Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
21.02.2021 | 00:02 | Meeresverschmutzung 

Leben im Müll: Neue Artenvielfalt im Plastikabfall der Tiefsee

München - Die Sorge um die Folgen von Plastik in den Meeren ist groß. Der Müll bedroht aber nicht nur Arten - er kann auch Lebensraum sein.

Meeresverschmutzung
Plastikmüll im Meer - Hunderttausende Tonnen lagern dort schon. Meist drehen sich die Sorgen von Wissenschaftlern und Naturschützern darum, dass dies die faszinierende Artenvielfalt unter Wasser mindert. Es kann aber auch umgekehrt sein. (c) proplanta
Ein internationales Team von Forschern aus China und Deutschland fand einen neuen Hotspot der Biodiversität - und zwar ausgerechnet im Plastikmüll, der sich seit Jahrzehnten in den Tiefseegräben der Erde ansammelt. Dort habe sich ein artenreiches Ökosystem entwickelt.

«Es ist das erste Mal, dass man die auf dem Plastik sitzende Fauna genau ansieht», sagte der an der Studie beteiligte Zoologe Bernhard Ruthensteiner von der Zoologischen Staatssammlung München (SNSB-ZSM) am Donnerstag. Allerdings sei die neue Vielfalt nicht unbedingt ein gutes Zeichen. Denn die Ausbreitung bestimmter Organismen könne zu Veränderungen in den Ökosystemen der Meere führen. Die Studie wurde in der zoologischen Fachzeitschrift «Environmental Science & Technology Letters» veröffentlicht.

Das Team um Xikun Song von der Universität Xiamen in China, Ex-Gastwissenschaftler an der SNSB-ZSM, hatte Plastikmüll in einem Tiefseegraben im Südchinesischen Meer mit Hilfe eines bemannten Tauchboots untersucht. In 1.700 bis 3.200 Metern Tiefe lagerten dort rund 52.000 Plastikteile pro Quadratkilometer.

Die Wissenschaftler fanden 49 Arten, die offensichtlich auf und in den Lebensmittelverpackungen, Tüten oder Flaschen lebten. Darunter waren festsitzend lebende Tiere wie Pilze, Korallen oder Seepocken, aber auch freilebende Flachwürmer und Schnecken. «Die Formenfülle aber auch die Individuendichte auf einzelnen Stücken hat uns überrascht», sagte Ruthensteiner. «Sehr viele Organismen brauchen feste Materialien, um sich fortpflanzen zu können», erläuterte der Zoologe.

An vielen Stellen sei der Meeresboden aber weich und schlammig. Das sei wahrscheinlich der Grund für die Ansiedelung.Das Team befasste sich nicht mit den Folgen von Mikroplastik, das die Artenvielfalt schädigt. Auch große Plastikteile können für Tiere gefährlich sein, etwa wenn sie die Stücke mit Nahrung verwechseln und fressen. Teils bleiben Tiere auch in Plastikmüll stecken.
dpa
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Zentrale Stelle im Kampf gegen Asiatische Hornisse eingerichtet

 Mähfrei durch den Mai - Weniger tun für mehr Vielfalt

 Waschbären futtern sich durch den Südwesten

 Waschbären-Jagd nicht zielführend

 Studien sollen mehr Wissen über Asiatische Hornisse bringen

  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken