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22.02.2020 | 01:56 | Ohrdrufer Wölfin 

Juristischer Streit um Wolfsabschuss nimmt kein Ende

Gera - Nach dem erfolgreichen Eilantrag gegen den Abschuss der Ohrdrufer Wölfin können noch knapp zwei Wochen lang Rechtsmittel gegen die Entscheidung des Verwaltungsgerichts Gera eingelegt werden.

Wölfe in Thüringen
Sie war lange Thüringens einsamer Wolf, inzwischen hat die Wölfin bei Ohrdruf mehr Gesellschaft. Weil sie aber als Problemwölfin gesehen wird, rücken ihr inzwischen auch die Behörden auf den Pelz. Jetzt gibt es eine juristische Verschnaufpause. (c) proplanta
Das erklärte der Pressesprecher des Gerichts, Bernd Amelung, am Freitag. Der Naturschutzbund (Nabu) Thüringen, der den Eilantrag gestellt hatte, zeigte sich nach der Entscheidung des Gerichts zunächst zufrieden, wie ein Verbandssprecher sagte.

Die Umweltverbände Nabu und BUND haben auch eine Klage gegen die Ausnahmegenehmigung zum Abschuss der eigentlich streng geschützten Wölfin eingereicht. Diese hat das Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz (TLUBN) als oberste Naturschutzbehörde des Landes im Dezember erlassen. Da eine Entscheidung in diesem Hauptsacheverfahren aber noch auf sich warten lässt, wurde der Eilantrag gestellt.

Am Donnerstag wurde bekannt, dass das Verwaltungsgericht dem Antrag stattgegeben hat. Damit ist der Abschuss der auf dem Truppenübungsplatz bei Ohrdruf lebenden Wölfin vorerst vom Tisch. Das TLUBN erklärte am Freitag, den Beschluss des Verwaltungsgerichts zu prüfen und sich mit den Entscheidungsgründen auseinanderzusetzen. Danach will das Landesamt entscheiden, ob es eine Beschwerde dagegen einlegt.

Die Ausnahmegenehmigung, gegen die sich die Klage und der Eilantrag richten, hatte das Thüringer Umweltministerium beantragt. Dieses stuft die Wölfin inzwischen als «Problemwolf» ein, da sie wiederholte Male auch als besonders sicher eingestufte Schutzzäune von Weidetierhaltern überwunden und viele Schafen und Ziege gerissen hat.

«Es ist bedauerlich, dass das Gericht unserer Argumentation nicht folgen wollte», sagte Umweltstaatssekretär Olaf Möller. Er gehe aber davon aus, dass das TLUBN in einem möglichen Beschwerdeverfahren vor dem Oberverwaltungsgericht darlegen werde, dass es sich um eine Problemwölfin handle, die zum Schutz der Weidetierhalter getötet werden müsse.

Das Verwaltungsgericht hatte in seiner Entscheidung zum Eilverfahren bemängelt, dass das Landesamt nicht ausreichend geprüft habe, ob die Tötung der geschützten Wölfin eine verhältnismäßige Maßnahme sei, um die Schafsherden und damit letztlich die besondere Natur vor Ort zu schützen.

Das Landesamt hatte die Genehmigung damit begründet, die Beweidung der Gegend durch die Schafe sei notwendig, um «das größte Kalk-Halbtrockenrasen-Vorkommen in Thüringen» zu bewahren.

Die Wölfin galt lange Zeit als einzige Vertreterin ihrer Art mit festem Revier in Thüringen. In Ermangelung eines Artgenossen paarte sie sich zunächst mit einem Hund. Später zeugte einer ihrer Mischlingssöhne mit der Wölfin weitere sogenannte Hybride. Aus Artenschutzgründen ist der Abschuss der Mischlinge erlaubt, damit sie nicht den Genpool freilebender Wölfe verwässern.

Zuletzt wurden innerhalb weniger Tage drei der Hybride geschossen, sodass Behörden nun noch von zwei Mischlingen ausgehen, die wie ihre Mutter auf dem Truppenübungsplatz bei Ohrdruf leben. Seit vergangenem Jahr gehen Experten zudem davon aus, dass sich ein männlicher Wolf zur Wölfin gesellt hat.

«Bis zum Abschluss des ausstehenden Hauptsacheverfahrens darf die Ohrdrufer Wölfin nicht abgeschossen werden. Damit ist auch der in der Region vorkommende Wolfsrüde vor einem möglichen Fehlabschuss sicher», teilte der Landesvorsitzende des Nabu Thüringen, Martin Schmidt, am Freitag mit.

Schmidt wertete den Gerichtsbeschluss als Signal an Verwaltung und Politik, Weidetierhalter mit ausreichend Beratungsangeboten und finanziellen Mitteln beim Ausbau des Herdenschutzes, insbesondere beim Einsatz und dem Unterhalt von Herdenschutzhunden, zu unterstützen. Der Nabu sieht derweil gute Chancen dafür, dass die Wölfin und der Rüde Thüringen nun echten Wolfsnachwuchs bescheren könnten.
dpa/th
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