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30.10.2020 | 07:30 | Pandemievorsorge 
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Kann Naturschutz Pandemien vorbeugen?

Bonn - In Zukunft drohen nach Überzeugung von Forschern noch viel verheerendere Pandemien als Corona - es sei denn, die Menschheit stellt sich fundamental um.

Naturschutz gegen Pandemien
Corona gilt nur als ein Beispiel für Pandemien, die aus der Tierwelt entspringen können. Experten schlagen Aktionen vor, die das Risiko für solche Seuchen künftig senken sollen. (c) proplanta
Wie alle Pandemien werde auch die derzeitige angetrieben durch menschliche Aktivität, betonen 22 Experten in einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht für den in Bonn ansässigen Weltbiodiversitätsrat IPBES. Geschätzt werde, dass derzeit noch 1,7 Millionen unentdeckte Viren in Säugetieren und Vögeln existierten - von denen bis zu 850.000 die Fähigkeit haben könnten, Menschen zu infizieren.

Es wird davon ausgegangen, dass der Erreger der Lungenkrankheit Covid-19 auf einem Wildtiermarkt in Wuhan in China auf den Menschen übergesprungen ist. Um zu verhindern, dass sich so etwas wiederholt, müssten die Menschen nach Überzeugung der Forscher ihr Verhalten ändern - das gleiche Verhalten, das den Klimawandel verursache und die Artenvielfalt in schnellem Tempo verringere.

Dazu gehöre die Zerstörung von Lebensräumen und Ökosystemen etwa für die Ausweitung und Intensivierung der Landwirtschaft sowie nicht nachhaltige Arten von Produktion, Handel und Konsum. All das führe zu verstärktem Kontakt zwischen Wildtieren, Nutztieren, Krankheitserregern und Menschen. «Das ist der Weg in die Pandemie», warnte der Zoologe Peter Daszak, einer der beteiligten Wissenschaftler.

Eigentlich sei die Botschaft des Berichts sehr positiv, betonte Daszak. Sie laute, dass die Menschen Pandemien verhindern könnten - es seien keine unabwendbaren Naturkatastrophen. Zurzeit konzentriere man sich notgedrungen darauf, die Corona-Pandemie durch Impfstoffe und Medikamente in den Griff zu bekommen. Viel besser wäre es jedoch, solchen Infektionskrankheiten künftig vorzubeugen.

Die Forscher fordern eine ökologische Pandemievorsorge. Sie schlagen etwa die Bildung eines internationalen Expertengremiums vor, das Regierungen künftig beraten soll. Risikofaktoren wie der Konsum von Fleisch - der zu einer immer größeren Ausbreitung der landwirtschaftlichen Fläche führt - müssten höher besteuert werden.

Die Forscher schätzen, dass es die Weltgemeinschaft hundertmal weniger kostet, das Risiko für eine weitere Pandemie wie Corona zu reduzieren und ihr vorzubeugen als eine solche erneut bewältigen zu müssen.

Die Umweltschutzorganisation WWF sieht nun die Europäische Union in der Pflicht. «Die EU ist einer der größten Pro-Kopf-Importeure von landwirtschaftlichen Rohstoffen, sie muss unter anderem umgehend ein wirksames Gesetz vorlegen, das den Import von umweltzerstörerischen Produkten untersagt», forderte Arnulf Köhncke vom WWF Deutschland.

Entwicklungs- und Schwellenländer müssten technisch und finanziell besser unterstützt werden, um den illegalen und unregulierten Wildartenhandel zu stoppen und den legalen Handel damit besser zu kontrollieren.

«Eine intakte Natur ist ein Bollwerk gegen neue Krankheitserreger und Pandemien und muss endlich als entscheidender Schlüsselfaktor für unsere Gesundheit wahrgenommen werden», sagte Köhncke. «Mehr Biodiversitätsschutz und mehr Klimaschutz zahlen sich hundertfach aus.»
dpa
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Kommentare 
agricola pro agricolas schrieb am 30.10.2020 08:48 Uhrzustimmen(17) widersprechen(1)
Ein nur kleinster Detailblick in die europäische Landwirtschaft:

Die Neonics wurden EU-weit verboten - auch auf Betreiben obiger Gremien. Infolgedessen ist der ZR-Anbau in Österreich innerhalb kürzester zeitlicher Verläufe von ehemals über 40.000 Hektar auf nunmehr unter 30.000 Hektar eingebrochen, da ein fresswütiger Rüsselkäfer hektarweise die Pflanzen im Frühjahr eliminieren. Jetzt tritt zusätzlich eine misteriöse Krankheit in den ZR auf, die so misteriös gar nicht ist, die viröse Vergilbung der Zuckerrüben: Selbige davon befallenen Flächenareale nehmen rasant zu; verursacht von Blattläusen, die eben dieses Virus übertragen. Den Infektionsweg kann man sehr genau rückverfolgen und entsprechend beschreiben.

Zitat aus obigem Artikel:

Eine intakte Natur ist ein Bollwerk gegen neue Krankheitserreger und Pandemien und muss endlich als entscheidender Schlüsselfaktor für unsere Gesundheit wahrgenommen werden»

Durch das Verbot der Neonics sollte man im eigentlichen nunmehr eine weit intaktere Natur in unseren ZR-Flächen mutmaßen wollen, das genaue Gegenteil ist offensichtlich aber der Fall. Wir erleben die kaum mehr zu stoppende Kastastrophe auf solchen Flächen. - Wo bleibt die Hilfestellung für uns Bauern von Seiten obiger Wissenschaftler. Instruiert uns, was wir dagegen unternehmen sollen.

Ein weiteres erschreckendes Leuchtbeispiel, das aktuell wiederum unsere deutschen Bauern heimsucht ist die Afrikanische Schweinepest. Diese Betriebe stehen jetzt vollkommen alleingelassen mit dieser Katastrophe im strömenden Regen, obgleich es in diesen Schweineställen sehr laut wird.

...Unzählige Beispiele ließen sich hier noch auflisten.

Nochmals: Solange nur eine einzige Kultur auf einer Fläche steht, wird sich an dem Status Quo wenig bis gar nichts verändern. Die Bauern werden aber förmlichst zum Monokulturenanbau gezwungen; reicht uns also schleunigst Hilfsmittel/-werkzeuge zur Hand, damit wir solche Katastrophen/sprichwörtliche Pandemien auf unseren Äckern effektiv unterbinden können. Die selbstheilenden Kräfte der Natur, die immer in Angriff- und Lauerstellung stehen, sind nicht selten extrem schmerzhaft für deren Opfer, seien dies Pflanzen, Tiere oder das „Intelligenzpaket“ des modernen Homo sapiens daselbst.

Wenn wir Bauern bislang alles wirklich Erdenkliche falsch gemacht zu haben scheinen, warum explodieren GERADE JETZT die Feldmaus- und Schwarzkittelpopulationen förmlichst, etc. pp.!?

Wo sucht man dato die vermeintlich wirklich neuen Wege für die Landwirtschaft?
Wie sehen diese Visionen möglicherweise aus?
Weg von der Kulturlandschaft - zurück zur Natur?
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