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08.02.2008 | 15:40 | Neobiota 

Klimawandel fördert Ausbreitung wärmeliebender Bioinvasoren

London/Stuttgart - Exotische Marienkäfer, riesige Quallen und hoch allergene Pflanzen sind nur einige der invasiven Arten, die immer häufiger Schäden in der Umwelt, aber auch in der Wirtschaft verursachen.

Asiatischer-Marienkäfer
(c) proplanta
"Nicht alle fremden Arten sind jedoch zugleich auch Invasoren", erläutert David Roy vom britischen Centre for Ecology and Hydrology in einem Interview. Um als "Invasor" zu gelten, müsse eine Art einen wirtschaftlichen Schaden anrichten oder die lokale Biodiversität bedrohen. Von rund 11.000 Arten treffe dies auf etwa 10 % zu.

Die Mehrzahl der eingeschleppten Arten gelangt auf dem Land- der Seeweg nach Europa. Auch der globale Flugverkehr sorgt dafür, dass immer häufiger fremde Tiere plötzlich auftreten, wobei eine Verkürzung der Transportwege die Ausbreitung zusätzlich unterstützt.

Während ein Teil der Arten zufällig eingeschleppt wurde, sind über 6.000 Spezies hingegen absichtlich nach Europa gebracht worden. Einige Tiere wie etwa der Asiatische Marienkäfer (Harmonia axyridis) wurde zu Beginn der 80er-Jahre zur Bekämpfung von Blattläusen in Gewächshäusern importiert. Die Schadenshöhe, die einzelne Tiere in ihrer Neuen Heimat anrichten, wird am Beispiel des Asiatischen Marienkäfers deutlich. Die Weibchen legen während ihrer Reproduktionsphase täglich bis zu 50 Eier ab, was zu einer explosionsartigen Vermehrung in einzelnen Gebieten führte. Da der Käfer bei ungenügendem Läuseangebot auch Eier und Larven der einheimischen Marienkäferarten verschlingt, wurden diese mancherorts regelrecht verdrängt.

In den USA konnte ein Massenauftreten des Asiatischen Marienkäfers auch in Weintrauben, deren Beeren geschädigt sind, festgestellt werden. Werden diese Käfer bei der Weinlese, beziehungsweise Verarbeitung zerdrückt, können sie den Weingeschmack negativ beeinflussen.

Über den Suez-Kanal ins Mittelmeer gekommen sind z.B. auch die Riesenquallen (Rhopilema nomadica), die bis zu einem Meter Durchmesser besitzen. Ende der 1970er Jahre tauchte vor der israelischen Küste ein einzelnes Exemplar auf. Heute treiben ganze Kolonien, oft über hundert Kilometer lang, im östlichen Mittelmeer. "Obwohl sie nicht tödlich sind, sind die Quallen sehr giftig und können Schwimmern schwere Verletzungen zufügen, berichtet Bella Galil vom ozeanographischen Institut in Israel. 2001 mussten die Behörden Tonnen von Quallen aus den Kühlbecken des Kraftwerks in Hadera entfernen. Die Kosten für diese Aktion beliefen sich auf 50.000 Dollar. Unbekannt ist den Forschern, warum sich die Tiere derart stark vermehren.

Ein weiteres Beispiel einer erfolgreicher Etablierung ist die besonders zur Blütezeit hoch allergene Ambrosia-Pflanze (Ambrosia artemisiifolia), die sich besonders in südlichen Ländern Europas stark ausgebreitet hat. Das auch unter dem Namen Beifußblättrige Traubenkraut bekannte Unkraut stammt ursprünglich aus Nordamerika. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden die Samen mit den Getreidevorräten der amerikanischen Armee in verschiedene Gebiete Westeuropas eingeschleppt. Seit Anfang der 90er Jahre tritt die Pflanze im Rhonetal um Lyon, in der Poebene und in Ungarn verstärkt auf. Auch in der Schweiz kommt sie in der Region Genf und im Tessin inzwischen häufig vor.

Die Klimaerwärmung spielt bei der Ausbreitung vor allem bei wärmeliebenden Spezies eine immer größere Rolle. Der Klimawandel wird in Zukunft eine solche Ausbreitung überproportional fördern. Daher gilt es Möglichkeiten einer Eindämmung des zufälligen Imports zu finden. (Pp)
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