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26.07.2019 | 14:45 | Bienenschutz 

Landwirtschaft im Ländle bundesweiter Vorreiter im Umwelt- und Naturschutz

Stuttgart - proBiene reicht heute beim Ministerium für Inneres, Digitalisierung und Migration in Stuttgart die Unterschriftensammlung für das „Volksbegehren zur Rettung der Artenvielfalt in Baden-Württemberg“ ein.

proBiene
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(c) proplanta
„Unsere Bäuerinnen und Bauern bekennen sich zum Artenschutz. Mit knapp 400.000 Hektar naturverträglicher Bewirtschaftung, davon rund 40.000 Hektar Vertragsnaturschutz und zusätzlich fast 200.000 Hektar ökologischem Landbau leben wir Landwirte dieses Bekenntnis bereits heute“, erklärt Joachim Rukwied, Präsident des Landesbauernverbandes. Baden-Württemberg sei mit einer Vielzahl von Förderprogrammen und Maßnahmen bundesweit Vorreiter.

In den vergangenen Jahren hat die Landesregierung umfangreiche Regelungen für den Natur- und Artenschutz in Baden-Württemberg umgesetzt und Förderprogramme ausgebaut. „Die Akzeptanz in der Landwirtschaft spiegelt sich in der hohen Beteiligung unserer Bäuerinnen und Bauern an den Umwelt- und Naturschutzprogrammen wieder“, zeigt der Bauernpräsident auf. „Bereits jetzt wirtschaften wir Landwirte auf rund einem Drittel der landwirtschaftlich genutzten Fläche, über die gesetzlichen Vorgaben hinaus, besonders naturverträglich.“

Lebensmittelerzeugung zentrale Aufgabe der Landwirtschaft Bei allen Wünschen nach noch mehr Ökologie darf nicht vergessen werden, dass die Hauptaufgabe der Landwirtschaft die Lebensmittelerzeugung ist.

„Wir sind verantwortlich für die Versorgung der Menschen mit ausreichend, sicheren und hochwertigen Lebensmitteln“, sagt Rukwied. „Zu hohe Auflagen wie im Volkbegehren vorgesehen, würde für die hiesigen Familienbetriebe, die bereits nach hohen Standards produzieren, das Aus bedeuten.“ Überzogener Natur- und Umweltschutz darf nicht zum Treiber des Strukturwandels werden.

Pflanzenschutz bei öko und konventioneller Landwirtschaft unverzichtbar Für die Erzeugung hochwertiger Agrarrohstoffe in Spitzenqualität ist der moderne Pflanzenschutz ein wichtiger Baustein. „Die Vorgabe pauschaler Mengen-Reduktionsziele für Pflanzenschutzmittel sind fachlich nicht sinnvoll“, erklärt Rukwied. „Ein effektiver Pflanzenschutzmitteleinsatz muss je nach Schädlingsaufkommen, Krankheits- und Witterungsverlauf erfolgen. Das gilt für den Ökolandbau ebenso wie für die konventionelle Landwirtschaft.“ Einen pauschalen Pflanzenschutzmittelverzicht lehne der Berufsstand daher ab.

Extensive Bewirtschaftung und verantwortungsvoller Pflanzenschutzmitteleinsatz Die baden-württembergischen Bauern setzen auf circa einem Viertel der landwirtschaftlichen Fläche keine chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel und Mineraldünger ein, auf weiteren fünf Prozent der Fläche reduzieren die Landwirte den Pflanzenschutzmitteleinsatz. 44 Prozent der besonders wertvollen Flora-Fauna-Habitat Mähwiesen Deutschlands liegen in Baden-Württemberg und werden von den hiesigen Landwirten extensiv bewirtschaftet.

Bauern bekennen sich zum Artenschutz

„Wir Bauernfamilien bekennen uns zum Artenschutz. Das haben wir durch unser großes Engagement bei freiwilligen Maßnahmen wie beispielsweise der extensiven Bewirtschaftung von Dauergrünland, dem freiwilligen Verzicht von chemisch, synthetischen Produktionsmitteln oder dem Vertragsnaturschutz bewiesen“, zeigt der Bauernpräsident auf. Dieser Weg eines kooperativen Miteinanders zwischen Landwirtschaft und Naturschutz müsse fortgeführt werden.

„Der vorgelegte Gesetzentwurf des Volksbegehrens Artenschutz  – ‚Rettet die Bienen‘ in Baden-Württemberg gefährdet nicht nur diese Erfolgsgeschichte, sondern auch die Existenz unsere Familienbetriebe im Land“, ist sich Rukwied sicher. „Was wir brauchen, sind vernünftige, umsetzbare Lösungen, die den Artenschutz weiterbringen und der Landwirtschaft Entwicklungsperspektiven erhält.“

Landwirtschaft in Baden-Württemberg

Betriebe im Land nach der amtlichen Statistik: In Baden-Württemberg gibt es nach der amtlichen Statistik 39.800 Betriebe. Die durchschnittliche Betriebsgröße beträgt knapp 36 Hektar pro Betrieb (D rund 62 Hektar). Die überwiegende Mehrheit (89 Prozent) der landwirtschaftlichen Betriebe wird als Familienbetrieb, als sogenanntes Einzelunternehmen, geführt. In Baden-Württemberg wirtschaften ein Drittel dieser Einzelunternehmen im Haupterwerb und knapp zwei Drittel im Nebenerwerb.

