Allerdings dürfe man beim
Klimaschutz keine Zeit mehr verschwenden, sagte Andrea Hausmann, Referatsleiterin in Sachsens Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie der Deutschen Presse-Agentur. Die Möglichkeiten reichten vom Verkehr über den Energieverbrauch bis hin zum privaten Konsum.
Hausmann erinnerte an das Konzept der sogenannten Schwammstadt, bei der Städteplaner nach Möglichkeiten suchen, Regenwasser vor Ort zu speichern. Schutzprogramme für Flussauen würden dafür sorgen, dass Hochwasser nicht sofort wieder abfließen: «Es geht darum, schnelle Verdunstung und Abfluss zu minimieren und die Niederschläge zu nutzen. Auch in Städten sollte es deshalb möglichst viele Grünflächen als natürliche Wasserspeicher geben.»
In Forst- und Landwirtschaft stelle man sich schon heute auf den
Klimawandel ein, beispielsweise mit Waldumbau,
Erosionsschutz und schonender Bodenbearbeitung. Für die Sicherung der Wasserversorgung werde beispielsweise der Verbund zwischen den Talsperren weiter ausgebaut.
«Wir haben eine durchgreifende Erwärmung festgestellt und für die Zukunft ist eine Fortsetzung dieser Entwicklung zu erwarten. Wir leben seit Herbst 2013 in einer Phase, in der sämtliche Jahreszeiten wärmer waren als der Durchschnitt», erklärte die Expertin. Die Niederschläge seien rückläufig, die Erwärmung sei mit einer höheren Verdunstung verbunden, was das Niederschlagsdefizit noch verstärke: «Das Besondere an der jetzigen Situation ist die lange Dauer dieser Phase mit weniger Niederschlag und höherer Temperatur.»
Hausmann zufolge reichen die Klimaprojektionen bis in das Jahr 2100: «Die Erwärmung wird weitergehen. Man rechnet mit einer Erwärmung um ein bis fünf Kelvin bis zum Ende dieses Jahrhunderts. Bei den Jahresniederschlägen wird von einem Rückgang um fünf bis 30 Prozent ausgegangen.» Das habe auf nahezu alle Bereiche der Gesellschaft eine Auswirkung, besonders aber auf jene, die direkt auf natürliche Bedingungen angewiesen sind wie die Land- oder Forstwirtschaft.
«Aber auch die Industrie ist betroffen, vor allem wenn sie Wasser benötigt. Gleiches gilt für den Tourismus», sagte die Expertin. Das Gesundheitswesen habe sich gleichfalls einzustellen. Vor allem für älteren Menschen sei Hitze ein Problem: «Die Städte müssen Aktionspläne erstellen, wie sie Menschen bei Hitze versorgen können.»
Hausmann sieht die Planer in der Pflicht, wichtige Flächen zu sichern - Flächen für
Gewässerschutz, Wald,
Naturschutz oder auch für Nutzung erneuerbarer Energien. Ihrem Landesamt komme dabei die Aufgabe zu, alle relevanten Daten zu liefern und möglichst genaue Prognosen und Modelle vorzulegen: «Es geht nicht nur um Daten für Sachsen insgesamt, sondern auch für einzelne Regionen.»
Denn obwohl Sachsen ein vergleichsweise kleines Bundesland ist, gibt es laut Hausmann regionale Unterschiede. Vom Niederschlagsdefizit sei vor allem jene Region betroffen, die im Regenschatten des Thüringer Waldes und des Harzes liegt - die Leipziger Tieflandbucht.
Schwieriger sei die Lage zudem in Ostsachsen und im Landkreis Meißen sowie der Region um Dresden. Nur eines gilt für ganz Sachsen - die Temperatur steigt flächendeckend.
Keine Entspannung sieht Hausmann beim Grundwasser: «Das
Grundwasser hat ein langes Gedächtnis. Hier wirkt die Entwicklung seit 2013 nach. Die Situation ist sogar noch schlechter als 2018.» Im Grundwasser summiere sich die lange Trockenheit. 88 Prozent der Messstellen würden derzeit den monatstypischen Wert unterschreiten. Im
Schnitt liege der Grundwasserspiegel einen knappen halben Meter unter dem langjährigen Mittel. Und auch bei den Durchflussmengen in den Flüssen wird der Wassermangel deutlich. In knapp der Hälfte der Flüsse (46 Prozent) gibt es demnach weniger Wasser als üblich.
ZUR PERSON: Andrea Hausmann (62) studierte Verfahrenstechnik und leitet im Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie das Referat Klima und Luftqualität.