Die Branche rechnet mit starkem Rückenwind durch das zweite Konjunkturpaket. «Die Maßnahmen können nicht nur zur Sicherung von Arbeitsplätzen bei Herstellern und Zulieferern beitragen, sondern helfen auch, die Ziele beim Klima- und Umweltschutz zu erreichen», teilte der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Matthias Wissmann, am Dienstag mit. Vor allem deutsche Marken könnten von den Plänen profitieren. Unter Autoexperten sind die Chancen umstritten.
Wer sein mindestens neun Jahre altes Fahrzeug verschrottet und in diesem Jahr zugleich einen umweltfreundlichen Neu- oder Jahreswagen ab Euro-4-Abgasnorm kauft, soll 2.500 Euro erhalten. Das beschlossen die Spitzen von Union und
SPD am Montagabend. Die
CDU hatte eine Abwrackprämie zuvor abgelehnt. Die Kfz-Steuer soll möglichst zum 1. Juli nach
CO2 (Kohlendioxid)- Ausstoß statt nach Hubraum berechnet werden. Offen ist, ob ein Mindestbetrag kommt, um Einnahmeausfälle zu begrenzen. Im Gespräch waren 55 Euro pro 100 Kubikzentimeter. Die Steuer soll künftig dem Bund zufließen, die Länder erhalten den Plänen zufolge einen Ausgleich von knapp 9 Milliarden Euro. Für Altfahrzeuge soll der neue Steuer-Tarif erst ab 2013 voll gelten.
Die Verschrottungsprämie bringt aus Sicht des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer so gut wie keine Vorteile für deutsche Hersteller. «Die Fahrer von neun Jahre und älteren Fahrzeugen kaufen überwiegend Gebrauchtwagen oder preisgünstige Kleinwagen», sagte der Professor an der Universität Duisburg-Essen in einem dpa-Interview. «Und die kommen aus Osteuropa, Italien oder Frankreich.» Die Unternehmensberater PricewaterhouseCoopers (PwC) schätzen dagegen, dass der Autoabsatz im Inland bei einer Umweltprämie von 2.500 Euro um etwa 300.000 Fahrzeuge zulegen kann.
Wissmann sagte, die Umweltprämie «kann die Automobilkonjunktur entscheidend stärken». Mit Bürgschaften könnten Zulieferer Arbeitsplätze sichern. Der ADAC hofft auf eine Erneuerung der Fahrzeugflotte. Eine Abwrackprämie solle nur an Pkw-Besitzer gehen, die bestenfalls die Euro-1-Abgasnorm erfüllten, sagte der ADAC- Vizepräsident für Verkehr, Ulrich Klaus Becker. Der Verkehrsclub Deutschland hält die Umweltprämie für «verlogen». Ein Neuwagen sei nicht zwangsweise umweltfreundlicher. (dpa)