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16.11.2007 | 17:16

Klimarat warnt die Welt vor den Folgen des Treibhauseffektes

Valencia - Der Mensch sollte dem von ihm verursachten Klimawandel entschieden entgegentreten und den Ausstoß von Treibhausgasen so schnell und so weit wie möglich verringern.

Ozonloch
(c) NASA
Diese Mahnung ging am Freitag von der Sitzung des UN-Klimarates IPCC im spanischen Valencia aus. Die Delegierten verabschiedeten ein etwa 20 Seiten starkes Dokument, in dem sie die drei Teilberichte ihres diesjährigen Klimareportes zusammenfassten. Dieser bislang unveröffentlichte sogenannte Synthesis-Report soll am Samstagvormittag von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon und IPCC-Chef Rajendra Pachauri präsentiert werden. Er bildet die wissenschaftliche Grundlage für die UN-Klimakonferenz auf Bali im Dezember.

So deutlich wie nie zuvor wird auch im neuen Papier der Mensch als der Verursacher der Erderwärmung genannt. Die in Spanien verhandelten Dokumente legen den Schluss nahe, dass nicht mehr rückgängig zu machende, katastrophale Folgen drohen, wenn sich die Atmosphäre um mehr als zwei Grad Celsius erwärmt. Rund 0,7 Grad sind bereits erreicht. Die Erderwärmung ist laut IPCC nicht mehr zu stoppen sondern allenfalls zu bremsen.

Neu ist unter anderem die Kombination verschiedener Grafiken zu einer großen: So wird auf einen Blick deutlich, welche Mengen von Treibhausgasen zu welcher Temperaturerhöhung führen werden und was dann vermutlich auf der Erde passiert. Bei steigender Temperatur drohen Überschwemmungen, Dürren, der Verlust küstennaher Landstriche sowie vieler Tier- und Pflanzenarten, mehr Infektionskrankheiten und ein großflächiges Korallensterben. Bislang musste vielfach geblättert werden, um zu dieser eingängigen Gesamtaussage zu kommen.

Nach Angaben des deutschen Umweltstaatssekretärs Michael Müller ist das Dokument auf Druck der US-Delegation jedoch besonders an jenen Stellen «interpretationsfähig», an denen es um die konkreten Maßnahmen zum Bremsen der menschengemachten Erderwärmung geht. An der Tragweite der wissenschaftlichen Ergebnisse habe dies jedoch nichts geändert, sagte Greenpeace-Sprecherin Gabriela von Goerne. «140 Staaten haben diese Resultate anerkannt», sagte sie. Die Frage sei nun, ob und welche Reduktionsziele sich die Staaten bei der am 3.

Dezember auf Bali beginnenden Klimakonferenz auf dieser Grundlage setzten. Ausreden lasse die IPCC-Zusammenfassung nicht mehr zu.

Mit Blick auf die teils langatmige und kleinteilige Diskussion mit den rund 140 politischen Delegationen sagte der Klimachef des WWF, Hans Verolme: «Der Klimawandel wird von einigen Menschen noch immer als abstraktes und fernes Problem wahrgenommen.» Um das zu ändern hat der WWF ein Klimazeugenprogramm gestartet: Geprüfte Berichte von Menschen aus aller Welt sollen zeigen, das der Klimawandel bereits jetzt das Leben der Menschen rings um den Globus beeinträchtigt. Ein Unternehmen für Tauchtouristen fürchtet demnach durch die vom Klimawandel ausgelöste Korallenbleiche ebenso um seine Existenz wie ein Rentierzüchter aus Norwegen.

Ebenfalls nach Ansicht des WWF hätten in deutlicherer Sprache dargelegt werden sollen, dass bereits jetzt alle Technologien vorhanden seien, um den Anstieg der Temperatur auf weniger als zwei Grad Celsius zu begrenzen.

Der Klimawandel lässt sich laut Staatssekretär Müller nicht länger als isoliertes Problem betrachten. Der Wandel verzahne sich immer mehr mit zwei anderen großen Herausforderungen: der dramatischen Verknappung von Rohstoffen und der zunehmenden Industrialisierung der ärmeren Länder, sagte er in einem Gespräch mit der Deutschen Presse- Agentur dpa. Derzeit begännen die Länder des Südens die Welt zu prägen: «China wird wahrscheinlich in zwei Jahren der größte Treibhausgasemittent der Welt sein. Und trotzdem wird ein Chinese dann im Durchschnitt erst etwa bei einem Fünftel dessen liegen, was ein Amerikaner verursacht», sagte Müller.

Das Treffen in Spanien war das erste, nachdem der IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. Auf Bali wird das Nachfolge- Abkommen des 2012 auslaufenden Kyoto-Protokolls verhandelt. Darin hatten sich die Industriestaaten erstmals zur Reduktion ihrer Treibhausgas-Emissionen verpflichtet. Die Forscher betonen, dass künftige Regelungen deutlich stärker ausfallen müssen. (dpa)
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