«Diesen klassischen Frost, den wünscht man sich», sagte der Sprecher des Hessischen Bauernverbandes, Bernd Weber, auf dpa-Anfrage. Die tiefen Temperaturen seien unter anderem gut für die Böden, die im Frühjahr mit Zuckerrüben, Kartoffeln oder Sommergetreide eingesät werden sollen.
Zur Vorbereitung pflügen die Landwirte diese Äcker vor dem Winter. Durch den Frost verwandeln sich die groben Schollen in feinkrümelige Erde, wie Weber erklärt. Im vorangegangenen, eher milden Winter 2015/2016 sei dieses Phänomen der Frostgare meist ausgeblieben.
Auch den Waldbauern spielt das Wetter in die Karten - und erleichtert den Holzeinschlag. «Dauerfrost bietet die beste Voraussetzung dafür, die Holzerntearbeiten im Winter bodenschonen durchzuführen», erklärte der Geschäftsführer des Hessischen Waldbesitzerverbandes, Christian Raupach. «Das Holz gleitet leicht über den schneebedeckten Waldboden. Die Erde ist so tief gefrorenen, dass schwere Maschinen ohne einzusacken darauf fahren können.»
Dies sei besonders erfreulich nach drei fast frostfreien Wintern. Auch Schädlinge, vor allem Insekten, würden durch die tiefen Temperaturen auf natürliche Weise dezimiert, erklärte Raupach. Auch Weber vom
Bauernverband betonte, dass der knackige Frost gut gegen
Schädlinge sei. Beispielsweise verbreiteten fliegende Insekten Virusinfektionen unter den Pflanzen. Bei fünf bis zehn Grad wären diese Tiere unterwegs - bei den eisigen Temperaturen jedoch nicht.
Allerdings schauen auch die Landwirte nicht komplett sorgenfrei auf das Thermometer: Ist ein bereits bestellter Acker nicht schneebedeckt - dann drohen Frostschäden an den jungen Pflänzchen, etwa beim Wintergetreide. Den Bauernhoftieren macht das Wetter nach den Worten von Weber nichts aus: Die meisten stehen ohnehin im Stall oder sind so robust, dass sie mit der Kälte gut zurecht kommen.
Für Weinreben besteht nach den Worten des Experten Manfred Stoll von der Hochschule Geisenheim derzeit keinerlei Risiko. Die Pflanzen könnten Temperaturen von bis zu minus 20 Grad verkraften. Dies gilt allerdings auch für Schädlinge, wie die Phytomedizinerin Annette Reineke erklärt. «Viele Insekten überwintern in einem Entwicklungsstadium geschützt in Rindenritzen oder unter der Borke des Rebstammes.»
Anders sieht es bei Neuankömmlingen aus, wie etwa der Kirschessigfliege. Für diesen Schädling sei aus Laborversuchen bekannt, dass die meisten erwachsenen Fliegen bei Temperaturen unter Null Grad absterben. Zugleich hätten Freilandstudien in den Alpen gezeigt, dass sich insbesondere diese Art sehr schnell anpassen könne. Reinke rechnet für das Frühjahr mit weniger Kirschessigfliegen. Allerdings könnten die überlebenden Tiere rasch zum Aufbau einer kälteangepassten Population beitragen.