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26.02.2007 | 13:54 | Kliimadebatte 

Rezepte bringen keinen Klimaschutz - Ein Schlüssel liegt bei der Effizienz der Ressourcennutzung

Bonn - Die Debatte um den Schutz des Klimas ist gut und notwendig.

Rinder
(c) proplanta
Gleiches gilt aber nicht für alle Beiträge, die zum Thema publiziert werden. Jüngstes Beispiel: Eine Pressemeldung des BÖLW vom 23.02.2007 unter der irreführenden Schlagzeile "Ökolandbau ist aktiver Klimaschutz". Zu Recht wird zwar darauf hingewiesen, dass vor allem "Methan, das aus der Tierhaltung entsteht und Stick-Oxide aus der Düngung (...) den Treibhauseffekt" verstärken. Es fehlt aber jeder Hinweis darauf, dass z.B. Methanemissionen pro Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche nur die halbe Wahrheit darstellen.

Mindestens ebenso entscheidend ist nämlich die Frage, wie viel Emissionen pro kg oder Liter eines erzeugten Produktes freigesetzt werden. In diesem Fall läuft das Fazit nämlich nicht unbedingt auf Ökolandbau, sondern auf eine möglichst effiziente Landnutzung hinaus.

Ein Beispiel: Rinder als Wiederkäuer sind bekannt dafür, dass sie - wie im Übrigen auch Elefanten - im Zuge der Verdauung Methan ausscheiden. Die tägliche Methanemission je Rind ist abhängig von der Nutzungsart: Milchkühe produzieren mehr (200 - 400 g) Methan als Mastrinder (80 - 220 g).

Zum Vergleich: Ein Elefant erzeugt etwa 2 400 g Methan pro Tag. Die Freisetzung beim Rind resultiert zu ca. 70 % aus dem so genannten Erhaltungsumsatz. Mit steigender Leistung - z.B. Milch- oder Fleischzuwachs - sinkt jedoch bei gleicher Körpermasse die Methanbildung pro kg erzeugtem Produkt. So ergibt sich für Milch rechnerisch folgende Beispielbilanz: Bei einer täglichen Milchleistung von 10 Litern pro Kuh werden je kg Milch bis zu 40 g Methan (Erhaltungsumsatz eingerechnet) gebildet.

Die gleiche Kuh setzt jedoch bei einer Tagesleistung von 30 Litern Milch weniger als 15 g Methan pro Liter Milch frei. Eine Produktivitätssteigerung in der Milchviehhaltung führt damit zu einer Verbesserung der Methanbilanz.

Rechnet man ein konkretes Beispiel, etwa eine Stadt mit rund 310.000 Einwohnern wie Bonn und einem - angenommenen - Milchverbrauch von 1 Liter pro Kopf und Tag (das schließt auch Molkereiprodukte wie Käse, Quark, Butter oder Joghurt ein) und legt dabei die Daten des Agrarpolitischen Berichts der Bundesregierung 2007 zugrunde, dann müssten allein für die Bonner Bürger 19.255 Ökokühe (durchschnittlich 16,1 l/Tag) gehalten werden, die insgesamt täglich etwa 10.230 kg Methan ausscheiden würden.

Würden die Tiere dagegen in den konventionellen Vergleichsbetrieben gehalten (durchschnittlich 18,4 l/Tag), so wären für die Bonner Bürger nur noch rund 16.848 Kühe mit einem Methanausstoß von 9.240 kg täglich erforderlich. Würde es aber gelingen, die heute schon in Spitzenbetrieben erzielten Milchleistungen von 30 Litern pro Tag auf allen Betrieben zu erreichen, wären für die Bonner Bürger im Vergleich zum Ökolandbau 8.921 Kühe weniger erforderlich und eine tägliche Verminderung des Methanausstoßes auf weniger als 4.620 kg erzielbar.

Fazit: Klimaschutz ist nur dann wirklich möglich, wenn die Ressourcen zunehmend effizienter genutzt und so die Emissionen wirksam begrenzt werden. In dieser Frage bestehen - auch und gerade beim Ökolandbau - noch erhebliche Potenziale für Verbesserungen. (FNL)
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