Hauptgrund sei das Wirtschaftswachstum von 2,5 Prozent, teilte das
Umweltbundesamt (UBA) am Freitag in Dessau weiter mit. Deutlich erhöht habe sich vor allem der Kohlendioxid-Ausstoß der Industrie: 2006 gab es ein Plus von 4,2 Millionen Tonnen, das sind 5,4 Prozent mehr als 2005. «In allen, für die CO2-Emissionen relevanten Industriebranchen - etwa der Metall erzeugenden Industrie oder der chemischen Industrie -, stiegen die Produktionsmengen teilweise stark an und damit der CO2-Ausstoß», berichtete das Amt. Umweltschützer und Grüne warnten davor, die Kohle als Energielieferant zu bevorzugen.
UBA-Präsident Prof. Andreas Troge mahnte: «Der europaweite Wirtschaftsaufschwung wird den Kohlendioxid-Ausstoß weiter erhöhen. Wir müssen daher beim
Klimaschutz zulegen.» Insgesamt wurden 2006 in Deutschland laut Umweltbundesamt 878 Millionen Tonnen Kohlendioxid (
CO2) in die Luft geblasen. Das seien 5,1 Millionen Tonnen mehr als im Vorjahr. Die stärkere Nutzung erneuerbarer Energien vor allem der Windkraft und
Biomasse habe den konjunkturbedingten Anstieg der CO2-Emissionen um etwa 11 Millionen Tonnen gebremst. Der Einsatz der erneuerbaren Energien sei 2006 um 13,5 Prozent gestiegen. Bei den CO2-Daten handelt es sich laut UBA um eine erste Berechnung, genauere Aussagen seien erst Mitte des Jahres möglich.
Der Bundesvorsitzende der Grünen, Reinhard Bütikofer, nannte die CO2-Bilanz 2006 «ein dramatisches Warnsignal». An die Bundesregierung folge daraus die Frage: «Wird sie angemessen handeln oder weiter mit klimapolitischem Gerede übertünchen, was schief läuft?», sagte Bütikofer. «Beim Emissionshandel geht die regierungsamtliche Mischung aus Geschwätz und Zynismus munter weiter. Mit Privilegien für den Klimakiller Kohle und der Absage an eine Zertifikate-Versteigerung wird zu Lasten des Klimas die Energielobby bedient.»
Regine Günther, Klimaexpertin der Umweltstiftung
WWF warnte davor, die Kohle, insbesondere Braunkohle, zu bevorzugen. Angesichts der nationalen Politik müsse man auf Brüssel hoffen, sagte Günther. Die EU-Emissionshandelsrichtlinie dürfe keine Anreize setzen, Kohlekraftwerke zu bauen. Der Emissionshandel solle kein Kohleförderinstrument werden.
Nach einem Bericht des britischen Senders BBC ist auch in Großbritannien der Kohlendioxid-Ausstoß im Jahr 2006 gestiegen. Die Emissionen hätten um 1,25 Prozent zugenommen, berichtete der Sender mit Verweis auf Regierungsdaten. Hauptgrund dort sei ein Umstieg von Gas auf Kohle für die Stromerzeugung. «Trotz aller Redekunst hat Großbritannien unter Tony Blairs Leitung keinen wirklichen Fortschritt in der Verminderung von CO2-Emissionen gemacht», sagte Mike Childs von der Umweltorganisation Friends of the Earth. (dpa)