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25.07.2022 | 15:45 | Neophyten 

Kampf gegen Windmühlen: Invasive Pflanzenarten breiten sich aus

Mainz - Der Götterbaum wächst so schnell, dass man ihm fast dabei zuschauen kann. Bereits im Jahr der Keimung erreicht er eine Höhe von ein bis zwei Metern.

Drüsiges Springkraut
Der chinesische Götterbaum gefährdet den Wald, das Drüsige Springkraut verdrängt andere Arten. Mit einer Broschüre informiert das Landesamt für Umwelt auch über invasive Pflanzenarten und ruft zur Meldung von Beobachtungen auf. (c) proplanta
In einer Übersicht des Landesamts für Umwelt (LfU) Rheinland-Pfalz zu invasiven Arten ist der ursprünglich aus China und dem nördlichen Vietnam stammende Götterbaum eine von 16 aufgeführten Pflanzenarten.

«Alle invasiven Arten sind sehr konkurrenzstark», sagt LfU-Abteilungsleiterin Vera Schmidt. «Sie passen eigentlich nicht hierher und verdrängen dann andere Arten.» Die heimische Flora und Fauna habe den gebietsfremden Tier- und Pflanzenarten meist nichts entgegenzusetzen, weil sie nicht darauf vorbereitet sei. Während Tierarten wie Nilgans oder Waschbär immer wieder in der Öffentlichkeit Thema sind, finden invasive Pflanzenarten weniger Beachtung.

Zu ihnen gehört auch das in ganz Rheinland-Pfalz verbreitete Drüsige Springkraut (Impatiens glandulifera), das im nördlichen Indien zu Hause ist. Diese «rosa blühende wunderschöne Pflanze» sei als Zierpflanze eingeführt worden und bilde auf feuchtem Boden überall Massenbestände aus, erklärt Schmidt. «Wir können gar keine Maßnahmen mehr zu ihrer Eindämmung umsetzen. Das ist wie gegen Windmühlen anzukämpfen, weil sie so stark verbreitet ist.» Andere Pflanzenarten werden verdrängt.

Die Übersicht des Landesamts führt alle Pflanzen auf, die in einer EU-Liste invasiver Arten genannt sind und in Deutschland nachgewiesen sind. Bei sechs dieser 16 Arten sind bislang keine Vorkommen in Rheinland-Pfalz bekannt. Es gibt aber die Sorge, dass sich dies ändern könnte - etwa bei Wasserpflanzen, die von Aquarienfreunden in heimische Gewässer gebracht werden. Zu ihnen gehört etwa die 2019 im Landkreis Bad Kreuznach entdeckte Karolina-Haarnixe (Cabomba caroliniana). Dort wurde alles getan, um die Pflanze zu entfernen. «Wenn sie in die Nahe kommt, ist sie nicht mehr zu stoppen», sagte Schmidt.

Die ersten 1.500 gedruckten Exemplare der LfU-Broschüre waren schnell vergriffen. Ein Nachdruck ist geplant. Die 64 Seiten starke Übersicht ist aber auch als PDF-Dokument im Internet verfügbar.

Als invasiv werden gebietsfremde Arten bezeichnet, wenn sie problematisch werden, etwa für die Artenvielfalt, natürliche Kreisläufe, für die Wirtschaft oder für die Gesundheit, etwa als Auslöser von Allergien. Von den 66 invasiven Tier- und Pflanzenarten in den Ländern der EU kommen 29 in Rheinland-Pfalz vor. Zur Beobachtung der Ausbreitung invasiver Arten ist die Bevölkerung aufgerufen, Sichtungen von Pflanzen oder Tieren im Artenfinder-Portal des Landes zu melden.

Der Götterbaum (Ailanthus altissima) profitiert vom Klimawandel, auf Frost reagiert er empfindlich. Hingegen ist er sehr widerstandsfähig gegenüber Trockenheit und Schadstoffemissionen, weshalb er eine Zeit lang gezielt als Stadtbaum gepflanzt wurde. «Für den Wald ist der Götterbaum ein richtiges Problem», sagt der Leiter der Landesforsten Rheinland-Pfalz, Jens Jacob. Diese Art gefährde auf Dauer die Vegetationsform Wald.

Die Samen werden nach der Blüte von Wind verbreitet. Außerdem ist die vegetative Vermehrung durch Wurzelausläufer ein Problem. Und Bestandteile des Götterbaums sind allelopathisch - das bedeutet, dass sie durch chemische Substanzen das Wachstum benachbarter Pflanzen hemmen können. Den Götterbaum mechanisch zu bekämpfen sei sehr schwierig, sagt Jacob. Es müsse aber das Bestreben sein, eine weitere Ausbreitung zu verhindern.
dpa/lrs
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