Landwirtschaftliche Fläche: In Baden-Württemberg wirtschaften die Bauern auf 1.413.400 Hektar landwirtschaftlicher Fläche. Davon sind rund 815.000 Hektar Ackerfläche und fast 547.900 Hektar Grünland.

Ökolandbau: Mit einem Zuwachs von fast 20 Prozent an ökologisch bewirtschafteter Fläche im Jahr 2018 liegt Baden-Württemberg im Ländervergleich mit an der Spitze. 14 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche ist ökologisch bewirtschaftet (197.751 Hektar). Der Anteil der Öko-Betriebe ist gewachsen. Er liegt im Südwesten bei rund elf Prozent.

Neun Biomusterregionen gibt es in Baden-Württemberg: Landkreis Emmendingen, Breisgau- Hochschwarzwald, Stadt Freiburg; Bodensee/ Konstanz; Landkreis Biberach; Landkreis Ravensburg; Landkreis Hohenlohe und Schwäbisch Hall; Landkreis Ludwigsburg und Stuttgart; Landkreis Neckar-Odenwald; Landkreis Enzkreis und Landkreis Heidenheim „plus“.

Flächenfraß: Nach einem Rückgang des Flächenverbrauchs im Land ist dieser seit 2017 wieder angestiegen. Täglich gehen der Landwirtschaft rund acht Hektar wertvollen Acker- und Grünlandes durch Siedlungs- und Verkehrsmaßnahmen verloren. Wir bewegen uns beim Flächenverbrauch wieder auf dem Niveau von 2008.

Baden-Württemberg hat eine Bodenfläche von 3.574.830 Hektar. Davon sind rund 15 Prozent Siedlungs- und Verkehrsfläche. 1.352.514 Hektar sind Wald.

Freiwillige, kooperative Umweltleistungen durch die baden-württembergische Landwirtschaft

Im Förderprogramm für Agrarumwelt, Klimaschutz und Tierwohl (FAKT 2017) ergreifen Landwirte unterschiedliche Maßnahmen für den Artenschutz. Zusammengerechnet engagieren sich die Bauern im Land auf einer Fläche von über 430.000 Fußballfeldern (320.000 Hektar). Darin sind beispielsweise Maßnahmen wie: Blühflächen, Fruchtartendiversifizierung, unterschiedliche Grünlandbewirtschaftungen, Erhaltung von Streuobstbeständen und Weinbausteillagen, Verzicht von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln, Herbizidverzicht auf Ackerland, Begrünungen, Brache und Maßnahmen im Ökolandbau.

Vertragsnaturschutz: Die Landwirtschaft beteiligt sich im Vertragsnaturschutz mit extensiver Beweidung, Grünlandnutzung, Ackerbewirtschaftung, Umstellung von Ackernutzung auf extensive Grünlandnutzung, pflegende Bewirtschaftung und sonstige Maßnahmen.

Insgesamt investiert das Land Baden-Württemberg rund 23 Millionen Euro jährlich für den Vertragsnaturschutz. Dazu wurden inzwischen fast flächendeckend Landschaftserhaltungsverbände eingerichtet. Diese haben durch ihre beratende Tätigkeit zu einem deutlichen Anwachsen der Flächen im Vertragsnaturschutz geführt. Alleine zwischen 2017 und 2018 konnten die Flächen um 1.400 Hektar auf nunmehr fast 40.000 Hektar anwachsen.

Im Bereich Arten- und Biotopschutz wurden zur Biotopentwicklung, Biotopneuauflage und Biotoppflege sowie weiteren Artenschutzmaßnahmen bisher 18,4 Millionen Euro aufgewendet (Stand 2018).

Ausgewiesene Gebiete für Natur- und Artenschutz in Baden-Württemberg: In Baden-Württemberg gibt es 429.367 Hektar FFH-Gebiet. 44 Prozent der FFH-Mähwiesen Deutschlands liegen im Land. Weitere Schutzgebiete sind: Landschaftsschutzgebiete 806.595 Hektar, Naturschutzgebiete 86.728 Hektar, Vogelschutzgebiete 398.215 Hektar, Naturdenkmale (flächenhaft) 6.542 Hektar, Naturpark 1.220.897 Hektar, Nationalpark 10.059 Hektar, Biosphärengebiet 148.505 Hektar.

Sonderprogramm der biologischen Vielfalt 2018/19: Die Ministerien für Umwelt, für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz sowie für Verkehr verstärken mit dem Sonderprogramm ihre Anstrengungen zum Erhalt der Artenvielfalt. Es beinhaltet unter anderem Maßnahmen für Erhalt und Entwicklung von Natura 2000-Gebieten, Extensivierungsmaßnahmen in der Kulturlandschaft zur Schaffung von Lebensräumen für bedrohte Arten, Moorschutz und einen landesweiten Biotopverbund.

