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05.04.2021 | 13:05 | Wärmebildkamera und Drohnen 

Jungtiere vor tödlicher Gefahr durch Mähwerke retten

München - Jäger, Tierschützer und Landwirte suchen im Frühjahr wieder im hohen Gras nach Jungtieren, um sie vor dem Mähtod zu retten.

Rehe
Ein geflecktes Fell zur Tarnung, kein eigener Geruch, dafür aber ein Duckreflex: Rehkitze können sich im hohen Gras wunderbar vor natürlichen Feinden verstecken - doch gerade das wird ihnen bei Mähdreschern zum Verhängnis. (c) proplanta
«Das ist für uns eine Herzensaufgabe», betonte eine Sprecherin des Bayerischen Jagdverbands (BJV). Ab Mitte April spüren sie die Tiere mit Drohnen und Wärmebildkameras auf, bevor die Landwirte die Wiesen mähen.

Jungtiere vieler Arten verstecken sich instinktiv im Gras vor Räubern wie Greifvögeln, Füchsen oder Mardern, erklärte die BJV-Sprecherin. Vor allem Rehkitze seien ohne eigene Witterung und und mit ihrem fleckigen Fell gut getarnt. Die Mütter beobachten ihren Nachwuchs aus der Ferne und nähern sich ihm nur zum Säugen.

«Das ist ein ganz schlauer, angeborener Schutzmechanismus der Natur um Jungwild vor Beutegreifern zu schützen, sowohl bei den Rehkitzen, aber auch beim Feldhasen oder anderen Nesthockern.» Doch beim Mähwerk endet der Schutzmechanismus tödlich: Statt zu fliehen, ducken sich die Tiere bis zuletzt im hohen Gras.

Bei der Rehkitzrettung in Augsburg sind in den kommenden Wochen knapp 50 ehrenamtliche Drohnen-Piloten und Helfer im Einsatz, berichtete die Koordinatorin und Tierärztin Cornelia Günther. Sie stehen noch vor dem Morgengrauen auf und fliegen mit Drohnen das Feld ab. Entdecken sie ein Jungtier, wird ein Helfer mit einem Funkgerät an den Fundort gelotst.

Mit Handschuhen und Grasbüscheln wird das Tier dann vorsichtig aus der Wiese getragen. «Wir müssen die Rehkitze tatsächlich in einem Karton oder Wäschekorb wegsperren, bis die Fläche komplett gemäht ist», erzählte Günther. Ansonsten würden die Jungtiere gleich wieder im vermeintlich sicheren Gras Schutz suchen. Vergangenes Jahr hätten sie auf diese Weise rund 30 Kitze in der Region Augsburg gerettet.

Die Tierschützer und Jäger spüren aber auch Katzen, Junghasen oder Eier von Bodenbrütern auf. Im Isarmoos sind vor allem die Kiebitze gefährdet. Mit einem Pilotprojekt möchte der Bund Naturschutz dort rund 2.000 Küken vor dem Mähtod retten: Die Landwirte sollen bis zum 1. Mai mit dem Bestellen ihrer Felder warten, dann sind die Küken nämlich groß genug, um vor den Maschinen zu flüchten. Zum Ausgleich bekommen die Landwirte dafür 150 Euro pro Hektar.

Vegetations- und witterungsbedingt bleibt den Landwirten nur ein kleines Zeitfenster, um ihre Wiesen zu mähen. Sie sind verpflichtet, die Fläche vorab nach Jungtieren abzusuchen. Weil diese mit bloßem Auge aber kaum zu erkennen sind, werden nach Schätzungen jährlich rund 100.000 Kitze und viele andere Tiere beim Mähen getötet.
dpa/lby
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