner sehen das in diesen Tagen anders: «Es sind nicht mehr nur die Eisbären», die zu leiden hätten, schrieb die «Los Angeles Times» in einem Editorial. «Die vergangenen Wochen brachten die Realität des Klimawandels von den Polarkappen in unseren Hinterhof.»
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