Ziel des Sonderprogrammes ist die Sicherung heimischer Arten, Artengemeinschaften und ihrer Lebensräume – funktionsfähige, ökologische Wechselbeziehungen in der Landschaft zu bewahren, wiederherzustellen und zu entwickeln. Für 2018/19 hat das Sonderprogramm eine Mittelausstattung von 36 Millionen Euro erhalten. Davon stellt das Land für Monitoringsmaßnahmen sechs Millionen Euro zur Verfügung. Monitorings werden für Insekten, FFH-Arten, Brutvögel, Fledermäuse und Waldlebensräume betrieben.

Ökologische Vorrangflächen Baden-Württemberg (ÖVF): Landwirtschaftliche Betriebe müssen seit 2015 grundsätzlich zunächst fünf Prozent ihrer Ackerflächen als ökologische Vorrangflächen bereitstellen. Diese Flächen müssen im Umweltinteresse genutzt werden (beispielsweise zum Erhalt von Hecken oder als Feldrand oder Pufferstreifen). Eine landwirtschaftlich produktive Nutzung bleibt unter bestimmten Bedingungen aber zulässig. Dazu gehört zum Beispiel der Anbau von Eiweißpflanzen, die den Stickstoff im Boden binden oder der Anbau von Zwischenfrüchten.

Die Summe aller Maßnahmen hierfür liegt bei 94.627 Hektar. Maßnahmen sind bspw.: brachliegende Flächen, Hecken/ Knicks, Baumreihen, Feldgehölze, Feldraine, Flächen mit Zwischenfruchtanbau oder Gründecke, Flächen mit stickstoffbindenden Pflanzen, Honigbrache (einjährig), Miscanthus und Durchwachsene Silphie.

Pflanzenschutzmitteleinsatz: In Baden-Württemberg werden inzwischen fast ein Drittel der landwirtschaftlichen Fläche ohne beziehungsweise mit reduziertem Pflanzenschutzmittel-Einsatz bewirtschaftet; auf knapp einem Viertel der Fläche wird vollständig auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmaßnahmen verzichtet.

Eigeninitiativen der Landwirtschaft: Im F.R.A.N.Z.-Projekt (Für Ressourcen, Agrarwirtschaft & Naturschutz mit Zukunft) entwickeln und erproben Landwirte und Naturschützer gemeinsam auf zehn landwirtschaftlichen Demonstrationsbetrieben in ganz Deutschland praxistaugliche und betriebswirtschaftlich tragfähige Maßnahmen zur Steigerung der biologischen Vielfalt in der Agrarlandschaft.

Der Betrieb von Jürgen Maurer (Hohenlohekreis) ist der F.R.A.N.Z.-Demonstrationsbetrieb in Baden-Württemberg. Das F.R.A.N.Z-Projekt hat bereits im Dezember 2018 den Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2019 in der Kategorie „Forschung“ und im Juni 2019 die Auszeichnung der UN-Dekade Biologische Vielfalt erhalten. Die Förderung des Projekts F.R.A.N.Z. erfolgt mit Mitteln der Landwirtschaftlichen Rentenbank, mit besonderer Unterstützung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft und der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, sowie durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare

BWblühtauf – Gemeinsam für Artenvielfalt: Unter dem Motto „BWblühtauf – gemeinsam für Artenvielfalt“ gehen die Bauern im Land mit ihrer Blühstreifenaktion ins neue Jahr. Schon heute säen die Landwirte in Baden-Württemberg auf einer Fläche von rund 18.000 Fußballfeldern (2017) und 22.000 Fußballfeldern (2018) Blühmischungen als Insektenfutter an.

Diese Zahl möchten der Landesbauernverband und seine Landwirte gemeinsam mit seinen Mitbürgern ausbauen. Dazu können Interessierte eine sogenannte Blühpatenschaft erwerben: Auf der Übersichtskarte von www.bwbluehtauf.de den gewünschten landwirtschaftlichen Betrieb auswählen und den Landwirt über die angegebenen Kontaktdaten ansprechen. Individuelle Blühpatenschaft vereinbaren (Flächengröße, Laufzeit, Kosten pro Quadratmeter etc.). Der Landwirt sät die vereinbarte Blühfläche für den Paten in gewünschter Flächengröße ein. Zusätzlich tragen die Landwirte ihr bisheriges Engagement für die Artenvielfalt auf der Online-Plattform ein.

Der Landesbauernverband in Baden-Württemberg e. V. (LBV) vertritt rund 36.000 Landwirte aus Baden-Württemberg. 23 selbstständige Kreisbauernverbände nehmen auf regionaler Ebene die Interessen des bäuerlichen Berufsstandes wahr. Insgesamt ist jeder zehnte Arbeitnehmer in Baden-Württemberg direkt oder indirekt von der Landwirtschaft abhängig.

LBV
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