Vor allem europäische Banken und Reifenhersteller stützten diese «zerstörerische Industrie», kritisierte die Organisation Global Witness in einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht. Insgesamt seien seit Beginn des Jahrtausends rund 520 Quadratkilometer Wald für den Anbau von Kautschuk in West- und Zentralafrika abgeholzt worden - eine Fläche ungefähr so groß wie der Bodensee.
Dies gehe aus einer langjährigen Analyse von Satelliten- und Handelsdaten hervor. Global Witness zufolge würden 30 Prozent des von den größten afrikanischen Produzenten hergestellten Kautschuks in die EU importiert. Die Nachfrage wachse stetig, hieß es weiter. Dies sei unter anderem möglich, weil Gummieinfuhren nach
Lobbyarbeit der Reifenindustrie aus dem Entwurf eines EU-Gesetzes zum Schutz der
Wälder weltweit ausgeschlossen wurden, sagte die Organisation.
Laut eines EU-Gesetzentwurfes seien Finanzinstitute nicht dazu verpflichtet, Prüfungen durchzuführen, die die Finanzierung der Abholzung verhindern könnten - auch mögliche Risiken, die Menschenrechte verletzten könnten, müssen nicht zwingend überprüft werden, hieß es.
Der europäische Verband der Reifen- und Gummihersteller (ETRMA) betonte, man gehe bereits gegen Abholzung von Wäldern vor. Man sei offen für Dialog und arbeite mit Gemeinden und
Bauern vor Ort zusammen.
Global Witness sieht dies anders. Die Kautschuk-Industrie bedrohe das Land, die Lebensgrundlagen sowie die Rechte der lokalen Gemeinschaften. So sollen Gemeinden ohne ihre Zustimmung den Zugang zu ihrem Land verloren haben, um Platz für Plantagen zu schaffen. Derartige Konflikte seien insbesondere in Ländern wie Liberia, Kamerun, Nigeria oder in der Elfenbeinküste gemeldet worden. Indigene Gruppen seien besonders betroffen.
Die Organisation fordert deshalb, dass die europäischen Gesetzgeber ihre Anti-Abholzungsgesetze verschärfen. Sie müssten sicherstellen, dass Kautschuk-Importe frei von Abholzung seien und Landrechte sowie die Rechte indigener Völker beachtet werden. Außerdem müsse die EU Finanzinstitute dazu verpflichten, Finanzierungen derartiger Projekte gründlich zu prüfen.