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15.10.2020 | 02:09 | Herbststurm 

Hochwasser an der Ostsee durch Sturmtief Gisela

Stralsund / Lübeck - Das Hochwasser der Ostsee durch Sturmtief «Gisela» hat am Mittwochabend in Mecklenburg-Vorpommern seinen Höhepunkt erreicht.

Hochwasser an der Ostsee
Sturmtief «Gisela» sorgt an der Ostseeküste für das erste größere Hochwasser der Saison. Straßen und Strände werden überflutet, Fähren stellen ihren Betrieb ein. Noch ist der Sturm nicht vorbei. (c) proplanta
Es brachte Wasserstände von einem Meter bis knapp 1,40 Meter über Normal, sagte der Meteorologe Stefan Kreibohm von der Wetterstation auf Hiddensee. Lediglich im Stettiner Haff werde der Pegelstand noch etwa bis Mitternacht ansteigen. «Das Haff läuft noch voll», sagte er. Der Sturm mit schweren, teils orkanartigen Böen über der Pommerschen Bucht habe am Abend bereits wieder nachgelassen. «Es ist nicht dramatisch», sagte Kreibohm. Alles sei völlig im Rahmen eines Herbststurmes.

Wegen steigender Wasserstände löste der Landkreis Vorpommern-Greifswald auf Empfehlung des Staatlichen Amtes für Landwirtschaft und Umwelt Vorpommern (StALU) die Alarmstufe zwei aus. Bei der zweiten von vier Alarmstufen sollen die Deiche auf eventuelle Schäden kontrolliert und wenn nötig mit Sandsäcken abgedichtet werden, erklärte ein Mitarbeiter des StALU.

An Land warf der stürmische Wind am Mittwoch Bäume um. Betroffen war vor allem der Landkreis Vorpommern-Greifswald, dessen Rettungsleitstelle bis zum Nachmittag mehr als 60 Einsätze wegen umgestürzter Bäume auf Straßen und Schienen der Usedomer Bäderbahn meldete. Der Tierpark Ueckermünde blieb vorsorglich geschlossen. Im Bereich Stralsund waren nach Polizeiangaben Bäume auf zwei Autos gestürzt. Auf der Insel Rügen mussten bei Serams und Middelhagen die Straßen zeitweise gesperrt werden, um Bäume wegzuräumen. Verletzt wurde niemand.

Teile des Stralsunder Hafens standen bereits am Vormittag unter Wasser. «Der Pegel steigt etwa alle zehn Minuten um einen Zentimeter an», sagte ein Sprecher der Stadt. In Wismar ertönten die Sirenen wegen Hochwassers im Hafenbereich, wie die Hansestadt mitteilte. Es sei ein Pegelstand von mehr als 1,30 Meter erreicht worden. Eine Straße sei wegen Überflutung gesperrt worden. In Rostock-Warnemünde schwappte das Wasser über die Mittelmole. Strandkörbe standen im Wasser und mussten geborgen werden. In Greifswald wurde das Sperrwerk geschlossen, um das Stadtgebiet und das flache Gelände an der Dänischen Wiek vor Hochwasser zu schützen.

Reedereien hatten bereits am Morgen ihren Fährbetrieb eingestellt, etwa zwischen Stralsund sowie Schaprode auf Rügen zur Insel Hiddensee. Die Oderhaff Reederei Peters, die von Ueckermünde zur Insel Usedom und nach Stettin fährt, ließ laut ihrer Internetseite alle Schiffsfahrten ausfallen. Die Schweden-Schnellfähre von Sassnitz-Mukran nach Ystad wurde der Reederei FRS Königslinjen zufolge für Donnerstag abgesagt, am Mittwoch verkehrte sie fahrplanmäßig ohnehin nicht. Die Ostseefähren von Stena Line aus Rostock fuhren.

Touristen in den Küstenorten genossen das Schauspiel der stürmischen Ostsee. So war in Göhren auf Rügen schon am Vormittag der Strand fast ganz überspült. Vor dem Ozeaneum auf der Stralsunder Hafeninsel bildeten sich trotz des nassen Wetters lange Schlangen. Viele Touristen fotografierten die meterhohen Wellen an der Mole.

Hausbesitzer sicherten dagegen vorsorglich ihre Häuser, etwa in Stralsund in Hafennähe. Sie stellten sogenannte Schotten auf, wie ein Stadtsprecher sagte. In Wismar stellte die Feuerwehr Sandsäcke zur Verfügung. Die Eigner von Fischkuttern und Booten kontrollierten noch einmal die Leinen.

Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) verlängerte die Sturmflutwarnung an der Ostsee bis zum Donnerstag. Demnach werden bis zum Morgen an der gesamten deutschen Ostseeküste Wasserstände bis 1,20 Meter über dem mittleren Wasserstand erwartet. In der Lübecker und Wismarer Bucht sowie im Greifswalder Bodden sind Wasserstände bis 1,40 Meter über dem mittleren Wasserstand möglich. Auch im Verlauf des Donnerstags werden weiter Wasserstände von einem Meter bis 1,30 Meter über Normal erwartet, hieß es.

In Lübeck und Travemünde stieg das Hochwasser der Trave bis zum Abend auf rund 6,26 Meter. Dadurch wurden der Straßenzug Obertrave in der Lübecker Altstadt und Teile der Promenade in Travemünde überflutet. Der normale Wasserstand liegt laut Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt bei fünf Metern.

In Travemünde wurden nach Angaben des Feuerwehrsprechers Teile der Promenade und der Fährvorplatz überflutet. Die Personenfähre zur Halbinsel Priwall hatte nach Angaben des Stadtverkehrs Lübeck bereits am Vormittag wegen des Hochwassers ihren Betrieb eingestellt. Ungeachtet des Sturmes genossen zahlreiche Touristen warm eingepackt das Naturschauspiel am teilweise überspülen Strand.

Auch in Kiel sorgte der Oststurm für Hochwasser. Die Fährlinie zwischen Kiel und Holtenau habe ihren Betrieb bereits eingestellt, sagte eine Sprecherin der Verkehrsgesellschaft am Morgen. Die Fördetörn genannte Hafenrundfahrt falle wegen des Hochwassers am Mittwoch ebenfalls aus.

In Flensburg war vom Hochwasser laut Regionalleitstelle zunächst wenig zu spüren. Allerdings wurden in der Nacht zum Donnerstag höhere Pegelstände erwartet und Autobesitzer davor gewarnt, ihre Fahrzeuge im Hafengebiet stehen zu lassen.

Grund für das Hochwasser war nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) das Tief «Gisela», das der Ostseeküste stürmische Böen um acht Beaufort (entspricht 65 Kilometern in der Stunde) brachte, in exponierten Lagen auch Sturmböen um neun Beaufort (75 Kilometer in der Stunde).

In der Nacht zum Donnerstag sollte der Wind an der Ostseeküste nur wenig nachlassen. Für Donnerstag sagt der DWD für den Norden schwachen bis mäßigen, an der See anfangs starken Nord- bis Nordostwind voraus.
dpa
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