Doch wie wirkt sich die globale Erwärmung auf die Tierwelt aus? Erste Antworten auf diese Fragen kommen aus der Naturschutz-Abteilung des NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz), wo im Bereich Artenschutz intensiv Buch geführt wird über verschiedenste Tiere von A wie Admiral (ein Tagfalter) bis Z wie Zwergspitzmaus. Dabei wird deutlich: Wärmebedürftige Tiere fühlen sich zunehmend wohl in Niedersachsen. Die Prognose der Experten im NLWKN: Die Tierwelt wird sich langfristig verändern, einige Arten werden aussterben, andere Arten werden Niedersachsen als Lebensraum neu entdecken.
Erstes Beispiel für eine sich verändernde Tierwelt: Der Bienenfresser, ein farbenprächtiger Sommervogel, war in früheren Jahre die absolute Ausnahme in Niedersachsen. "1972 gelang der erste Nachweis, dass er in Niedersachsen brütet; inzwischen wird er als regelmäßiger Brutvogel an mehreren Orten registriert", berichtet Bernd Oltmanns von der Staatlichen Vogelwarte im NLWKN. Und Reinhard Altmüller weiß von der Wespenspinne zu berichteten, die sich in Niedersachsen ausbreitet. "Ursprünglich gab es sie nur im Süden und im Osten Deutschlands, jetzt ist sie bereits im Norden Niedersachsens heimisch und hat die Grenze zu den Niederlanden erreicht".
Der Ingenieur für Landespflege Günter Grein vom NLWKN in Hannover macht die sich verändernde Tierwelt am Beispiel der Heuschrecken fest. In Niedersachsen und Bremen leben 52 Heuschreckenarten; von denen zwei – nämlich die Gemeine Sichelschrecke und die Langflüglige Schwertschrecke – vermehrt erst in den letzten Jahren in Südniedersachsen auftauchen. "Beide Heuschreckenarten haben gemeinsam, dass sie recht wärmebedürftig sind und in früheren Jahrzehnten in Niedersachsen nicht zu finden waren", sagt Grein. Im Landkreis Hildesheim fand Grein in seiner Freizeit im Rahmen intensiver Untersuchungen die beiden Arten an immer mehr Fundstellen.
Möglich sind diese präzisen Angaben, weil mehr als 3000 Frauen und Männer in ihrer Freizeit für das Tierartenerfassungsprogramm unterwegs sind, um Daten über Vorkommen und Verbreitung von Tier- und Pflanzenarten zu erheben und an den NLWKN als Fachbehörde für Naturschutz weiterzuleiten. Ohne diese Angaben wäre ein zielgerichteter und effizienter Naturschutz nicht möglich. Und auch eine Dokumentation der Auswirkungen des Klimawandels wäre kaum möglich!
Übrigens: "Auch wenn es jetzt mehr Heuschrecken gibt – es gibt keine Riesenschwärme und von einer Heuschreckenplage wie in der Bibel beschrieben kann auch keine Rede sein", beruhigt Günter Grein. Für die Zeitschrift Articulata der Deutschen Gesellschaft für Orthopterologie (Gesellschaft für Geradflügler) hat Grein die Ausbreitung dieser beiden Arten in Niedersachsen zusammengefasst, nachzulesen
hier! (PM)