Erste Exemplare des Zitronenfalters oder auch des Tagpfauenauges wurden in Sachsen bereits beobachtet, wie das Internetportal «Insekten Sachsen» tagesaktuell berichtet.
Während Experten sich uneinig sind, ob wärmere Winter etwa dem
Borkenkäfer ebenfalls zu Gute kommen, hat der Orkan Niklas zu Ostern dem Schädling auf jeden Fall geholfen: In umgestürzten Bäumen und abgebrochenen Ästen finden die Käfer ideale Brutbedingungen vor.
Wegen der relativ hohen Temperaturen in Sachsen-Anhalt wird es dort viele Borkenkäfer geben. «Normalerweise erfriert im Winter ein Großteil der Larven in der Borke oder im Boden. Das ist dieses Jahr ausgeblieben», sagte der Geschäftsführer des Naturschutzbundes
BUND Sachsen-Anhalt, Oliver Wendenkampf, der Deutschen Presse-Agentur in Magdeburg. Besonders in den Wäldern mit nur einer Baumart wie im Harz sei deswegen mit großen Schäden zu rechnen.
Experten aus Schleswig-Holstein sind anderer Meinung. Der zurückliegende milde Winter muss ihrer Ansicht nach nicht zwangsläufig zu einer Schädlingsplage führen. Zwar hätten viele Insekten sowie deren Eier und Larven den Winter überlebt, sagte Claudia Willmer von der Abteilung Pflanzenbau,
Pflanzenschutz und Umwelt der
Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein. Doch bei vielen Arten entscheide erst das Wetter im Frühling darüber, wie sich die Populationen entwickeln. Den meisten heimischen Arten schade mildes und feuchtes Winterwetter sogar mehr als Frost, erklärte Willmer. Lediglich bei Feldmäusen meldet die Kammer bereits ein erhöhtes Aufkommen.
In Mecklenburg-Vorpommern macht man sich Sorgen um gestresste Bäume. Ein milder Winter nützt nicht unbedingt Schädlingen. «Diese Tiere sind an kalte Winter angepasst, Frost macht ihnen nichts aus», sagte der Waldschutzexperte Heiko Schulz von der Landesforstanstalt in Schwerin. Im Gegenteil: Manche Schadinsekten wie Käfer werden in warmen, feuchten Wintern von Pilzen befallen und gehen ein. Im vergangenen Winter haben allerdings Mäuse zunächst von den milden Temperaturen profitiert, wie eine
Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter Parasitologen, Wald- und Pflanzenschutzexperten in Mecklenburg-Vorpommern ergab.
«Im Februar war es schon sehr mild, das ist für die Überwinterer bei den Schmetterlingen gut», erklärt Ina Ebert vom Naturschutzbund Sachsen. Schon im vergangenen Jahr seien sehr früh massenweise Zitronenfalter unterwegs gewesen. In diesem Jahr tauchten neben den Schmetterlingen auch der Rotgebänderte Blütenspanner und der Grünaderweißling auf.
Mit dem weltweiten Güterverkehr gelangen vermehrt
Schädlinge aus südlichen Gefilden wie Buchsbaumzünsler oder Zitrusbockkäfer auch nach Brandenburg. Der vergangene milde Winter ermöglichte ihr Überleben, aber auch das heimischer Artgenossen. Das ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. «Der Temperaturanstieg begünstigt Insekten, die normalerweise in Südeuropa, in Spanien, Italien zu Hause sind», sagte der Sprecher des Bundesverbands Deutscher Gartenfreunde, Thomas Wagner. Zudem komme durch den
Klimawandel das Ökosystem in Unordnung, sagte Werner Kratz vom Landesverband des Naturschutzbunds Deutschland (Nabu).
Neugierig ist der Nabu Sachsen, ob die Gehörnte Mauerbiene wieder als Frühlingsbote auftaucht. Laut Roter Liste gilt sie noch als ausgestorben. Doch sie wurde 2003 in Dresden wiederentdeckt und wird seitdem regelmäßig im Elbtal nachgewiesen. Nun will der Nabu wissen, ob sich diese Bienenart auch woanders im Freistaats angesiedelt hat und bittet darum, entsprechende Erkenntnisse zu melden.
Aber nicht nur Wildbienen, auch die zahlreichen Bienen aus den Stöcken der Imker tragen zur Bestäubung von Pflanzen bei. «Sie erhalten damit die biologische Vielfalt und stabilisieren die landwirtschaftlichen Erträge», sagt Sachsen Landwirtschaftsminister Thomas Schmidt (CDU). Mehr als 44.000
Bienenvölker wurden im vergangenen Jahr in Sachsen gezählt, so viele, wie es sie in den vergangenen 25 Jahren im Freistaat noch nie gab.
Nach dem relativ warmen Winter müssen die Berliner mit lästigen Schädlingen im Frühjahr rechnen. Vor allem
Zecken hätten von den Temperaturen der vergangenen Monate profitiert, sagte Herbert Lohner vom Naturschutzbund BUND der Deutschen Presse-Agentur. Sie würden oft an Mäusen überwintern. «Wenn der Winter weniger hart ist, überleben mehr Mäuse und deshalb gibt es potenziell mehr Zecken», erklärte Lohner. Der milde Winter begünstigt nach seinen Worten die Ausbreitung fremder Arten wie die Kirschessigfliege. «Es gibt erste Hinweise, dass sie in Berlin und Brandenburg angekommen ist», berichtete der Naturschützer.
Nach Angaben der Sächsischen Impfkommission ist die von Zecken auf den Mensch übertragene Frühsommer-Meningoenzephalitis (
FSME) auf dem Vormarsch. Besonders betroffen ist dabei der Vogtlandkreis, der vom Robert-Koch-Institut für
Infektionskrankheiten zum Risikogebiet erklärt wurde. Weitere Kandidaten sind unter anderem der Kreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge sowie auch Dresden, die Oberlausitz oder Bautzen. (dpa)