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17.11.2013 | 07:33 | Klimagerechtigkeit 

Klimawandel trifft die Ärmsten am härtesten

Warschau - Zerstörte Häuser, verwüstete Felder, Tote, Verletzte, Obdachlose.

Verheerende Folgen des Klimawandels
(c) proplanta
Der Monstertaifun Haiyan hat auch die Teilnehmer der UN-Umweltkonferenz in Warschau drastisch daran erinnert, dass unter den Klimaveränderungen vor allem die Menschen in den ärmsten Ländern der Erde leiden. Das Elend der Philippinen ist derzeit allgegenwärtig. Andere Regionen werden so lange vergessen, bis die nächste Katastrophe kommt.

Zum Beispiel in Afrika südlich der Sahara. «Afrika hat nichts zum Treibhauseffekt beigetragen», sagt Sam Ogallah vom Panafrikanischen Netzwerk für Klimagerechtigkeit (PACJA) in Nairobi auf der Warschauer Klimakonferenz. «Aber Afrika trägt die Hauptlast des Klimawandels.»

Mithika Mwenda, PACJA-Generalsekretär, sieht die Industrieländer auf der Anklagebank: «Ich verstehe nicht, wie die reichen Länder die Schreie der Armen ignorieren können.» Gemeinsam mit anderen Vertretern der 50 ärmsten Länder drängt PACJA in Warschau auf finanzielle Hilfen, um Klimaschäden auszugleichen.

Im Klimarisiko-Index der Organisation Germanwatch sei von mancher Klimakrise auf den ersten Blick wenig zu sehen, gibt Sönke Kreft, Co-Autor der auf der Klimakonferenz vorgestellten Studie, zu. «Afrika ist unterrepräsentiert.» Die Ursache: Zuverlässige Daten, mit denen die Wissenschaftler arbeiten können, Zahlen, die sich eindeutig auf Naturereignisse zurückführen lassen, sind rar.

Im Fall von Haiyan gibt es klare Fakten: Windgeschwindigkeiten, Flächenberechnungen, Zahlen zu Toten und Verletzten. Bei den Dürren, die in den vergangenen Jahren in immer schnelleren Zyklen und in immer heftigerem Ausmaß in der Sahelzone oder am Horn von Afrika die Lebensgrundlagen der Menschen zerstörten, ist die Schadensermittlung schwieriger: Zu schleichend ist der Prozess.

Dabei können die Bauern selbst in Jahren ohne Dürre nicht mehr auf die seit Generationen überlieferten Zeiten von Saat und Ernte setzen - das einst so zuverlässige Muster der Regenzeiten hat sich verändert. Dürre bedeutet nicht nur Hunger, sie hat auch schwere soziale Auswirkungen, vor allem auf Frauen und Kinder.

Als im Sommer 2011 die dritte Dürre innerhalb weniger Jahre das Leben von Millionen Menschen bedrohte, gingen in manchen Regionen Kenias bis zu 40 Prozent der Kinder nicht mehr zur Schule - sie mussten ihre Familien unterstützen, um Wasser und Futter für das Vieh zu beschaffen. Denn wenn Nomaden ihr Vieh verlieren, ist der gesamte Wohlstand der Familie zerstört.

Von Ernteschäden wiederum sind überdurchschnittlich hart die Frauen betroffen, die den größten Teil der afrikanischen Kleinbauern ausmachen.

Konflikte um Weideland und Wasser gibt es schon jetzt, etwa in der zwischen dem Sudan und Südsudan umstrittenen Region Abyei, aber auch in Norduganda, am Turkana-See und in anderen Gebieten im Norden Kenias. Je mehr sich die Wüsten ausbreiten, je knapper der Zugang zu Wasser und Landwirtschaftsflächen wird, umso mehr steigt das Risiko bewaffneter Konflikte zwischen Volksgruppen.

Viele Entwicklungsländer warten nicht auf Hilfe, sondern versuchen, sich mit Anpassungsmaßnahmen besser auf die nächste Katastrophe vorzubereiten. Doch die finanziellen Möglichkeiten sind begrenzt. «Wenn wir 24 Taifune in einem Jahr haben, dann ist das jenseits unserer Möglichkeiten», betont Alicia Ilaga, Delegationsmitglied der Philippinen.

«Ich arbeite mit Dorfgemeinschaften, die in sieben Jahren 30 Mal umgesiedelt werden mussten. Sie haben ihre traditionellen Bestattungsgebiete verloren, sind durch Wasser zum Teil wochenlang von der Außenwelt abgeschlossen», berichtet Farah Kabir von der Hilfsorganisation Action Aid aus Bangladesch. «Die Menschen waren schon vorher arm. Aber nun leben sie in extremer Armut.» (dpa)
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